Der Eifeltrompeter bläst zum Angriff

KYLLBURG. Winfried Müller will als freier Einzelbewerber Stadtbürgermeister von Kyllburg werden. Privat liebt der 64-Jährige die Blasmusik, beruflich die Herausforderung bei der Sanierung von Kirchen.

Die Marienstraße in Kyllburg, zwischen evangelischer Kirche und St. Maximin: Frau Müller, die passenderweise Maria heißt, öffnet die Tür und bittet den TV -Reporter ins Haus. Ihr Mann Winfried ist noch kurz zur Post. Kein Problem: Die herrliche Aussicht vom Wohnzimmerfenster ins Tal lässt sich zeitlos genießen. Auch an der Inneneinrichtung scheint die Zeit spurlos vorbei gegangen zu sein: Die Müllers schwören auf 70er-Jahre-Stil. An der Wand hängen der Deutsche Handwerkerpreis in Silber und eine Ehrenurkunde von der Handwerkskammer. Im hohen Flur prangt ein riesiges Kreuz mit Christus-Corpus.Ein Hansdampf in vielen Gassen

Stürmisch betritt der Hausherr die gute Stube. Das passt: Hier wohnt ein Hansdampf in vielen Gassen. ein Handwerksmeister, Architekt, Solotrompeter, sogar ein Erfinder. Über seine diversen Patente (unter anderem ein Lüftungssystem) macht Müller nicht viel Aufhebens. Aber: Sein Schaffen ist genau dokumentiert, in dicken Ordnern mit Klarsichthüllen nachzublättern. Zahlreiche Fotos und Zeitungsausschnitte zeigen Kirchen, an deren Sanierung Müller maßgeblich beteiligt war. Der Saale-Orla-Kreis hat dem "Gastarbeiter" aus der Eifel eine ganze Seite in einem Buch über die Region in Ostthüringen gewidmet. "Ein Mensch, der jeden gleich in seinen Bann zieht mit seinem unverfälschten Humor", heißt es da. Beim Aufbau Ost kurz nach der Wende mischte Müller kräftig mit, besucht dort noch heute gerne Freunde. Viele Freunde brachte ihm auch die Musik. "Winni, der Eifeltrompeter" trat in Fernsehsendungen auf, tourte mit Volksmusikstars durch die Lande und gab Benefizkonzerte in Altenheimen und Krankenhäusern. Müller belässt es nicht bei Erzählungen und Zeitungsausschnitten, sondern greift kurzerhand zum Instrument. Dank einer speziellen Verstärkeranlage klingt der Sound, als ob die Töne von den Bayerischen Alpen widerhallen. Der Eifeltrompeter strahlt: Das ist seine Welt. Er will den Menschen Freude machen. Auch wenn es mit viel Arbeit und manchmal mit Rückschlägen verbunden ist. "Ich gehe gerne große Aufgaben an - wie auch das Amt des Stadtbürgermeisters", schlägt Müller den Bogen. Seit 42 Jahren ist der "Mann der Basis", wie er sich selbst sieht, verheiratet. Beide Kinder (30 und 26 Jahre alt) sind längst aus dem Haus. Beruflich will Winfried Müller zumindest wesentlich kürzer treten, um sich im Falle eines Wahlsiegs intensiv um die Stadt kümmern zu können. Für den "Hansdampf" ist das Amt eine neue Herausforderung, die ihm gerade recht kommt.

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