Der Herr der Rettungsringe

OBERWEIS. Am 15. Mai soll im Oberweiser Freibad die Badesaison starten. Vorher hat Schwimmmeister Hans-Georg Grün noch alle Hände voll zu tun: Er muss die Edelstahlbecken auf Hochglanz polieren, die Fußbecken neu anstreichen und Frösche aus dem Schwimmerbecken fischen.

Plopp - ein lautes Geräusch ertönt aus dem noch leeren, flachen Teil des Schwimmbeckens. "Oh, da muss ich jetzt mit Wasser sprengen, der Edelstahl wölbt sich in der Sonne. Der muss gekühlt werden", sagt Hans-Georg Grün, Schwimmmeister des Oberweiser Schwimmbads. Er stapft zu einem Wasserhahn und zerrt einen Schlauch in das Becken. Ruhig, ohne hektische Bewegungen arbeitet der 53-Jährige im gelben Gummianzug mit gelben Stiefeln und einer abgewetzten roten Regenjacke. Er ist der Herr des kleinen Freibads und erledigt so gut wie alle Arbeiten vor Saisonbeginn alleine. Wenn die Urlauber vom angrenzenden Campingplatz, planschende Kinder und sportliche ältere Damen Mitte Mai zum ersten Mal die kühlen Fluten genießen, hat Grün sechs Wochen harte Arbeit auf dem Gelände, das der Verbandsgemeinde gehört, hinter sich. Die Becken, Rutschen und Pflastersteine müssen gründlich gereinigt, das Wach-Häuschen am Becken, die Umkleidekabinen und Toiletten aufgeräumt und repariert werden. Büsche und Bäume muss der Schwimmmeister regelmäßig stutzen und 30 Blumenkästen bepflanzen. Die am Hang gelegene Liegewiese wird gewalzt und frisches Gras eingesät. Hinter dem Schwimmerbecken hat Grün eine Wasserleitung aufgebaut, aus Rohren auf Holzstützen. Die Konstruktion wirkt etwas altmodisch. Aus dem Rohr plätschert das Wasser in das Becken. "Wir benutzen hier Quellwasser", sagt der Schwimmmeister und zeigt auf den Hügel, der direkt hinter den Becken aufsteigt: "Der ganze Berg ist voll davon." Mehrere Tage dauert es, bis das 650 000 Liter fassende Becken vollgelaufen ist. "Das Wasser bleibt dann den ganzen Sommer hier drin, wir lassen allerdings auch immer wieder Frischwasser einlaufen. 30 Liter pro Badegast ist die Faustregel." In einem ewigen Kreislauf wird es durch die Wasseraufbereitungsanlage gepumpt und mit Chlorgas versetzt.Frösche drehen ein paar Runden

Bevor die Menschen das Freibad in Beschlag nehmen, nutzen einige Frösche die Gelegenheit, ein paar Runden im Becken zu drehen. "Am Kinderplanschbecken sitzen manchmal auch Feuersalamander und trinken", erzählt Grün. Vorsichtig fängt der Schwimmmeister die Tiere ein und trägt sie in die Wiesen zurück. Das Quellwasser spült immer auch ein bisschen Sand ins Becken. Den entfernt Grün mit einem speziellen Unterwasser-Staubsauger. Das Gerät, das etwa so groß wie ein Rasenmäher ist, lässt er am Beckenrand zu Wasser, wo es sich langsam auf den Grund absenkt. Mit einer Fernsteuerung lenkt Grün es dann über den Boden. In den Filtern des Staubsaugers findet der Schwimmmeister oft nicht nur Sand. "Da sind auch Geldmünzen drin oder sogar Eheringe", sagt Grün, der seit 1976 im Oberweiser Freibad im Einsatz ist. Wenn die Saison beginnt, bekommt Grün Unterstützung von einem DLRG-Helfer. Bis zu 13 Stunden täglich arbeitet der Schwimmmeister im Sommer. Mit dem Klischee von braungebrannten Herren in Schlappen, die gemütlich am Beckenrand auf und ab laufen, hat sein Job nichts zu tun. Neben der Aufsicht wendet Grün mehrere Stunden täglich für die Wasserkontrolle und - aufbereitung im Keller des Badehauses und Wartungsarbeiten auf. Zusätzlich nimmt er Schwimmprüfungen ab. Zwischen seinen unzähligen Aufgaben bleibt trotzdem immer Zeit für einen Plausch mit den Badegästen. "Das ist das Schöne an dem Job: Man lernt viele Menschen kennen und ist viel im Freien." Und noch etwas zählt für den Einzelkämpfer: "Ich bin hier mein eigener Herr." Spaß im Nass: Im TV -Wochenendjournal lesen Sie heute alles Interessante zu den Freibädern der Region: Eintrittspreise, Öffnungszeiten und Extras - auf den Seiten 38 und 39 können Sie sich umfassend informieren. Zusatzinfos bietet auch das TV -Onlineangebot unter www.intrinet.de/freibaeder. Dort können Leser auch der Ted das beste Freibad wählen.

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