Das Märchen vom barocken Schnäppchen

"Zu verkaufen." Dieses imaginäre Schild hängt bereits seit längerem an der Fassade von Schloss Malberg. Die Besitzerin, die Verbandsgemeinde Kyllburg, kann sich das Schmuckstück nicht leisten und möchte es daher loswerden. Doch das Nutzungskonzept muss stimmen.

 Schloss Malberg steht zurzeit wieder in der Diskussion, da das barocke Schmuckstück für 600 000 Euro verkauft werden könnte. Ein Vielfaches müsste jedoch danach noch in das Schloss investiert werden, um es nutzen zu können. TV-Foto: Denise Juchem

Schloss Malberg steht zurzeit wieder in der Diskussion, da das barocke Schmuckstück für 600 000 Euro verkauft werden könnte. Ein Vielfaches müsste jedoch danach noch in das Schloss investiert werden, um es nutzen zu können. TV-Foto: Denise Juchem

Malberg. "Da wurde über Jahre so viel von unserem Geld in das Schloss gesteckt, und jetzt soll es einfach so verhökert werden." Diese drastischen Worte spricht ein Spaziergänger aus, der gerade vor Schloss Malberg steht. Mit dieser Meinung ist er nicht allein. Seit in dem Eifelort die Kunde die Runde gemacht hat, das Schloss könnte bereits für 600 000 Euro den Besitzer wechseln, wird heftig über dieses Thema diskutiert."Noch einmal sieben Millionen Euro reinstecken"

Rund sieben Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren in die Sanierung des barocken Kleinods investiert. Hauptsächlich mit Mitteln aus Bund und Land. "Und das sind ja wohl unsere Steuergelder, mit denen das bezahlt wurde", empört sich der Malberger. Bei der Internet-Recherche unserer Zeitung fand sich Schloss Malberg im Angebot der "Schnittler Immobilien GmbH" in Aachen. Von 600 000 Euro steht dort jedoch nichts. Die Punkte "Kaufpreis" und "Provision" werden lediglich mit "verhandelbar" angegeben. Der Betrag von 600 000 Euro scheint dennoch nicht völlig aus der Luft gegriffen zu sein. "Ich kann mir vorstellen, dass der Verbandsgemeinderat nach Abstimmung mit den mitentscheidenden Behörden das Schloss für 600 000 Euro verkaufen könnte. Natürlich nur, wenn die vorgestellte Nutzung stimmt", sagt Bernd Spindler, Bürgermeister der VG Kyllburg. Als Schnäppchen stellt er diesen möglichen Preis jedoch nicht hin. Spindler: "Man muss wissen, dass wohl noch einmal mindestens sieben Millionen Euro in das Schloss investiert werden müssen, um es dauerhaft wirtschaftlich nutzen zu können." Die Verbandsgemeinde selbst habe definitiv keine Nutzungsmöglichkeit und könne sich das Schloss finanziell nicht leisten. Erst Anfang April kam die Nachricht aus Berlin, dass sich Bund und Land weiter an den Renovierungskosten der Schlossanlage beteiligen werden (der TV berichtete). Laut dem Hermeskeiler SPD-Bundestagsabgeordneten fließen in diesem Jahr Zuschüsse in Höhe von 320 000 Euro. Das Geld soll in die Sanierung des "Neuen Hauses" der Schlossanlage gesteckt werden.Potenzielle Kauf-Interessenten soll es für die Anlage in Malberg, die seit April 2000 als "Denkmal von besonderer nationaler kultureller Bedeutung" anerkannt ist, einige geben. Dazu gehören unter anderem zwei Niederländer, eine Däne und die Deutsche Denkmalstiftung. Ein anderer möglicher Käufer kommt aus der Region Trier.

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