Abenteuer Archäologe: Der Holsthumer Gutshof gibt ein weiteres Geheimnis preis

Holsthum · Ein Wissenschaftler und Mitglieder des Fördervereins legen eine Darre frei. Die Vorrichtung zum Trocknen von Getreide liefert Erkenntnisse über Leben und Arbeiten in der Römischen Villa. Und: Sie ist einmalig.

 Die Römische Villa Holsthum ist um eine Attraktion reicher. Im rückwärtigen Teil ist nun eine Darre freigelegt worden. Anfang September wird hier gepicknickt. TV-Fotos (2): Maria Adrian

Die Römische Villa Holsthum ist um eine Attraktion reicher. Im rückwärtigen Teil ist nun eine Darre freigelegt worden. Anfang September wird hier gepicknickt. TV-Fotos (2): Maria Adrian

Foto: (e_eifel )

Die Sonne scheint, und die Aussicht ist einfach nur schön. Gerade hat sich eine Familie aus den Niederlanden die Römische Villa in Holsthum angeschaut. Auf die Frage, wie es ihnen hier gefällt, sagen die beiden Mädchen "gut", nachdem ihr Vater die Frage übersetzt hat. Die Familie hat auch gesehen, dass im Bereich der Villa gegraben wurde, erzählt der Vater. Und: "Das ist sehr spannend."

Ja, es passiert wieder etwas " Auf den Mauern", wie der alte Flurname im Bereich der Villa Rustica lautet. Die Anlage mit dem herrlichen Ausblick ist um eine Attraktion reicher: Der Förderverein für Geschichte und Kultur Holsthum hat zusammen mit Dr. Lars Blöck von der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz eine Darre freigelegt. Eine Darre ist eine befeuerte Vorrichtung zum Trocknen von Getreide oder anderen Lebensmitteln.

"Es kommen sehr viele Besucher hierhin, Wanderer, Radfahrer und auch Biker", erzählt Rolf Mrotzek vom Förderverein. "Viele Belgier, Luxemburger und Niederländer interessieren sich für die Villa und jetzt auch für die Darre", ergänzt die erste Vorsitzende, Mechthild Kohl-Heck.

Nach und nach trifft der gesamte Vorstand des Fördervereins an der Villa Rustica ein, um über den Stand der Dinge zu informieren. Schließlich kommt auch Dr. Lars Blöck dazu, der zuvor noch bei den Grabungen am Prümer Hahnplatz zu tun hatte. " Es ist toll, hier zu arbeiten. Da es sich um eine einst reiche römische Provinz handelte, gibt es auch so viele spannende Funde", sagt der Archäologe. Die Begeisterung für das römische Erbe teilen auch die Mitglieder des Fördervereins. "Die Römer arbeiteten sehr genau und sehr symmetrisch", begeistert sich Servatius Bürger, erster Beigeordneter von Holsthum.

Von der Darre waren zunächst nur die Umrisse bekannt. "Beim Römerfest in Holsthum, bei dem letztes Jahr auch Archäologen aus Trier zu Gast waren, hat Dr. Blöck versprochen, sich um die Darre zu kümmern", berichtet Ortsbürgermeister Heinz Faust. Und Blöck kümmert sich. "Genaugenommen gibt es hier zwei Darren. Eine schlecht erhaltene, jüngere Darre und eine gut erhaltene, die etwa aus dem zweiten Jahrhundert nach Christus stammt", sagte Blöck. Die freigelegte Darre befindet sich näher an der Villa selbst.

Bei der Freilegung der Trocknungsanlage haben der Experte und der Förderverein nebst Helfern Hand in Hand gearbeitet. Sichtbar ist nun die Grundform mit den Stützen. In der Darre wurde auch eine Scherbe gefunden, berichtet Blöck: " Es ist der Rand eines römischen Kochtopfs, und er wurde in Mayen und nicht im spätantiken Töpferzentreum bei Speicher-Herforst hergestellt." Das weiß der Experte so genau, weil in der Scherbe vulkanische Bestandteile zu sehen sind. Und die gibt es eben nur in der Vulkaneifel.

Seiner Ansicht nach wurde in der Holsthumer Darre Dinkel getrocknet, um ihn haltbar zur machen, und um ihn besser verarbeiten zu können. Und die Bewohner der Villa, die laut Blöck zur gehobenen Mittelschicht gehörten, haben den Dinkel nicht nur für den Eigenbedarf getrocknet. Der Experte geht von einer gewerbsmäßig betriebenen Trocknungsanlage aus. "Die Darren waren in beinahe jeder Villa Rustica vorhanden", sagt Blöck. In der Region Trier ist die Holsthumer Darre aber bislang die einzige ihrer Art, die freigelegt wurde - und schon von daher etwas Besonderes.

Die nächsten Fragen, die den Archäologen und die Mitglieder des Fördervereins beschäftigen werden, sind die nach der Konservierung der Darre. Sie muss vor den Wettereinflüssen geschützt werden. Die Stützen der Darre und das Mauerwerk sind einfach in den Boden gesetzt worden - ohne Mörtel.

Wie sie letztendlich zu sichern ist, wird derzeit noch diskutiert. Blöck denkt, dass sie mit Granulat aufgefüllt werden sollte. Der Förderverein hat schon mal darüber nachgedacht, ob eine Plexiglasscheibe eine Lösung sein kann. Entschieden ist aber noch nichts. Schließlich ist auch das eine Frage des Geldes. Bis das geklärt ist, steht die Villa Holsthum aber schon bald auf andere Weise im Mittelpunkt, wenn nämlich dort Anfang September eine Weinprobe, Führungen und ein Picknick (siehe Infokasten) stattfinden, zu dem der Förderverein einlädt. Mechthild Heck-Koch hofft, auch viele junge Leute auf diese Weise für die Geschichte Holsthums zu begeistern.

Und der Wissenschaftler hat noch eine ganz andere Hoffnung:
"Wenn Ende des Jahres noch Geld übrig ist, dann würde ich gern den gesamten Bereich der Villa geophysikalisch untersuchen lassen", sagt Blöck und bezieht sich auf den Etat der Generaldirektion kulturelles Erbe. Dann können noch weitere Gebäude und weitere Geheimnisse zum Vorschein kommen.Extra: WEINPROBE, FÜHRUNG UND PICKNICK AN DER VILLA

 Bei der Luftaufnahme von Christian Credner von 2013 zeigen die roten Markierungen, wo die Darren beim Gutshof zu finden sind. Die ältere Darre (links), die jetzt freigelegt wurde, stammt etwa aus dem zweiten Jahrhundert.

Bei der Luftaufnahme von Christian Credner von 2013 zeigen die roten Markierungen, wo die Darren beim Gutshof zu finden sind. Die ältere Darre (links), die jetzt freigelegt wurde, stammt etwa aus dem zweiten Jahrhundert.

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 Experte und Laien arbeiten bei der römischen Villa Holsthum Hand in Hand: Servatius Bürger, Tobias Schramer und Dr. Lars Blöck räumen die Steine aus der Darre. Foto: Mechthild Kohl-Heck

Experte und Laien arbeiten bei der römischen Villa Holsthum Hand in Hand: Servatius Bürger, Tobias Schramer und Dr. Lars Blöck räumen die Steine aus der Darre. Foto: Mechthild Kohl-Heck

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 Dr. Lars Blöck kniet in der freigelegten Darre und zeigt die Scherbe eines römischen Kochtopfs, die aus Mayener Produktion stammt.

Dr. Lars Blöck kniet in der freigelegten Darre und zeigt die Scherbe eines römischen Kochtopfs, die aus Mayener Produktion stammt.

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 Die Rekonstruktionszeichnung von Professor Dr. Wolfgang Czysz zeigt die Funktionsweise der Trocknungsanlage und wie die Heizluft zirkuliert.

Die Rekonstruktionszeichnung von Professor Dr. Wolfgang Czysz zeigt die Funktionsweise der Trocknungsanlage und wie die Heizluft zirkuliert.

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Der Förderverein Geschichte und Kultur Holsthum lädt für Samstag, 9. September, zur Weinprobe an der römischen Villa ein. Winzer Christoph Dixius vom Weingut Michael Dixius in Mehring schenkt ab 18 Uhr aus. Dazu gibt es " Impressionen aus der Heimat" zu sehen. Die Werke zum Thema Heimat stammen von heimischen Künstlerinnen. Am Sonntag, 10. September, kann ab 11 Uhr an der Villa gepicknickt werden. Jeder bringt Essen und Trinken selbst mit. Es gibt Führungen und auch ein Kinderprogramm. Toiletten sind an diesem Wochenende dort vorhanden.

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