"Dass es so extrem ist, überrascht"

BITBURG. (kah) Schwester Dagmar Plum von der Hilfsorganisation Solwodi (Solidarity with Women in Distress) informierte Schüler und Lehrer der Berufsbildenden Theobald-Simon-Schule über eine weit verbreitete Form des modernen Sklavenhandels in Deutschland: die Zwangsprostitution.

 Schwester Dagmar Plum setzt sich für Zwangsprostituierte in Deutschland ein. Foto: Katharina Hammermann

Schwester Dagmar Plum setzt sich für Zwangsprostituierte in Deutschland ein. Foto: Katharina Hammermann

Dass es in Deutschland keine Sklaven mehr gibt, ist ein Irrglaube. 100 000 junge ausländische Frauen werden jährlich mit falschen Versprechungen in den "goldenen Westen" gelockt, durch Vergewaltigungen gefügig gemacht, eingesperrt und an Bordelle verkauft. Schwester Dagmar Plum von der Hilfsorganisation Solwodi kümmert sich um Opfer, die den Menschenhändlern entkommen konnten. "Den Frauen bleiben schwere seelische Verwundungen", sagt die Schwester. Manche hätten 15 bis 20 Freier pro Nacht, der Gebrauch von Kondomen sei ihnen untersagt, Geld bekämen sie wenig, oft gar keins. "Als ,neues Frischfleisch‘ werden die Frauen alle drei Wochen an ein anderes Bordell geliefert", sagt Plum - meist einsame Häuser auf dem Lande, wo die Gefahr, dass die Frauen entkommen können, minimiert ist. So rotierten sie ständig zwischen fünf bis acht verschiedenen Bordellen. Nur ein geringer Bruchteil der Frauen kann von der Polizei befreit werden. Deshalb sei bei zweifelhaften Etablissements die Aufmerksamkeit der Bürger gefordert, sagte Plum. Im Rahmen einer Unterrichtsreihe im Fach Sozialkunde der Theobald-Simon-Schule zum Thema "Sklaverei gestern - heute" sollte der Vortrag von Schwester Dagmar Plum die Lehrinhalte veranschaulichen. "Dass es hart sein würde, war uns schon klar - wir haben uns gut auf das Thema vorbereitet", sagte Jessica Dietrich aus der Klasse der Rechtsanwaltsfachangestellten der berufsbildenden Schule, "aber, dass es in Deutschland so extrem ist, hat uns überrascht."

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