"Das ist ein Armutszeugnis"

NEUERBURG. Seit Jahresanfang wird die Tourist-Information (TI) der Verbandsgemeinde (VG) Neuerburg vom und im Hotel Euvea betrieben. Der Fremdenverkehrsverein fordert eine kompetentere Beratung und eine Fachkraft für die Vermarktung der Ferienregion.

Im Juni 2003 beschloss der VG-Rat Neuerburg gegen die Stimmen der CDU, das gemeinsame Büro mit der Stadt Neuerburg in der Herrenstraße aufzulösen. Inzwischen hat das Freizeit- und Tagungshotel Euvea als Dienstleister im Auftrag der VG die Aufgaben der TI übernommen (der TV berichtete). Argumente von Ratsmehrheit und Verwaltung für diese Agenturlösung waren neben einer Kostenersparnis von mehr als 12 000 Euro tägliche Öffnungszeiten von 9 bis 18 Uhr, Lage an der L 4, viele Parkplätze und modernes Erscheinungsbild. Das Hotel bietet eine komplett behindertengerechte Einrichtung (siehe Hintergrund) . Siegfried Mathieu, Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins Neuerburg, lehnt die Lösung nach wie vor ab. Er sitzt auch für die CDU im VG-Rat, möchte die Parteipolitik jedoch bewusst heraushalten. "Wenn Angestellte zu Prospekten oder Fragen von Gästen nichts sagen können, bringen die längsten Öffnungszeiten nichts", moniert Mathieu. "Wichtig wäre jemand an der Rezeption, der sich in der Gegend auskennt." Monika Kauth, stellvertretende Vorsitzende des Fremdenverkehrsvereins, kritisiert die Auftragsvergabe an ein Hotel, das dadurch Vorteile gegenüber Mitbewerbern im Gastgewerbe besitze. Wer sich im Euvea über die Region informiere, könne zum Beispiel gleich zum Essen bleiben oder sogar übernachten. Der Verein beklagt das Fehlen eines Werbeprospekts, den Betriebe bei Anfragen zusätzlich zu ihrem Hausprospekt verschicken könnten. "Es ist doch ein Armutszeugnis, wenn Beherbergungsbetriebe fotokopierte Blätter beilegen müssen", sagt Kauth.Reise durch Ferienregion geplant

Schon vor zwei Jahren forderten die Fremdenverkehrsgemeinschaft Südeifel in Körperich, der Verein Urlaub auf dem Bauernhof in Sinspelt und der Fremdenverkehrsverein Neuerburg die VG schriftlich auf, die nicht besetzte Personalstelle für Fremdenverkehr und Wirtschaftsförderung in der Verwaltung auszuschreiben. Inzwischen wurde ein Mitarbeiter eingestellt, der sich unter anderem mit Tourismus befasst - allerdings nur befristet. Monika Kauth bekräftigt: "Wir brauchen eine Fachkraft, die die VG vermarkten und Netzwerke aufbauen kann." Auf TV -Anfrage räumt Bürgermeister Norbert Schneider "Anlaufschwierigkeiten" durch Wechsel in der Hotelführung und Krankheit der eingearbeiteten Kontaktperson ein. Angestellte der Euvea seien jedoch im Umgang mit Gästen kompetent und im Januar spezifisch für ihre neue Aufgabe geschult worden. Eine Bereisung der Ferienregion sei geplant. VG-Mitarbeiter hätten die Angestellten regelmäßig betreut und die Beseitigung von Mängeln angeregt. Das Hotel dürfe aufgrund seiner Gemeinnützigkeit keine Gewinne erwirtschaften. In der Saison sei es ohnehin ausgebucht. "Die Euvea macht aufgrund ihrer speziellen Ausstattung und Ausrichtung auf Zielgruppen keinem anderen Betrieb in der VG Konkurrenz", heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung. Die Reservierung und Vermittlung von Beherbergungsmöglichkeiten gehöre nicht zum Aufgabenspektrum. Mit einem Teil der durch die Agenturlösung eingesparten Kosten will die VG einen Werbeprospekt finanzieren, der für 2005 verfügbar sein soll. Der im März 2003 für die Tourismusförderung eingestellte Christian Calonec-Rauchfuß besitze als Diplom-Geograf mit Berufserfahrung "ein breites und fundiertes Know-How", schreibt die Verwaltung und präsentiert eine Liste bisheriger Ergebnisse. Norbert Schneider: "Wir sind bestrebt, den Mitarbeiter in ein dauerhaftes Arbeitsverhältnis zu übernehmen. Die Entscheidung liegt beim Rat." Eine Sitzung des VG-Rats beginnt am heutigen Donnerstag um 18 Uhr im Neuerburger VG-Rathaus.

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