"Das ist kein Gebaren"

STADTKYLL. Die Kasseler Lamm-Gruppe, seit 1. Mai Betreiber des Hotel am Park, hat viele Mitarbeiter im Juni auf ihr Geld warten lassen. Bei einigen Zulieferern heißt es: Ware nur gegen Bares.

 Nach der Übernahme durch die Lamm-Privathotelgruppe stellen sich plötzlich Probleme ein: das Hotel am Park Stadtkyll.Foto: Fritz-Peter Linden

Nach der Übernahme durch die Lamm-Privathotelgruppe stellen sich plötzlich Probleme ein: das Hotel am Park Stadtkyll.Foto: Fritz-Peter Linden

Starke Sprüche: "Wir wollen das führende Hotel am Stadtrand von Köln werden", hatte Michael Lamm bei der Übernahme im Mai aufgetrumpft. "Neue Akzente in Gastronomie und Events" gelte es in Stadtkyll zu setzen, "eine neue Epoche" breche an (der TV berichtete).Das Geld kommt aus der Kasse

"Event" Nummer eins: Nur ein Viertel der 71 Mitarbeiter erhielt im Juni per Überweisung sein Mai-Geld. Die übrigen mussten erst auf die Barrikaden gehen, bis sie ihre Löhne nach und nach bar aus der Kasse in die Hand gedrückt bekamen. Auch bei einigen Zulieferern gilt: Ware nur noch gegen Bares. "Es ist wirklich dramatisch. Was hier läuft ist kein Geschäftsgebaren", sagt eine Angestellte. "Wenn das so weiter geht, werden 71 Leute vor die Wand gefahren."Alles halb so wild, meint Michael Lamm: "Grundsätzlich" hätten alle ihr Geld erhalten. Probleme habe es lediglich mit einem Mitarbeiter gegeben, "der vier Wochen in Urlaub war, sowie mit drei Aushilfen, bei denen die Unterlagen nicht stimmten. Wenn ich 30 Gehälter nicht gezahlt hätte, wäre das was anderes." Bei Übernahmen sei es wegen der Umstellungen ganz normal, "dass bei ein paar ,Kandidaten‘ die Unterlagen nicht sortiert sind". Außerdem: Er sei "als Sanierer unterwegs" und fahre nun einmal keine "Sunshine-Nummer".Lamm ist Schlagzeilen gewohnt: "Stammgast Gerichtsvollzieher" titeln die "Hessischen Nachrichten" im Mai über sein Unternehmen, das deutschlandweit sechs Hotels besitzt und zehn betreibt. Das "System Lamm" funktioniere offenbar überall nach der gleichen Methode. Von Kassel bis Garmisch die gleichen Klagen: Keine, falsche oder nur schleppend gezahlte Gehälter, bis die Angestellten aufgeben und durch Aushilfen ersetzt werden. Zigfach gingen Mitarbeiter vors Arbeitsgericht. Er werde "alles bezahlen", versicherte Lamm damals. In vielen Fällen scheint das aber immer noch nicht geschehen zu sein.Auch in Stadtkyll wollen einige die Segel streichen, wie aus der Belegschaft verlautet: "Wir stehen alle hinter dem Laden und machen uns seit Jahren den Buckel krumm. Das ist nicht nur ein Geschäft, da steckt für uns auch Herzblut drin. Aber wenn der Fisch am Kopf stinkt, dann kann der Schwanz nicht funktionieren. Wir haben uns alle Rechtsbeistand geholt."Das Stadtkyller Hotel hat bereits einige aufregende Zeiten erlebt. Zunächst ging 1993 die Ur-Eigentümerin "Centra" pleite. Dass der Betrieb überhaupt weiter lief, ist der Initiative einiger Apartment-Besitzer und Handwerker zu verdanken, die auf unbezahlten Baurechnungen sitzen geblieben waren. Sie übernahmen die Immobilie (außer den Apartments) sowie die Betreiberschaft und brachten das Haus trotz mehrfacher Manager-Wechsel wieder in Schwung. Der Laden lief, die Belegungszahlen stimmten."Wir werden reagieren"

Im Mai dann die Nachricht: Lamm steigt ein, alles wird ab sofort noch besser. Die Betreiber hofften, sich endlich wieder ausschließlich um ihre eigenen Geschäfte kümmern zu können.Denkste. Jetzt müssen die bisherigen Verantwortlichen wieder ran. Die Drähte glühen, die Gesellschafter behalten sich entsprechende Gegen-Maßnahmen vor. "Ich versuche die ganze Zeit rauszukriegen, was da los ist. Wir sind nicht glücklich darüber", sagt einer aus dem Führungskreis."Aber sie können mir eins glauben. Wir werden reagieren, wenn da etwas nicht stimmt. Bei uns hat immer jeder seinen Lohn gekriegt, und wir sind allen Verpflichtungen nachgekommen", sagt er.Das wird von Mitarbeitern wie Geschäftspartnern einhellig bestätigt - und so soll es auch bleiben. Zur Not, heißt es aus der Gesellschafter-Gruppe, werde eben der Vertrag mit der Lamm-Gruppe aufgelöst: "Die Möglichkeit, auszusteigen, haben wir immer. Das außerordentliche Kündigungsrecht bleibt unberührt."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort