Das "Lü-Gen" macht Politiker krank

BITBURG. Beim Gastspiel des Kabaretts "Leipziger Pfeffermühle" erlebten die Besucher im Haus Beda eine kabarettistische Spitzenleistung. Anhaltender Beifall war der Lohn.

 Präsentierten in Bitburg Satire vom Feinsten: die Kabarettisten der Leipziger Pfeffermühle.Foto: Rudolf Höser

Präsentierten in Bitburg Satire vom Feinsten: die Kabarettisten der Leipziger Pfeffermühle.Foto: Rudolf Höser

Schon als im April dieses Jahres Hubert vom Venn und Jupp Hammerschmidt mit ihrer Kabarettvorstellung großen Erfolg in Bitburg einheimsten, wurde der Auftritt des Kabaretts "Leipziger Pfeffermühle" als mögliche Steigerung angepriesen: Die Kulturgemeinschaft hatte nicht zu viel versprochen.Heiderose Seifert, Burkhard Dernau und Dieter Richter nahmen das aktuelle politische Geschehen unter die kabarettistische Lupe - und zwar so, wie es der Name des Ensembles verspricht: mit scharfem satirischem Pfeffer. Dabei ist die Arbeit schwieriger geworden, findet Dieter Richter. "Reichte es vor der Wende zuweilen aus, dem Publikum ein Schlagwort vorzuwerfen, um es in Heiterkeitsstürme ausbrechen zu lassen, so ist die Arbeit in unserer heutigen Demokratie weitaus subtiler geworden. Gesellschaftliche Missstände und Fehlentwicklungen müssen genauestens beobachtet und analysiert werden, bevor sie bühnenreif satirisch verpackt zum Gegenstand der Aufführungen werden."Ohne Zweifel jedoch gibt es Themen genug, die das politisch-satirische Kabarett geradezu herausfordern. So zogen sich die aktuellen Diskussionen und Renten- und Gesundheitsreform wie ein roter Faden durch die Bitburger Vorstellung, die von zwei Vollblut-Musikern begleitet wurde. Markus Ludwig spielte am Piano und Robert Korward trommelte am Schlagzeug.Bei seiner Betrachtung der Gesundheitsreform blickte Richter durch die Brille eines Arztes. Dabei kamen neue Wortschöpfungen zu Tage.Außerdem präsentierte der Kabarettist die Top-Ten der Politikerkrankheiten. Ganz oben auf der Liste standen da der so genannten "Rückgradschwund", die "Gesichtsfeld-Einschränkung" und die "Wahrheitsallergie". Letzteres allerdings sei "genetisch bedingt", so Richter. Verantwortlich für diesen Defekt sei das "Lü-Gen".Auch Alfred Biolek wird aufs Korn genommen

Nicht weniger deutlich brachten Heiderose Seifert und Burkhard Dernau das Geschehen auf den Punkt. Dernau gefiel dem Publikum besonders in der Rolle des Moderators Alfred Biolek und Seifert bei ihren musikalischen Ausflügen. Auch die Ausblicke auf die neue Reihe "Kachelmann ist schuld", bei der in satirischen Wetterberichten die Lachmuskeln arg strapaziert wurden, war sehens- und hörenswert.Kein Wunder. Schließlich gehört die Leipziger Pfeffermühle zu den traditionsreichsten Ensembles der Szene. Als städtisches Ensemble 1954 gegründet und heute ale Privattheater präsentiert es seit seiner Gründung professionelles Ensemble-Kabarett erster Güte und stellte dies in Bitburg erneut unter Beweis.Nun sind es wortgewandte Autoren, die ihre Texte den Pfeffermüllern auf den Leib schreiben. Dennoch müssen es exzellente Kabarettisten und Schauspieler sein, die das Ganze in Szene setzen. Ein Unterfangen, das in Bitburg uneingeschränkt gelang. "Den Kabarettisten des heutigen Abends gratuliere ich zu ihrer fantastischen Vorstellung. Die Kulturgemeinschaft ermuntere ich, weitere solch unterhaltsame Veranstaltungen anzubieten", sagte eine Zuschauerin nach der Vorstellung.

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