Das Glück hat sie wieder eingeholt

BITBURG. Ein Lehrlingstreffen gab es jüngst im Gasthaus Meilbrück bei Bitburg. Rund 60 der 100 ehemaligen Auszubildenden der Fortuna-Werke Maschinenfabrik aus Stuttgart feierten ein freudiges Wiedersehen.

 Gemeinsame Wurzeln, verschiedene Wege: Die Fortuna-Lehrlinge Bernd Bratsch (links) und Berthold Mai halten das alte Schild der Fortuna-Werke hoch. Bratsch blieb der Branche treu, ist Manager im Maschinenbau. Mai wurde Musiker und leitet ein Orchester. Foto: Rudolf Höser

Gemeinsame Wurzeln, verschiedene Wege: Die Fortuna-Lehrlinge Bernd Bratsch (links) und Berthold Mai halten das alte Schild der Fortuna-Werke hoch. Bratsch blieb der Branche treu, ist Manager im Maschinenbau. Mai wurde Musiker und leitet ein Orchester. Foto: Rudolf Höser

In der römischen Mythologie ist Fortuna die Schicksals- und Glücksgöttin. Auch wenn es die Maschinenfabrik Fortuna so nicht mehr gibt, die Lehrlinge von einst wurden von der Glücksgöttin wohl bedacht. Sie trafen sich nach 40 Jahren wieder. Norbert Assmann und Otto Zillien sind zufrieden. Ihre aufwändigen Vorbereitungen haben Erfolg gehabt. Beide lernten sich und die übrigen Männer vor vier Jahrzehnten kennen. Alles begann in der Gemeinschaftslehrwerkstatt der Eifel-Werke von Bosch und Fortuna in den Hallen des Eifelwerkes in Malberg. Aus dem Ballungsraum Stuttgart gab es seinerzeit Anfragen. Junge, arbeitsfähige Eifeler sollten im Schwabenland die Arbeitsplätze ausfüllen, die nicht besetzt werden konnten. "Von der Metalllehrwerkstatt in Bitburg gingen die jungen Männer nach Stuttgart, um dort ihre Ausbildung zu beenden", erinnert sich Herbert Pütz. Er war der Ausbildungsleiter der Metallwerkstatt. Etliche blieben dort. Mit der wachsenden Mobilität der Autogesellschaft kamen viele aber auch wieder zurück in die Eifel. "Jedenfalls wollten wir uns nach so langer Zeit alle einmal wieder sehen", begründet Assmann das Treffen. Bei der Recherche nach den Adressen stellten er und Zillien fest, dass sie ihre Einladungsschreiben in alle Welt versenden mussten. Für das Wiedersehen reiste Bernd Bratsch sogar aus Thailand an. Der Fortuna-Lehrling hat es bis zum Manager eines großen deutschen Maschinenbaukonzerns geschafft. Von Stuttgart aus ging sein Berufsweg über Düsseldorf, Frankreich, Israel, Südafrika bis nach Asien. "Da sollte ich für zwei Wochen hin. Daraus sind 22 Jahre geworden", sagt Bratsch, der eine Thailänderin geheiratet hat und in Asien bleiben will. Bei Fortunalehrling Berthold Mai verlief alles ganz anders. Die gemeinsamen Wurzeln hielten ihn nicht davon ab, völlig andere Wege zu gehen. "Im Priesterseminar habe ich das Abitur nachgemacht und anschließend Musik studiert", erzählt Mai. Heute arbeitet er mit eigenem Orchester und seiner Ehefrau, die Opernsängerin ist. Er lebt und arbeitet in Stuttgart und Genua. Beim Wiedersehen der Fortuna-Lehrlinge trafen so völlig verschiedene Welten aufeinander. Gemeinsam schauten sie sich die alten Bilder und Dias an. Dabei wurden die Erinnerungen aufgefrischt, und die Männer trauten sich, so manches aus der gemeinsamen Lehrzeit zu erzählen. "Alles verjährt", hieß es da. Und: "Fortuna hat uns immer beigestanden."

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