Das Gedächtnis der Eifel

Hüttingen bei Lahr · Theo und Brigitte Lukas kennen keine Grenzen. In ihrem Ofen- und Eisenmuseum können sich Besucher in alte Zeiten zurückversetzen. Die Anzahl der Exponate ist einfach unfassbar.

Hüttingen bei Lahr Drei Säcke Schmuggelkaffee aus dem Jahr 1945 hat Theo Lukas entdeckt, als er vor Jahren im luxemburgischen Diekirch einen Fußboden aus einem Abbruchhaus ausgebaut hat. Den Boden aus Lärchenholz samt Leisten hat er in Hüttingen in seinem Ofen- und Eisenmuseum wieder verlegt - und zwar akkurat, wie es seine Art ist. Der Original-Schmuggelkaffee ist dort auch zu sehen. Solche Geschichten können Theo und seine Ehefrau Brigitte zuhauf erzählen.
Wie die von dem zehn Zentner schweren Panzer-Hausbackofen. Den hat Maria Lauer aus dem saarländischen Rappweiler als Aussteuer 1907 mit nach Greimerath gebracht hat. Bis zu ihrem Tode 1948 hat sie darin das Brot für die ganze Familie gebacken. Ende 2007 kommt dann ein rostiger Backofen vom Hunsrück in die Südeifel. Liebevoll aufgearbeitet von Theo Lukas, wird der Panzer-Ofen zum Grundstein für das Backhaus im einstigen Schweinestall. "Als die Enkelinnen von Maria Lauer uns besuchten, waren sie zu Tränen gerührt, als sie das restaurierte Stück sahen", berichtet Theo. Er und Brigitte haben in den 15 Jahren, in denen sie ihr privates Museum nun betreiben, vielen Dingen eine neue Heimat gegeben, sie haben Tausende Gebrauchsgegenstände vor der Schrottpresse und dem Container bewahrt. 30 Öfen der einstigen Weilerbacher Hütte haben die Sammler auf ihren "Beutezügen" wieder in die Eifel zurückgeholt. "Uns begeistert, wie sich die Menschen früher zu helfen wussten. Und dieses Wissen wollen wir bewahren." Ergebnis dieser Sammelleidenschaft sind Ausstellungsstücke, deren Zahl kein Mensch mehr ermitteln kann. Sie selbst haben bei 40 000 aufgehört zu zählen, wie sie versichern. Ein Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde wäre da schon fällig.
Bei den Exponaten handelt es sich bei Weitem nicht nur um Öfen oder Takenplatten, wie der Name des Museums vielleicht erwarten lässt. Am Römerberg 10 in Hüttingen finden die Besucher nahezu alles, was der Mensch in der Eifel und darüber hinaus gestaltend geschaffen hat - auf mehrere Hundert Quadratmeter in den Wirtschaftsgebäuden des ehemaligen Bauernhofs verteilt. Gut, Autos gehören nicht dazu, aber alte Mopeds gibt es im einstigen Kuhstall zu sehen, eine Schusterwerkstatt, eine Fahrschule, eine Küche mit unzähligen Utensilien und eine Waschküche. Im Hof unter einem Vordach ist ein altes Klassenzimmer aufgebaut, landwirtschaftliches Arbeitsgerät ist in großen Mengen zu sehen. Dass im Museum regelmäßig Staub gewischt wird, ist offensichtlich. Es gibt keine muffigen Gerüche - Heizungen und Luftentfeuchter sind im Einsatz. Für sein Engagement hat das Ehepaar den deutschen Bürgerpreis erhalten. Aber finanzielle Unterstützung durch die öffentliche Hand wäre auch willkommen: "Ein Heizkostenzuschuss wäre auch ein Form der Anerkennung", findet Theo. Viel Lob bekommen sie von den Besuchern. Ältere Gäste freuen sich, dass sie sich in alten Zeiten zurückversetzen lassen können. Das Museum ist wie das Gedächtnis der Eifel.Extra: ÖFFNUNGSZEITEN DES MUSEUMS


Das Ofen- und Eisenmuseum ist bis 31. Oktober, mittwochs bis sonntags, von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Montag und Dienstag ist es geschlossen. Vom 1. November bis Ostern kann es nach Vereinbarung besichtigt werden. Der Eintritt kostet für Erwachsene und Jugendliche 4 Euro, für Schüler von sechs bis 16 Jahre 2 Euro und Kinder unter sechs Jahren sind frei. Informationen unter Telefon 06566/854, Info@ofen- und eisenmuseum. de, www. ofen-und eisenmuseum.de

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