Der Moderator verlässt die Bühne

BITBURG-PRÜM. Fünf Jahre lang diente Hubert Weis der SPD Bitburg-Prüm als deren Vorsitzender. Beim Parteitag heute in Bitburg wird er die Segel streichen. Im TV -Interview blickt Weis zurück. Im Zorn? Keineswegs.

 Der große Mann im Hintergrund: Hubert Weis wird künftig die Arbeit seiner Genossen aus der Entfernung beobachten. Für seine Nachfolge steht die Landtagsabgeordnete Monika Fink bereit.Foto: TV -Archiv/Manfred Reuter

Der große Mann im Hintergrund: Hubert Weis wird künftig die Arbeit seiner Genossen aus der Entfernung beobachten. Für seine Nachfolge steht die Landtagsabgeordnete Monika Fink bereit.Foto: TV -Archiv/Manfred Reuter

Als sie die Bitburg-Prümer SPD 1999 übernommen haben, präsentierte sich die Partei ziemlich unsortiert. Wie haben Sie es geschafft, Wadenbeißern die Zähne zu ziehen und Streithähne auseinander zu treiben? Weis: Indem ich eben nicht Zähne gezogen oder auseinander getrieben habe. Im Gegenteil, ich habe - zumindest versucht - zusammenzuführen. Das ist ja wohl eine meine Stärken, dass ich einbinden kann und dann dadurch zu vernünftigen Ergebnissen führen kann. Haben Sie es auch geschafft, die Interessen von Nordkreis und Südkreis zu einem harmonischen Ganzen zu formen? Weis: Ich denke, diese Kategorien sind eigentlich überholt. Die verschiedenen Regionen unseres Kreises haben zum Teil sehr unterschiedliche Interessenlagen - also auch die Grenzregionen und die, die zum Beispiel an Bernkastel-Wittlich grenzen. Diese Probleme sind mit den Ortsvereinen und in der Kreistagsfraktion diskutiert worden. Da konnte sich jeder, der wollte, wiederfinden. Sie gelten als sachlich, erfahren und moderat. Zu moderat? Weis: Da müssen Sie schon die anderen fragen. Ich bin so wie ich bin. Immerhin wird Ihnen vorgeworfen, die Oppositionsarbeit im Kreistag nicht mit harter Hand bestritten zu haben, sondern zu zurückhaltend gewesen zu sein. Weis: Ist der Kreistag ein Parlament? Nein, er ist keins, es gibt keine "Regierung", also auch im echten Sinne keine Opposition wie im Bundestag. Ich habe auch nicht zurückhaltend, sondern sachorientiert gehandelt. Außerdem: Ein Fraktionsvorsitzender gibt immer das Diskussionsergebnis einer Fraktion wieder. Und in einer Fraktion ist das Meinungsbild oft sehr vielfältig. Im Übrigen habe ich bei allen notwendigen Gelegenheiten unsere Meinung sehr deutlich vertreten, zum Beispiel beim Haushalt, bei den Zweckverbänden, beim Naturpark. Die Kommunalwahl im Juni ist nicht zu Ihrer Zufriedenheit ausgefallen. Hat das wirklich nur an Berlin und Mainz gelegen? Weis: Also, die gesamte Berliner Politik - und da meine ich auch die Politik der Opposition - hat schon die größte Rolle gespielt. Wenn die SPD-Wählerinnen und Wähler unzufrieden sind, dann bleiben sie zu Hause. Im Übrigen haben wir im Vorstand auch darüber diskutiert, was wir hätten anders machen sollen. Aber man muss immer daran denken: Hier sind überall nur ehrenamtliche Mitglieder tätig. Deren Zeit und deren Möglichkeit zum Engagement sind auch nur begrenzt. Was muss die SPD im Kreis tun, um ihre Außendarstellung zu verbessern? Weis: Auf die Menschen zugehen, als einzelnes Ratsmitglied zeigen, dass Sozialdemokraten für die Belange der Bürger da sind - das alles kann ein Kreisvorstand nicht alleine stemmen, das klappt nur, wenn alle auch in den Ortsvereinen mitziehen! Wie beurteilen Sie die Tatsache, dass Michael Billen nicht nur den Posten des Ersten Kreisbeigeordneten bekleidet, sondern auch neuer Chef des Flugplatz-Aufsichtsrats geworden ist? Weis: Herr Billen ist keineswegs unumstritten in seiner Partei, da gibt es wohl mittlerweile große Widerstände. Als Beigeordneter will er sich eine wichtige Macht- und Schaltposition aufbauen.Graef hat sich für den Aufsichtsrat nie sonderlich interessiert. Er hat sich hier in meinen Augen der faktischen Macht gebeugt. Warum zieht sich der Landrat zurück? Weis: Letztendlich müssen Sie ihn selber fragen. Ich sage mal ganz vorsichtig: Er kommt so langsam in die Mühlen der Machtkämpfe in der CDU. Innerhalb Ihrer Partei haben sich die Heckenschützen in Form der Arbeitsgemeinschaft der Selbstständigen formiert. Welchen Einfluss hat diese AG auf die Kreispartei? Weis: Also, da wird eine Handvoll Mitglieder überschätzt und zudem jetzt von Ihnen diskriminiert. In der AGS gibt es ein, zwei Mitglieder, die schon immer wussten, wie alles zu gehen hat. Die anderen haben größtenteils erstmals ein Rats- oder Kreistagsmandat erreicht. Sie werden sehr schnell merken, was man aus der Position der Minderheit heraus wirklich verändern kann und was nicht. Im Übrigen sehe ich die AGS überwiegend schon längst auf dem Weg zur sachlichen Mitarbeit, und die ist uns mit deren Sach- und Fachwissen sehr willkommen. Auf dem heutigen Parteitag in Bitburg wird Monika Fink mit ziemlicher Sicherheit zu Ihrer Nachfolgerin gewählt. Was muss sie beachten? Weis: Sie muss - und wird sich selber treu bleiben: offen, direkt, ehrlich. Dann hat sie Erfolg! Was war Ihr größter Erfolg als Parteichef? Weis: Dass wir - Kreisvorstand und Ortsvereine - die schwierige Situation der Landtagskandidatur sehr erfolgreich gemeistert haben. Und ihr niederschmetterndstes Erlebnis? Weis: Außer dem Ergebnis der Kommunalwahl die absolut unfairen Angriffe einzelner Mitglieder im Vorfeld der Wahl.

S Mit Hubert Weis sprach unser Redakteur Manfred Reuter.

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