"Das Schloss gehört uns allen" - Schloss Weilerbach gehört seit 25 Jahren dem Eifelkreis

Bollendorf · Seit mehr als 25 Jahren ist Schloss Weilerbach im Besitz des Eifelkreises. Vor 200 Jahren wurde dort Eisen verhüttet, inzwischen werden im Schloss Hochzeiten gefeiert und Konzerte gegeben. Die Pflege der Anlage kostet den Kreis bis zu 60 000 Euro im Jahr.

 Schloss Weilerbach bei Bollendorf wurde 1780 errichtet. Das Schloss ist in gutem Zustand, was man von den Hüttenanlagen (rechts) nicht behaupten kann. TV-Fotos (5): Klaus Kimmling

Schloss Weilerbach bei Bollendorf wurde 1780 errichtet. Das Schloss ist in gutem Zustand, was man von den Hüttenanlagen (rechts) nicht behaupten kann. TV-Fotos (5): Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling (e_bit )

Der neuste Schatz auf Schloss Weilerbach steht im Museumscafé in einer Ecke: ein Ofen, der in den Eisenhütten der Anlage vor etwa 130 Jahren gefertigt wurde. Auch ein Exemplar der damaligen Preisliste ist erhalten geblieben - 55 Mark hat der edle und filigran verzierte Ofen demnach damals gekostet. "Vor 14 Tagen haben wir den Ofen einer Familie abgekauft", berichtet Martin Olinger. Er ist nicht nur Kämmerer des Eifelkreises Bitburg-Prüm, sondern auch Geschäftsführer der Schloss-Weilerbach-Gesellschaft, die sich um die Pflege und die Verwaltung der 74 000 Quadratmeter großen Anlage kümmert.

Der Verein wurde 1992 gegründet, als der Kreis Schloss Weilerbach von der gbt GmbH kaufte, eines ursprünglich in Trier im sozialen Wohnungsbau tätigen Unternehmens. Die Mitgliederzahlen des Vereins gehen jedoch zurück. 2013 hatte die Gesellschaft noch 130 Mitglieder, inzwischen sind es nur noch rund Hundert. Olinger hat dafür eine traurige Erklärung: "Viele der älteren Mitglieder sind gestorben." Nach der Gründung der Gesellschaft habe es einen regelrechten Sturm der Begeisterung gegeben, berichtet er, weswegen viele Menschen direkt beigetreten seien. "Viele ältere Leute aus der Gegend kannten das Schloss Weilerbach noch von früher, als hier noch echter Betrieb war. Inzwischen ist es sehr viel ruhiger geworden." Dennoch sei die Zustimmung zur Pflege der Anlage in der Bevölkerung und auch im benachbarten Luxemburg groß.

Die Schloss-Weilerbach-Gesellschaft pflegt den 10 000 Quadratmeter großen Garten der Anlage, organisiert die Veranstaltungen auf dem Schloss und kümmert sich um Förderprojekte. Insgesamt seien 15 bis 20 verschiedene Quellen finanziell an der Anlage beteiligt, neben dem Bund, dem Land Rheinland-Pfalz und verschiedenen Stiftungen auch der Eigentümer, der Eifelkreis, berichtet Olinger. "Seit dem Kauf 1991 wurden 9,6 Millionen Euro in die Anlage investiert." 15 Prozent der Kosten seien aus dem Eigenkapital des Kreises bezahlt worden.
Heute ist Schloss Weilerbach nicht nur Ausflugsziel, sondern auch kulturelle Institution. Für 2017 sind bisher sieben Konzertveranstaltungen mit der Jazz-Initiative Eifel geplant. Ein weiteres Angebot wird häufig genutzt: Dreißig Hochzeiten auf Schloss Weilerbach sind für 2017 angemeldet. Olinger schätzt, dass es bis Jahresende um die fünfzig sein werden. Gruppen können außerdem Führungen über die Schlossanlage buchen. Unangemeldete Führungen wurden abgeschafft, weil die Nachfrage den Aufwand nicht gerechtfertigt hat. Auch Martin Olinger macht sich da keine Illusionen: Ein großer Touristenmagnet ist Schloss Weilerbach trotz allem nicht. Mehr als einmal wurde der Sinn der Investitionen durch den Kreis in das Schloss infrage gestellt, zuletzt vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Bernd Spindler bei der Haushaltsplanung für 2017 Ende Januar (der TV berichtete).

"Die Kosten schwanken von Jahr zu Jahr. 2016 kamen wir am Ende null auf null heraus. Wenn es viele Veranstaltungen gibt, kostet die Anlage bis zu 60 000 Euro", sagt Olinger. Das Schloss und die umliegenden Gebäude seien vollständig vermietet, soweit dies möglich sei. Durch die Einnahmen wird die Pflege der Parkanlagen und des Geländes der Eisenhütte mitfinanziert. Olinger: "Der gesamte Bereich ist eine Denkmalzone. Das sind keine einzelnen Denkmäler, das gehört alles zusammen. Würden die Sachen einzeln verkauft werden, würden sie nicht zusammen erhalten werden." Am Ende, so meint der Geschäftsführer der Schloss-Weilerbach-Gesellschaft, sei die Anlage, die das Prädikat "von nationaler kultureller Bedeutung" trägt, nichts, was sich ein Einzelner an die Brust heften könne:"Das Schloss gehört uns allen."Kommentar Meinung

Unsere Geschichte in sicheren Händen
"Eine Generation, die die Geschichte ignoriert, hat keine Vergangenheit und keine Zukunft", schrieb der amerikanische Schriftsteller Robert Anson Heinlein. Es ist per se nicht die Aufgabe des Kreises, das Schloss Weilerbach um jeden Preis zu erhalten - aber es muss die Pflicht jeder öffentlichen Institution sein, sich für den Erhalt solcher kultureller Kleinode einzusetzen. Wer weiß, was mit der Anlage geschähe, geriete sie in private Hand. Man kann sich einfach nicht sicher sein. Die Anlage in Kreisbesitz bedeutet zusätzliche Kosten, aber sie bedeutet vor allem eines: unsere Geschichte in sicheren Händen. Das sollte uns allen 60 000 Euro im Jahr wert sein.EIN SCHLOSS ALS VERWALTUNGSGEBäUDE

Extra

"Das Schloss gehört uns allen" - Schloss Weilerbach gehört seit 25 Jahren dem Eifelkreis
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 Die Schloss-Weilerbach-Gesellschaft organisiert die Pflege der 10 000 Quadratmeter großen Parkanlage.

Die Schloss-Weilerbach-Gesellschaft organisiert die Pflege der 10 000 Quadratmeter großen Parkanlage.

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 Ein Ofen, der um 1890 auf Schloss Weilerbach gefertigt wurde.

Ein Ofen, der um 1890 auf Schloss Weilerbach gefertigt wurde.

Foto: Klaus Kimmling (e_bit )
 Die Räume des Schlosses sind vermietet und nicht öffentlich zugänglich. Dort werden auch Hochzeiten und Konzerte veranstaltet.

Die Räume des Schlosses sind vermietet und nicht öffentlich zugänglich. Dort werden auch Hochzeiten und Konzerte veranstaltet.

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1777 gründete die Abtei Echternach am Standort des Schlosses eine Eisenhütte. 1780 wurde Schloss Weilerbach als Verwaltungsgebäude errichtet. Ab 1797 war die Anlage im Besitz eines französischen Kommissars, ab 1832 übernahm eine luxemburgische Unternehmerfamilie. Zeitweise waren dort 220 Menschen angestellt. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Anlage beschädigt, 1958 wurde der Betrieb eingestellt. 1987 bis 1992 wurde Schloss Weilerbach durch die Trierer Baugesellschaft gbt instandgesetzt. Seit 1991 ist die Anlage im Besitz des Eifelkreises.

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