Der Anfang vom Abschied

Schulen, Schulden und ein Schuss Poesie: Landrat Roger Graef hat seine letzte Ortsbürgermeisterkonferenz nicht nur genutzt, um über aktuelle kreispolitische Themen zu informieren. Er hat auch begonnen, Bilanz zu ziehen.

Neuerburg. Für viele der 212 Menschen ist es die erste derartige Sitzung. Für einen aber wird es die letzte sein: 21-mal hat Landrat Roger Graef in den vergangenen Jahrzehnten die Ortsbürgermeisterkonferenz des Eifelkreises Bitburg-Prüm geleitet. Ende des Jahres nun geht er in Ruhestand und macht Platz für den neuen Landrat Joachim Streit, der in seiner Funktion als Bürgermeister Bitburgs auch Graefs Worten lauscht. Resümierenden Worten, die schon vom nahen Abschied künden.

Graef zieht mehr als einmal Bilanz



"In mir brannte es immer und das tut es auch jetzt noch", sagt Graef am Dienstag in der Neuerburger Stadthalle. Mal als behaglich wärmendes Feuer, mal als Flächenbrand, dem man besser aus dem Weg gehe. "Nur lauwarm, so hoffe ich, war es nie."

Graef betont, dass die Konferenz nicht die richtige Gelegenheit sei, in die Vergangenheit zu blicken - und zieht dann doch mehr als einmal Bilanz. Wohl nicht ganz zufälligerweise zu Themen, die als Erfolge seiner langen Amtszeit in die Geschichte des Kreises eingehen werden: Gleich mehrere Stellungnahmen beschäftigen sich mit der Regionalmarke Eifel, die inzwischen deutschlandweit als mustergültiges Beispiel regionaler Vermarktung gilt.

Auch auf den Zustand der Kreisstraßen ist Graef stolz: 220 Kilometer habe man in den vergangenen 20 Jahren ausgebaut und dafür 160 Millionen Euro investiert.

Bei der Schulstrukturreform hingegen stehe man noch am Anfang. Der Landrat erinnert an den Schulentwicklungsplan, den der Kreistag beschlossen hatte, kurz nachdem das neue Schulgesetz in Kraft getreten war - ein Plan, der zum großen Teil nicht genehmigt wurde: Eine endgültige Absage hat es für die geplanten Schulen in Schönecken, Mettendorf, Kyllburg und Waxweiler gegeben. Auch die Integrierten Gesamtschulen in Speicher und Irrel wird es, wenn überhaupt, erst später geben.

Erst vor wenigen Tagen habe man im Gespräch mit dem ADD-Präsidenten beschlossen, die Antragsunterlagen und Prognosen für diese Schulen erneut gemeinsam zu überprüfen - um dann festzulegen, für welchen Standort mit Aussicht auf Erfolg ein Antrag gestellt werden könne.

Apropos Schulen: 50 Millionen Euro wird der Kreis in sie investieren. Um das stemmen zu können, werde es nötig sein, die Kreisumlage zu erhöhen. "Das wird meine Mitgift an Sie, Herr Dr. Streit", sagt Graef - und fügt frei nach Vergil hinzu, es könne den (trotzdem lächelnden) Streit zum Ausruf veranlassen: "Ich fürchte meinen Vorgänger auch, wenn er Geschenke macht."

Doch bestehe das Erbe nicht bloß aus Schulden und Immobilien. Es gehe um einen ganzen Landkreis und seine Menschen, ihre Hoffnungen und Träume, sagt Graef … ehe er eine der wohl poetischsten Landratsreden der vergangenen Jahre mit Worten Rainer Maria Rilkes schließt: "Anfang glänzt auf den Bruchstellen unseres Abschieds." Extra Die Ortsbürgermeisterkonferenz war gleichzeitig die konstituierende Sitzung des Gemeinde- und Städtebundes Rheinland-Pfalz, Kreisverband Bitburg-Prüm. Um den langjährigen Kreisvorsitzenden Hans-Michael Bröhl persönlich zu verabschieden, war auch der Landesvorsitzende Winfried Manns angereist. Er habe den Juristen Bröhl nicht als Juristen gesehen, sondern als jemanden, der guckt, wo ein Problem ist und wie man damit umgehen kann. Zu Bröhls Nachfolger wurde Rudolf Becker, Bürgermeister der VG Speicher, gewählt. Einer seiner beiden Stellvertreter ist Norbert Schneider, Bürgermeister der VG Neuerburg. Die Wahl des zweiten Stellvertreters steht noch aus, weil einige frisch gewählte Bürgermeister noch nicht im Amt sind. Vertreter der Ortsgemeinden sind in Zukunft Mathilde Weinandy für den Nord- und Klaus Schnarrbach für den Südkreis. (kah)

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