Der Flugplatz wird privat
Bitburg · Wenn alles so kommt wie vorgesehen, könnte der Flugplatz Bitburg bald ganz in privater Hand sein: Ein luxemburgischer Projektentwickler kauft 40 Prozent der Anteile. Sein Ziel ist es, die Flugplatz GmbH komplett zu übernehmen und den "Bit-Airport" auszubauen.
Die Flugplatz Bitburg GmbH steht tatsächlich vor einem gewaltigen Umbruch (der TV berichtete): Ein Privatinvestor, der Projektentwickler Frank Lamparski aus Luxemburg, will 40,53 Prozent der GmbH-Anteile übernehmen, um den Flugplatz in den kommenden Jahren zum "Bit-Airport" auszubauen. Die Gesellschafterversammlung hat diesem Plan nach Auskunft von dem Aufsichtsratsvorsitzenden Michael Billen am Freitag zugestimmt.
Investor plant komplette Übernahme
Bei den 40,53 Prozent handelt es sich um die Anteile der ehemaligen öffentlichen Gesellschafter, also der Kreise Trier-Saarburg (18,95 Prozent), Bernkastel-Wittlich (10,97 Prozent) und Vulkaneifel (10,97 Prozent). Mittelfristiges Ziel des Diplom-Ingenieurs Lamparski ist es laut Billen, die Flugplatz Bitburg GmbH komplett zu übernehmen. Welche Pläne die Entwicklungsgruppe, an deren Kopf Lamparski steht, mit dem Flugplatz hat, will der GmbH-Chef noch nicht verraten. Darüber wolle die Gruppe "sich erst outen", wenn sie mehr als 50 Prozent der Anteile besitze. "Sein Plan ist sehr ehrgeizig, aber ich bin mir sicher, er kriegt das hin", sagt Billen. Lamparski selbst war gestern nicht zu erreichen. Bekannt ist bislang nur, dass es sich um ein "mehrstufiges Konzept" handeln soll.
Solider Auftritt frei von Hektik
"Das ist ein großer Erfolg", sagt Billen zu der aktuellen Entwicklung. Damit sei die GmbH auf einem guten Weg, das angestrebte Ziel zu erreichen: hochwertige Arbeitsplätze auf der Basis privaten Engagements. Lamparski habe er durch Zufall vor etwa zehn Monaten kennengelernt. Er sei sehr erfolgreich - unter anderem in China, wo Lamparski einige Projekte betreue. Allerdings ist darunter bislang kein Flugplatz: Der "Bit-Airport" ist der erste auf Lamparskis Liste. Überzeugt hat Billen neben dem finanziellen Hintergrund des Luxemburgers dessen "solider Auftritt und seine Art, ohne Hektik an die Sache heranzugehen".
Die ist auch gar nicht nötig, denn der nächste Schritt kommt schon bald: Ende Oktober soll der Kauf notariell beglaubigt werden. Die anderen Anteilseigner können sich derweil schon einmal mit der Frage auseinandersetzen, ob sie verkaufen wollen. Denn die wird ihnen nun zweifellos gestellt. Auch Billen & Co müssen sich nicht langweilen, denn nun gilt es, "gute Verträge" zu machen. "Die Verkehrsinfrastruktur muss öffentlich bleiben", sagt Billen. Das öffentliche Interesse müsse gewahrt werden. Viele andere werden sich unterdessen fragen, was Lamparski wohl vorhat. Und so sorgt der Flugplatz, wie schon so oft, wieder einmal für Spannung.
Extra
Flugplatz Bitburg GmbH
Die 2002 gegründete Flugplatz Bitburg GmbH möchte den Flugplatz zu einem Industrie- und Frachtflughafen auszubauen. Nach dem Verkauf verteilen sich die Anteile wie folgt: Frank Lamparski: 40,53 Prozent, Eifelkreis: 37,89 Prozent, Stadt Bitburg: 16,32 Prozent, Adolf Hess GmbH: 2,63 Prozent, Hermann Köppen KG: 2,63 Prozent.
Meinung
Hut ab, Herr Billen!
Ob man diesen Flugplatz nun gut findet oder nicht. Eines muss man seinen Machern, allen voran GmbH-Chef Michael Billen, lassen: Sie sind standfest, sie sind hartnäckig, sie sind überzeugt von ihrem Projekt, und sie kämpfen auch dann noch für dessen Erfolg, wenn alle anderen ihnen entgegenschreien: "Das wird doch sowieso nichts!"
Was gab es an Gegenwind in den vergangenen Jahren! Was gab es an Hindernissen! Das ewige Hickhack um die nicht kommen wollende Instrumentenfluggenehmigung, ein Geschäftsführer mit getürktem Doktortitel und öffentliche Gesellschafter, die den Traum von der großen Fliegerei einer nach dem anderen aufgeben . Nun hat Billen einen Investor aus dem Hut gezaubert, der die ganze GmbH übernehmen will - damit dürfte wohl niemand gerechnet haben. Ob er das Projekt zum Erfolg führt - wer weiß. Einen Schritt weiter bringt es die Flugplatz-Visionäre allemal. Zwar gibt es bessere Visionen. Dennoch: Hut ab! Bei so stürmischem Gegenwind kann nicht jeder vorwärts laufen. k.hammermann@volksfreund.de