Der Professor liebt "Tokio Hotel"

In der Projektreihe der Kreis-Volkshochschule (KVHS) Bitburg-Prüm und der Schloss-Weilerbach-Gesellschaft "Literatur im Schloss" stellte Walter Schenker seinen neu erschienenen Roman "Porta Nigra" vor.

 Walter Schenker stellte in Schloss Weilerbach seinen Roman „Porta Nigra“ vor. Marlen Meyer Marlen moderierte die Lesung. TV-Foto: Elmar Kanz

Walter Schenker stellte in Schloss Weilerbach seinen Roman „Porta Nigra“ vor. Marlen Meyer Marlen moderierte die Lesung. TV-Foto: Elmar Kanz

Weilerbach. (ka) Der in Solothurn geborene Schenker ist Schweizer Linguistik-Dozent und in seiner Wahlheimat Trier als katholischer Diakon tätig. Marlen Meyer, pädagogische Leiterin der KVHS, hieß Autor und Auditorium willkommen. "Unsere literarischen Abende hier auf Schloss Weilerbach sollen für Schriftsteller und Literaten verschiedener Stil- und Geistesrichtungen ein Forum für Publikation und Wertschätzung sein", sagte sie. "Porta Nigra", Walter Schenkers neuer Roman (nach sieben bereits erschienenen), ist alles andere als leicht verdauliche Kost. Das Wahrzeichen der Stadt Trier dient lediglich als sinnstiftendes Leitmotiv, das die weltlichen und religiösen Betrachtungen des Helden zusammenhält. Dieser, ein größenwahnsinniger Diakon, rechnet mit dem Nobelpreis und träumt von einer wahrhaft katholischen Revolution. Eine nicht unwesentliche literarische Figur, zumindest in Sachen Häufigkeit der Erwähnungen, spielt dabei der TV. Gibt es doch kaum ein Buch, in dem das so oft geschieht.

Derweil ist die Handlung eher von sekundärer Bedeutung. Die mehr oder weniger belanglosen Reisen, auf denen der Protagonist noch belanglosere Dinge tut, dienen dem Autor vor allem dazu, ihn viel und Bemerkenswertes sagen zu lassen. Unzählige philosophische, zumindest aber tiefschürfende Betrachtungen, Erkenntnisse oder Ideen - geradlinig, querdenkend, wissend, fragend oder unergründlich, immer aber hochinteressant - jagen einander.

Dass die relativ kurze Autorenlesung auf Schloss Weilerbach auch nur annähernd alles über "Porta Nigra" bringen konnte, war kaum zu erwarten. Viel zum Verständnis der komplizierten Schenkerschen Gedankenflüge trug Marlen Meyer bei, indem sie dem Autor durch zielgerichtete Fragen Aufschlussreiches entlockte.

"Gott will sich nicht langweilen. In diesem Satz geht mir aller Sinn der Welt auf, und ich genieße ihn", sagt Schenker. Zugleich findet er das Wort Gott "altmodisch" und fragt: "Kann etwa Gottes ewige Anschauung der Welt, da sie beinhaltet, dass nichts umsonst geschieht, als Liebe verstanden werden?" In ein Klischee pressen lässt sich Schenker nicht. "Die Lieder der Jungs von Tokio Hotel, ganz laut. Das ist Musik, die mich betäubt und gleichzeitig hellwach macht", schwärmt er. Auch Heino, Elvis, Joe Cocker, Andrea Berg und Marschmusik sind seine Favoriten. Nicht gerade das, was man von einem 65-Jährigen, noch dazu Linguistikprofessor und Diakon, erwarten würde.

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