Der "Bund" zu Gast bei Freunden

ARZFELD. Neubürger in Uniform: Auf dem Sportplatz von Arzfeld haben am Donnerstag 400 junge Frauen und Männer das feierliche Gelöbnis geleistet.

Donnerstag in Arzfeld: Der erlösende Moment für die jungen Rekruten kommt gegen 18.15 Uhr. Knapp zwei Stunden haben sie - und zwar im Wortsinn - durchgestanden. Jetzt aber dürfen Freunde und Freundinnen, Eltern und weitere Angehörige endlich zu ihnen - die Gelöbnisaufstellung löst sich auf in Umarmungen, Gelächter und Zigarettenqualm. 400 junge Frauen und Männer aus ganz Deutschland, bislang zur Grundausbildung stationiert in Daun, Gerolstein, Kastellaun und Mayen, haben am Donnerstag in Arzfeld ihren Eid abgelegt: "Ich gelobe, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen." Das Recht und die Freiheit: Es war nicht immer so in Deutschland - und in vielen Ländern bleiben Menschenwürde, Freiheit und Demokratie gefährdet. Daran erinnert Patrick Schnieder, Bürgermeister der Verbandsgemeinde - auch im Blick auf die Eifel und den Islek: "Die Grenznähe prädestinierte diesen Landstrich als Aufmarschgebiet. Die Bevölkerung hatte Last und Schrecken der Kriege in besonderer Weise zu tragen. Relikte aus dieser Zeit, besonders der Westwall, zeugen als Mahnmale noch heute davon." Eine Armee für die Demokratie

Heute sei glücklicherweise vieles anders. Schnieder: "Mit diesem öffentlichen feierlichen Gelöbnis kommt ganz deutlich zum Ausdruck: Die Bundeswehr ist ein Teil unserer demokratischen Gesellschaft. Sie ist ein Teil unseres Staates. Sie ist kein Staat im Staat. Und deshalb stehen Sie, meine jungen Rekruten, heute hier. Mit dem Entschluss zum Wehrdienst haben Sie sich für eine sehr verantwortungsvolle Rolle innerhalb unserer Gesellschaft entschieden. " An die Vergangenheit erinnert auch die Schirmherrin der Feier, Elke Leonhard, Ehrenpräsidentin der Deutschen Parlamentarischen Gesellschaft: an nationale Überheblichkeit vom Wilhelminischen Reich bis zur Nazi-Zeit, an grausame Kriege, an die jahrzehntelange Teilung. Doch das Land habe sein Erbe geschultert und die großen Herausforderungen gemeistert: "Der ,unbedingte Gehorsam' vergangener Epochen ist verschwunden, das Gewissen des Einzelnen ist zurückgekehrt." Die Deutschen hätten die Teilung friedlich überwunden "und damit maßgeblich zum Zusammenwachsen Europas beigetragen." Und am guten Ruf des Landes habe die Bundeswehr entscheidenden Anteil. "Unsere Soldaten sind die besten Botschafter der Bundesrepublik. Sie arbeiten für den Frieden, erleben Rückhalt und Respekt, auch und gerade wenn sie in schwierigen und gefährlichen Missionen im Ausland eingesetzt werden."Beste Verbindung zu Arzfeld

"Die Bundeswehr ist eine Armee in der Demokratie und für die Demokratie", sagt Oberstleutnant Gideon Römer-Hillebrecht, Kommandeur des Führungs-Unterstützungsbataillons 281 Gerolstein. Und sie ist bestens integriert: "Bürgernahe Streitkräfte sind ein Qualitätsmerkmal der Bundeswehr geworden. Dies kommt auch heute Abend durch die Öffentlichkeit dieser Veranstaltung deutlich zum Ausdruck." Aber die Streitkräfte hätten auch noch eine weitere Aufgabe "mit Bravour gemeistert": nämlich die Integration einer wachsenden Zahl von "Soldaten nicht-christlicher Konfession und unterschiedlichster ethnischer Herkunft". Römer-Hillebrecht betont die besondere Verbindung zu Arzfeld, zur dortigen Reservistenkameradschaft, die bereits vor sechs Jahren Gastgeber eines Gelöbnisses war - und er dankt den jungen Soldaten: "Sie alle haben in einer nicht sehr luxuriösen Umgebung viel zu leisten gehabt. Und sie haben dies hervorragend gemeistert." Ein Lob für die Truppe kommt jedoch auch von den zivilen Gästen: Jutta und Hans-Joachim Weide aus der Nähe von Siegen zum Beispiel. Ihr Sohn Sebastian hat heute ebenfalls den Eid geleistet. "Wir haben uns deswegen extra Urlaub genommen - weil wir so nett eingeladen worden sind, zum Familientag in der Kaserne Mayen." Und der sei ebenfalls schön gewesen: "Ein gutes Mittagessen gab's auch", ergänzt Großvater Erich. Auch Sebastian fühle sich bei der Bundeswehr "sehr gut aufgehoben", berichten seine Eltern. Zu einem besonderen Tag wird diese Gelöbnisfeier aber auch für einen Arzfelder Jungen: Hauptmann Markus Dohm kommandiert durch die Zeremonie - eine Würdigung seiner Verdienste, wie Römer-Hillebrecht betont, "und eine Verneigung vor den Bürgern Arzfelds". Es ist nach zwölf Jahren Dienst für sein Land Markus Dohms letzter Einsatz: Seit Freitag hat er Urlaub, "und ab Juli bin ich Zivilist."

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