"Das war nicht immer ein Zuckerschlecken"

SCHLAUSENBACH. Gesund zu Hause angekommen und weiter guter Dinge: Von der Walz zurückgekehrt ist vor wenigen Tagen Zimmermann Volker Schneider. In seiner Heimatgemeinde Schlausenbach bereitete man dem Fußgänger und Tramper einen großen Bahnhof.

Eigentlich hat Volker Schneider nur positive Dinge erlebt. Bis auf einen Autounfall in Neuseeland fällt dem 24-jährigen Zimmermann zumindest kaum etwas Negatives ein, wenn er an die vergangenen knapp dreieinhalb Jahre zurückdenkt. "Meine Walz war natürlich nicht die längste Klassenfahrt der Welt, und es war nicht immer ein Zuckerschlecken", gesteht Schneider. Manchmal wünsche man sich schon Mamas warmen Ofen; aber: "Ich würde es jedem empfehlen. Diese Zeit prägt, und man lernt, auf eigenen Beinen zu stehen", macht der sympathische Handwerker möglichen Nachahmern Mut. Für Volker Schneider war es jedenfalls der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser, als er am 1. März 2002 als 20-Jähriger aufbrach, um die große weite Welt zu erkunden. Als Mitglied der Gesellschaft der Rechtschaffenen, fremden Zimmerer- und Schieferdeckergesellen Deutschlands war seine erste Station Frankfurt, bevor er sich zu Fuß und per Anhalter mit ein paar Kollegen nach Bremen und Hamburg aufmachte. Erstmals allein ging es dann rasch weiter durch den Thüringer Wald, bis er in Ravensburg Station machte. "Ja, es war wirklich der Sprung ins kalte Wasser, man weiß ja nie, was auf einen zukommt", erinnert sich Volker Schneider. Dennoch fand der junge Mann rasch Gefallen am Leben auf der Walz, das ihn über Österreich und die Schweiz hinauf bis nach Norwegen katapultierte, wo er ebenfalls ein paar Monate arbeitete und nicht schlecht verdiente. Das wiederum machte Lust auf mehr und damit auf eine Flugreise über den großen Teich nach Neuseeland, wo er ebenfalls schnell Arbeit und eine Bleibe fand. Seit vergangenem Samstag ist Volker Schneider nun wieder zu Hause in Schlausenbach. Dort bereitete ihm die Dorfbevölkerung einen riesigen Empfang. Klar, dass die Familie stolz ist auf den Sohn, der nicht wirklich verloren war; schließlich reisten seine Eltern und Schwester Britta ihm das eine oder andere Mal nach, trafen ihn auf Norderney, in Bergen-Belsen oder am Bodensee. Britta Schneider: "Er hat sich sehr verändert, er ist ein Mann geworden." Ihr Bruder sei im Umgang mit anderen Menschen sicherer geworden, die Walz habe ihn absolut positiv geprägt, schwärmt die junge Frau. In der Tat: Volker Schneider ist in den vergangenen dreieinhalb Jahren zu einem selbstsicheren und erfahrenen Mann herangereift, hat 15 Betriebe in der ganzen Welt hautnah kennen gelernt und spricht akzentfreies Hochdeutsch. "Trotzdem - Platt kann ich immer noch", betont Volker Schneider und macht damit klar, dass er sich freut, wieder einmal zu Hause in Schlausenbach zu sein. Wie seine Zukunft aussieht, weiß Volker Schneider indes noch nicht. Zunächst möchte der junge Mann sich ein paar Monate in der Eifel aufhalten und "akklimatisieren". Und dann? "Vielleicht ziehe ich dann weiter. Wir werden's sehen."

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