"Das wurde bewusst kaputt geprüft"

Dagegen, dass die Mainzer Landesregierung das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel auf dem Westpark-Gelände des Flugplatzes Bitburg ansiedeln will, regt sich Widerstand vor Ort. Die parteiübergreifende Koalition Eifeler Kommunalpolitiker, die sich für den Housing-Standort stark gemacht hat, zweifelt an der Kosten-Kalkulation des Landes, die der Standort-Entscheidung zugrunde liegt.

Bitburg. Die hiesigen Politiker hatten gute Gründe, warum sie das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) lieber in einem Housing-Gebäude an der Mötscher Straße gesehen hätten statt am Flugplatz.

Doch ist es nicht gelungen, die für den DLR-Umzug verantwortliche Landesregierung zu überzeugen. Ein Gebäude auf dem Westpark des Flugplatzes sei finanziell günstiger und "zeitnäher verfügbar" hieß es im Juni zur Begründung der Standort-Entscheidung aus Mainz (der TV berichtete). Dem steht die parteiübergreifende Koalition verständnislos gegenüber.

Sorge: Abwertung des Standorts Bitburg



"Dass das DLR auf das Westpark-Gelände kommen wird, und nicht - wie von allen Ratsmitgliedern der Stadt gewünscht - in die Mötscher Straße, ist eine sehr bedauerliche städtebauliche Fehlentscheidung mit Tragweite für die Stadtentwicklung", sagt Marie-Luise Niewodniczanka (FDP). Sie weist darauf hin, dass die Kasernen-Gebäude "vorbildlich restauriert" sind und die Entscheidung des Landes "noch unverständlicher" vor dem Hintergrund ist, dass das Innenministerium andererseits die Städtebauförderung fördert, deren wichtigstes Ziel Erhalt, Belebung und Stärkung der Stadtkerne ist".

Das hebt auch Bitburg Bürgermeister Joachim Streit (Liste Streit) hervor: "Man muss sich vorstellen, wie wir uns mit wenig Mitteln um Innenstadt-Entwicklung bemühen." Er findet die DLR-Entscheidung "kurzsichtig", da eine Chance zur Kernstadt-Stärkung wie auch zur Konversions-Lösung vertan wurde - vom "grünen Zentrum" mal ganz zu schweigen.

Gegen das Argument der früheren Verfügbarkeit des Westpark-Gebäudes sagt Streit: "Ich verstehe diesen Zeitdruck nicht."

Ähnlich geht es dem CDU-Landtagsabgeordneten Michael Billen: "Ich bin entsetzt, dass Vernunft-Argumente nicht zählen. Die Housing-Gebäude könnten längst frei sein, wenn das Land Interesse bekundet hätte."

Ein Mitarbeiter der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) Trier bestätigt, dass die Amerikaner deutlich signalisiert hätten zu kooperieren und zwei Housing-Gebäude frühzeitig frei geben wollten. "Das kann sehr schnell gehen", so der Bima-Mitarbeiter.

Zweites Argument des Landes waren die Kosten. Der Umbau-Aufwand für das Housing-Gebäude wurde mit rund acht Millionen Euro veranschlagt. "Diese Rechnung ist nicht nachvollziehbar", sagt Streit, der beklagt, dass die zuständigen Ministerien-Mitarbeiter sich noch nicht einmal vor Ort vom guten Sanierungs-Zustand der Kasernen-Gebäude überzeugt haben. Auch Billen zweifelt an der Wirtschaftlichkeits-Berechnung, die der Landes-Entscheidung zugrunde lag: "Die ist falsch. Davon bin ich überzeugt. Das ist bewusst kaputt geprüft worden." Er mahnt: "Eine solche Entscheidung sollte man mit der Region und nicht gegen sie fällen."

Hinzu kommt, dass das DLR am Westpark nur noch Mieter ist und kein eigenes Gebäude mehr hat. Darin sieht Streit eine Abwertung des Standorts Bitburg: "Bei der nächsten Reform hätte man den DLR-Standort Bitburg damit leichter vom Tisch."

Meinung

Gute Idee im Keim erstickt

Irgendwie schien das Land von Beginn an nicht sehr interessiert an der Standort-Option "Housing Mötscher Straße" als neue Adresse des DLR. Zeitliche Unwägbarkeiten wurden ins Feld geführt, aber nie begründet, warum der Umzug denn so schnell vonstatten gehen muss. Auch der Verweis darauf, dass weitere Behörden in das große Stühle-Rücken involviert sind, erklärt nicht wirklich, woher der enorme Zeitdruck kommt. Andererseits wurden die Möglichkeiten einer schrittweisen Konversion der Housing nicht frühzeitig ausgelotet und mit dem nötigen Engagement vom Land verfolgt. Als Mainz schließlich zusagte, auch für die Housing eine Kosten-Kalkulation in Auftrag zu geben, wirkte das bereits halbherzig, da Minister Hering im gleichen Atemzug betonte, dass der Westpark "bisher die einzige sichere und hinsichtlich der Kosten kalkulierbare Option" sei und "die Freigabe-Absichten der Amerikaner nicht vergleichbar mit dem vorliegenden Mietangebot im Westpark" seien. Damit war für die Housing eine Hürde aufgebaut, die sie - trotz aller guten Gründe, die für sie sprechen - nie nehmen konnte. Ein Totschlag-Argument, das eine gute Idee, die vor Ort jenseits aller Partei-Grenzen vertreten wurde, im Keim erstickt hat. d.schommer@volksfreund.de

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