Der Profit bleibt in der Region

DAUN/BITBURG/PRÜM. Holz als Biomasse erobert den Markt für alternative Heizungsanlagen. Weil es sich rechnet, greifen immer mehr Kommunen zu. Langfristig könnten dadurch in der landwirtschaftlich geprägten Eifel neue Flächennutzungen entstehen.

"Produktleiter für Holzenergie und Biomassemanagement" heißt die neue Stellenbeschreibung für zwei Spezialisten in der regionalen Forstverwaltung. Johannes Pinn (Forstamt Hillesheim) ist für den Bereich Prüm, den Kreis Daun, von Ahrweiler bis zur Mosel nach Cochem-Zell zuständig. Für das Gebiet von Arzfeld, Bitburg, den Hochwald und Trier wurde Paul Schilling (Forstamt Trier) vom rheinland-pfälzischen Forstministerium eingesetzt. Pinn überzeugte bereits vor drei Jahren die Hillesheimer Verwaltung von den Vorteilen einer Holzhackschnitzelheizung (HSH). Grundschule und Kindergarten werden seitdem mit dieser Technik beheizt. "Die Energiekosten für diese Anlage liegen derzeit bei 1,6 Cent pro Kilowattstunde, bei der Erdgasheizung für die Hauptschule ist es fast das Doppelte: 3,1 Cent ", erklärt Pinn. Die Mehrkosten von 100 000 Euro bei der Anschaffung amortisieren sich schneller als erwartet - voraussichtlich in elf Jahren.Hillesheimer Schule stellt Heizanlage um

Die Produktleiter beraten Kommunen und sensibilisieren Planer für die HSH oder Pelletheizungen. Pinn: "Noch fehlt vielen der Mut, neue Wege zu gehen. Hiesige Firmen beraten zuerst in Richtung Gas statt Biomasse." Um das zu ändern, bieten die Forstexperten ihre Teilnahme an Innungsversammlungen oder Ratssitzungen an. Paul Schilling lässt das Argument der komplizierteren Technik für alternative Anlagen nicht gelten: "Die Technik für Pelletheizungen ist heute bedienerfreundlich." In Hillesheim steht die Erneuerung der Gasheizung der Real- und Hauptschule an. "Das es eine mit Biomasse betriebene Anlage wird, steht außer Zweifel", sagt Pinn. Helmut Schmitz, Erster Beigeordneter der Verbandsgemeinde Hillesheim, ist überzeugt: "Wir müssen die Energieart aus Gründen des Umweltschutzes umstellen. Das rechnet sich für die Zukunft." Wenn aber so viele HSH gebaut werden, steigt auch der Preis für den Holzabfall als Brennstoff. Davon lässt Pinn sich nicht abschrecken: "Auch der Preis für Öl und Erdgas steigt kontinuierlich. Außerdem sind diese Rohstoffe nur begrenzt vorhanden, aber Holz wächst nach." Auch würde bei der Entscheidung für Holz der Profit in der Region bleiben - bei den einheimischen Waldbesitzern, Land- und Forstwirten. Der Umweltcampus Birkenfeld, ein Ableger der Fachhochschule Trier, erarbeitet momentan eine Potenzialanalyse, um die vorhandenen Biomasse-Mengen im Land zu ermitteln. Nach TV -Informationen bleibt schätzungsweise ein Viertel des wirtschaftlich einsetzbaren Potenzials ungenutzt im Wald liegen. Holz, das für die Holz verarbeitende Industrie unrentabel, aber als Biomasse durchaus wertvoll ist. Nach Pinns Meinung schlummert noch weiteres Potenzial im Grünschnitt oder in der Pflege der Straßenbegleitvegetation. "Wenn im Zuge der EU-Osterweiterung die Landwirtschaft in unserer Region immer mehr zurückgeht, können auf den landwirtschaftlichen Flächen schnell wachsende Hölzer wie Weiden oder Pappeln angepflanzt werden." Pinn rechnet mit einem jährlichen Ertrag von zehn Kubikmeter je Hektar. Ähnlich wie die Eifeler sich im an den Anblick der Raps- oder Maisfelder gewöhnten, würde sich das Landschaftsbild wieder erheblich wandeln. Kontakt: Johannes Pinn, Telefon 06593/9053, Paul Schilling 0651/8249719 oder 0151/18219152.

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