Das Wir gewinnt – Vom Land finanzierter Strategiecheck für Kyllburg vereint Fachkompetenz und Bürgerideen

Kyllburg · Es kann die Chance für Kyllburg werden: Das Land Rheinland-Pfalz finanziert der mit mehr als drei Millionen Euro verschuldeten Stadt einen Strategiecheck. In einer auf drei Monate angelegten Aktion können Fachleute und Bürger ihre Ideen für die Entwicklung Kyllburgs einbringen.

 Ein autofreier Ortskern, stattdessen Grün, Bänke und Platz zum Leben - eine Möglichkeit, Kyllburg attraktiver zu machen.

Ein autofreier Ortskern, stattdessen Grün, Bänke und Platz zum Leben - eine Möglichkeit, Kyllburg attraktiver zu machen.

Foto: Wilma Werle



Es hat ein bisschen was von "Wer wird Millionär?". "Geben Sie nicht zu viel vorab preis", warnt Günter Jauch regelmäßig vor Gebrauch des Publikumsjokers. "Das Wissen der Vielen ist nicht zu unterschätzen." So ähnlich ist es, wenn der Kyllburger Stadtbürgermeister Wolfgang Krämer und Josef Junk, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburger Land, sich mit dem TV treffen, um über den derzeit laufenden Strategiecheck für Kyllburg zu reden.

Doch von vorne: Eine überalterte Bevölkerung, schwierige topographische Lage, ein ausgestorbener Stadtkern, Ladenleerstände - die Bürde, die die Stadt Kyllburg zu tragen hat, ist schwer. Das sieht auch die Landesregierung so und finanziert Kyllburg einen sogenannten Strategiecheck. Unter Federführung und professioneller Begleitung der Entwicklungsagentur Entra aus der Pfalz sind Verwaltung und Bürger aufgerufen, die aktuelle Lage Kyllburgs zu analysieren und darauf aufbauend konkrete Strategien für die Zukunft zu entwickeln. Die Kernfrage ist dabei: Wie ist es zu schaffen, dass die jungen Menschen nicht abwandern, die Senioren in ihrem Heimatort altersgemäß leben und bleiben können, die Geschäfte und die Innenstadt wiederbelebt werden, kurzum - die Stadt lebens- und liebenswert zu gestalten?

Der Anfang ist gemacht: "Engagiert, kreativ und realistisch", so beschreibt Stadtbürgermeister Krämer den Strategie-Workshop mit Mitarbeitern aus der Verwaltung. "Es wurden keine Luftschlösser gebaut." Und Verbandsbürgermeister Junk fasst die dabei genannten Stärken der Stadt zusammen: "Kyllburg liegt an Bahn und Autobahn und am Kylltalradweg." Zugleich hofft er, dass das neue Leben im alten Hotel Eifeler Hof eine Initialwirkung für die ganze Stadt haben kann. Aber, so sind sich beide einig, es geht nur gemeinsam mit den Bürgern. "Wir wollen beim Bürger die eigene Verantwortung für die Stadt wecken", sagt Krämer. Junk ergänzt: "Es geht nicht von oben herab."

Sandra Heckenberger von Entra berichtet im Gespräch mit dem TV, dass neben Innenentwicklung und Standortmarketing auch das Image der Stadt Kyllburg ein wichtiges Thema sei. Die Zeiten, dass Kyllburg wirtschaftlich vor allem durch die vielen Kurgäste gut dastand und die Kyllburger ein ausgeprägtes Selbstbewusstsein hatten, seien zwar längst vorbei, die Wahrnehmung von außen hätte sich aber gehalten, sei bei dem Workshop als Problem genannt worden. <EA>Eine realistische Selbsteinschätzung, ein ehrlicher Blick auf die Schwächen und Stärken, gepaart mit gemeinsamem Engagement aller - darauf setzt der Stadtbürgermeister. Und verrät auch erste Ideen: "Mein Traum wäre eine Hochstraße ohne Autos. Stattdessen Bänke, ein Treffpunkt, Platz zum Leben", meint Krämer. "Das wäre realistisch und nicht unbezahlbar."

Interviews mit ausgewählten Vertretern der Bürgerschaft, aus Bau- und Innenentwicklungsausschuss, aus Vereinen, Tourismus, Kirche und Gewerbe sowie dem früheren Verbandsbürgermeister und jetzigen Beigeordneten Rainer Wirtz, die in den vergangenen zehn Tagen stattfanden, sollen weitere Impulse liefern.<EA>Diese Form der Zukunftsplanung ist neu und hat Modellcharakter. Während der Eifelkreis Bitburg-Prüm auf sein Kreisentwicklungskonzept und den Zukunfts-Check Dorf setzt, geht die Stadt Kyllburg mit dem Strategiecheck einen anderen Weg. Für Landrat Joachim Streit kein Problem: "Möglicherweise können beide Initiativen voneinander profitieren", sagt er auf Anfrage des TV. Wichtig sei, dass beide Varianten Fachkompetenz und Bürgerbeteiligung vereinten.
Mitmachen können tatsächlich alle Bürger bei der Kyllburger Spezialausgabe der Jauch'schen Quizsendung, wenn es am Mittwoch, 4. März, um 18 Uhr im Eifeler Hof heißt: "Wer wird Visionär?". An diesem Abend werden die bis dahin erzielten Ergebnisse des Strategiechecks den Bürgern vorgestellt - die rege Nutzung des Publikumsjokers ist dabei ausdrücklich erwünscht! Im Vergleich zur Original-Sendung gibt es allerdings zwei Unterschiede: In Kyllburg ist es kein Ratespiel, sondern Ernst. Und als Hauptpreis winkt keine Million Euro, dafür aber ein zukunftsfähiges Leben in einer liebenswerten Stadt.

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