Der Eiffelturm steht nicht in der Eifel

BICKENDORF/SEFFERN. Anfang August hatte der TV bereits berichtet, dass die Verbandsgemeinde Bitburg-Land Französisch künftig auch in Grundschulen anbieten möchte. In der Projektschule in Seffern sind die ersten sechs Wochen, in denen dort Französisch unterrichtet wurde, mittlerweile vorbei, und die Resonanz ist mehr als positiv. Der TV hat sich vor Ort umgeschaut.

Klopf klopf! "Entrez, s'il vous plaît!", ruft eine Frauenstimme. 16 Kinder, die im Halbkreis sitzen, strahlen die eintretende Frau an. "Bonjour, madame", rufen sie im Chor. Die Besucherin will aber gar nicht stören, sondern sich nur anschauen, wie die Kinder der Wilhelm-Busch-Grundschule Bickendorf-Seffern die Sprache des Nachbarn lernen; sie setzt sich auf einen der Mini-Stühle und hört zu. "Es gibt ein Land, das ist gar nicht weit von Deutschland entfernt", setzt Lehrerin Gabrijela Djurdjevic auf Deutsch an. Sofort schnellen die Finger der Erst- und Zweitklässler in die Höhe. "La France", antwortet Sophie wie aus der Pistole geschossen - und vor allem ohne Aufforderung auf Französisch. "Und kennt ihr auch die Farben der französischen Nationalflagge?", fragt die Lehrerin. "Bleu, blanc, rouge", platzt es aus Sarah heraus. "Et qu'est-ce que c'est ça?", fragt Djurdjevic, die spontan die Sprache wechselt. "La Tour Eiffel", antwortet Charlotte. "Da war ich schon mal. Der steht in Paris", fügt sie stolz hinzu. Und sogar, dass der Eiffelturm nichts mit der Eifel zu tun hat, weiß die Sechsjährige. Seit mittlerweile sechs Wochen lernen die Schüler der Grundschule Bickendorf-Seffern Französisch. Damit sind sie die ersten im Kreis Bitburg-Prüm - eine Initiative der Verbandsgemeinde Bitburg-Land. Beweggrund war die Tatsache, dass fast überall im Kreis Französisch in Kindergärten angeboten wird, die Fremdsprache jedoch erst wieder nach der Grundschulzeit gelehrt wird. "Ich hatte schon im Kindergarten Französisch. Daher weiß ich, dass das großen Spaß macht", erzählt die sechsjährige Sophie. Ihre Eltern musste sie nicht lange überreden, um an dem einstündigen Nachmittagsunterricht, der einmal in der Woche stattfindet und zwei Euro kostet, teilnehmen zu dürfen. Sophie ist eine von 32 Schülern, die in Seffern Französisch lernen. "Ursprünglich hatten wir geplant, am Anfang die Sprache nur für Erstklässler anzubieten, da die noch direkt auf ihr Wissen aus dem Kindergarten aufbauen können", erzählt Ralph Schmitz von der VG Bitburg-Land. Doch das Interesse war so groß, dass nun alle Grundschüler am Französisch-Unterricht teilnehmen können. "Wir haben die Schüler in zwei Gruppen aufgeteilt", berichtet Gabrijela Djurdjevic. In der einen sind die Erst- und Zweitklässler, in der anderen die älteren Schüler. Die Kleinen können bereits auf Französisch zählen, singen und sogar die einzelnen Körperteile benennen. Und auch wenn die Lehrerin mal ein bisschen schimpfen muss - natürlich auf Französisch - verstehen die Kinder es. Die beiden Lehrerinnen Gabrijela Djurdjevic und Sandra Gablonski sind beide Französisch-Muttersprachlerinnen. "Das war eine Grundvoraussetzung für uns. Auf diese Weise bekommen die Kinder ein Gefühl für die französische Sprache und lernen ohne Vorurteil eine fremde Kultur kennen", sagt Schmitz. "Wir können schon ein bisschen Französisch sprechen. Und falls ich dann mal mit meinen Eltern nach Frankreich in Urlaub fahren sollte, kann ich mich sogar mit den Menschen dort unterhalten", erzählt Erstklässler Michael. Mit den ersten Wochen Französischunterricht in der Projektschule Bickendorf-Seffern ist man in der Verbandsgemeinde-Verwaltung Bitburg-Land mehr als zufrieden. "Mit so einem großem Interesse haben wir ehrlich gesagt nicht gerechnet", sagt Schmitz. Demnächst haben auch die Grundschüler in Rittersdorf und Bettingen die Möglichkeit, Französisch zu lernen.

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