"Das ist doch unser Wald"

BITBURG. Kein Waldarbeiter mehr, der Bäume fällt, kein Gerät mehr, das die Spazierwege zerstört: So hätten es viele Naturliebhaber gerne. "Das ist eine neoromantische Einstellung zur Natur, die mit der Realität nichts zu tun hat", sagt Hermann Bolz, Leiter der Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt. Er referierte bei der Mitgliederversammlung des Waldbauvereins Bitburg.

Wem gehört der Wald, durch den Sie regelmäßig spazieren gehen? Wissen Sie es? Gehört er der Kommune, in der Sie wohnen? Gehört er der Kirche, dem Land oder ist er in privater Hand? Viele Waldbesucher wissen das nicht. Sie beschweren sich mit dem Hinweis: "Das ist doch unser Wald", wenn Bäume gefällt werden oder Kulturen gerodet werden. "Leute, die Bäume fällen, werden an den Pranger gestellt", sagt Hermann Bolz, Leiter der Zentralstelle der Forstverwaltung in Neustadt. Damit kritisiert er die Einstellung vieler Naturliebhaber. "Diese Menschen denken gar nicht daran, dass der Wald einen Eigentümer hat, der damit Geld verdienen will." Dazu gehöre nun mal, dass in einer Baumkultur regelmäßig eine so genannte Bestandspflege gemacht werden muss. Rund zwei- bis viermal ist das notwendig, bevor ein Wald frühestens nach 20 bis 40 Jahren gefällt werden kann und dem Besitzer zum ersten Mal Ertrag bringt.Preis pro Festmeter: 20 bis 60 Euro

Je nach Holzart und Qualität kann der Waldbesitzer in der Regel mit einem Preis von 20 bis 60 Euro je Festmeter rechnen. Um einen möglichst hohen Preis zu erzielen, haben sich viele private Waldbesitzer in Waldbauvereinen zusammengeschlossen. Die bieten das Holz gemeinsam mit kommunalen Waldeigentümern und dem Land an. So wird verhindert, dass die Preise durch zu viele Mitanbieter nach unten gedrückt werden. Diese Praxis ist jedoch dem Bundeskartellamt ein Dorn im Auge. Nach dem Willen der Wettbewerbshüter sollen die Länder ihr Holz alleine anbieten, im Wettbewerb mit ihren jetzigen Partnern. Das bereitet den Waldbauern aus Bitburg Bauchschmerzen. Sie haben Angst vor fallenden Preisen. Damit würde die Rendite für die Waldbesitzer weiter sinken. Als Alternative bleibt nur, die Bäume stehen zu lassen und den Wald an einen Jäger zu verpachten. "Der Waldbesitzer muss seinen Wald auch anders vermarkten können", rief Wolfgang Schuh, Geschäftsführer vom Waldbesitzerverband Rheinland-Pfalz, den 60 Waldbauern bei der Mitgliederversammlung des Waldbauvereins Bitburg im Hotel Eifelstern zu. Er forderte Gesetze, die den Wald-Eigentümern neue Einnahmequellen verschaffen. Schuh kann sich vorstellen, dass Waldbesitzer für Wanderschilder auf ihrem Boden eine Art Miete bekommen. Schließlich besuchen viele Urlauber Städte und Gemeinden gerade wegen der Wälder. Aber davon haben die Eigentümer finanziell bisher nichts. Das Geld bleibt in Hotels, Pensionen oder Gaststätten.Geld für sauberes Grundwasser

Zudem könnte der Waldbesitzer für sauberes Grundwasser entlohnt werden, sagte Schuh. "Wasser aus Waldgebieten muss in der Regel nicht so aufwändig aufgearbeitet werden wie anderes Grundwasser." Der Waldbauverein Bitburg erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Überschuss von rund 15 000 Euro. Zum neuen Geschäftsführer wählte die Versammlung Elmar Franzen. Bisher hatte der Vorsitzende Johann Kohnen das Amt mit übernommen. Franzen ist Diplom-Forstwirt und Forstsachverständiger. Mit ihm will der Verein sein Dienstleistungsangebot ausbauen. Franzen soll unter anderem den Holzverkauf organisieren und neue Absatzgebiete erschließen.

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