"Den Menschen etwas zurückgeben"

BITBURG. Vor 30 Jahren hat das Haus Beda in Bitburg seine Pforten geöffnet. Für Dr. Michael Dietzsch, Vorsitzender des Stiftungsrats der Dr.-Hanns-Simon-Stiftung, ist dies Anlass, auch nach vorne zu blicken. Unter anderem kann er sich den Bau eines Fritz-von-Wille-Museums im Garten des Hauses Beda vorstellen.

Die Stiftung hat gerade erst die Bibliothek eingerichtet. Sind damit alle Wünsche erfüllt?Dietzsch: Erst einmal müssen wir wieder genügend Finanzmittel sammeln. Der Verkauf des unbebauten Grundstücks am Beda-Platz ist da sicher eine Möglichkeit. Im Stiftungsrat werden wir dann darüber diskutieren, ob wir nicht eine Verbindung zwischen dem Haus Beda und der Bücherei schaffen sollen. Ich könnte mir einen Museumsbau für die Fritz-von Wille-Ausstellung vorstellen, der im Bereich des heutigen Gartengeländes entstehen könnte. Haus Beda und nun auch die neue Bücherei kosteten und kosten viel Geld. Woher stammen die Finanzmittel? Dietzsch: Dr. Hanns Simon stattete Anfang der 70er-Jahre die Stiftung mit Gesellschafteranteilen an der Bitburger Brauerei im Wert von einer Millionen Mark aus. Daraus sind mittlerweile durch Kapitalerhöhungen rund 2,4 Millionen Euro geworden. Das sind 4,7619 Prozent der gesamten Geschäftsanteile. Alle Investitionen der vergangenen Jahre wurden einzig und allein aus den Erträgen dieses Stiftungskapitals bestritten. Wie viel Geld hat die Stiftung in den vergangenen 30 Jahren investiert?Dietzsch: Nach 30 Jahren kann man erst richtig den Wert der Stiftung erkennen. Denn es wurden bis heute rund 15 Millionen Euro investiert. 2,284 Millionen Euro kostete der Bau des Hauses Beda vor 30 Jahren, zwei Millionen der Bau der Bibliothek in der Brodenheckstraße, für Kunst wurden zwei Millionen Euro ausgegeben, für die Bibliothek 650 000 Euro und Veranstaltungen rund eine Million Euro. Für Unterhaltung und Personal - es arbeiten 20 Menschen für die Stiftung - wurden 5,2 Millionen Euro aufgeandt. Was waren die Beweggründe Hanns Simons zur Gründung der Stiftung?Dietzsch: Dr. Hanns Simon war glücklich, gesund aus dem Krieg zurückgekommen zu sein und den erfolgreichen Wiederaufbau der Brauerei erlebt zu haben. Das bewegte ihn, den Menschen in Bitburg und dem Bitburger Umland etwas zurückzugeben. Dies sollte noch zu seinen Lebzeiten geschehen. Scherzhaft hat er die Stiftung als sein drittes Kind bezeichnet. Mit eingeflossen in die Konzeption des Hauses Beda sind seine Erlebnisse in Kopenhagen. Dort hatte er vor dem Krieg bei der Carlsberg-Brauerei hospitiert und die Glyptotek der Carlsberg-Stiftung kennen gelernt. Wie hat sich das Haus Beda in den 30 Jahren entwickelt?Dietzsch: Anfangs waren die Bitburger schon ein wenig skeptisch. Einige glaubten sogar, dass es sich bei der Stiftung um einen Steuertrick handele. Dem war aber nicht so. Bis Anfang der 80er-Jahre musste die Stiftung sogar 30 Prozent Steuern für die Erträge zahlen. Die Schwellenangst wurde aber schnell überwunden. Heute ist das Haus "de gudd Stuvv" der Stadt, wie Stadthistoriker Dr. Peter Neu einmal schrieb. Die Leitmaxime des Hauses lautet: ,Hier sollen Menschen zusammenkommen, die an geistiger Weiterentwicklung, an schöpferischem Tun, an Liebe zu den schönen Dingen interessiert sind, die durch die Begegnung mit Kunst und Musik Freude und Entspannung finden und mit dem Ausüben einer sinnvollen Freizeitbeschäftigung eine Bereicherung ihres Lebens erfahren'. Ursprünglich sollte neben dem Haus Beda eine Stadthalle und ein Kreismuseum entstehen. Nun soll die Stadthalle auf dem Brauereigelände gebaut werden. Glauben sie, dass die Stadthalle eine Konkurrenz zum Haus Beda sein wird?Dietzsch: Nein. Das Haus Beda bietet Platz für Veranstaltungen mit bis zu 250 Besuchern. Die Kapazität der neuen Stadthalle ist mehr als doppelt so groß. Viele der Veranstaltungen würden dort gar nicht wirken. Bisher ist das Haus Beda ein Jahr im Voraus nahezu ausgebucht. Daran wird sich auch durch die Stadthalle wenig ändern. S Mit Dr. Michael Dietzsch sprach TV-Redakteur Harald Jansen.

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