Der Prümer und das Mecker-Gen

PRÜM. Die neuen Leuchtmotive an den Straßenlaternen in Prüm wollen manchem Betrachter nicht so recht passen. Mit dem Umsatz an den ersten beiden langen Samstagen ist das Prümer Gewerbe zufrieden.

 Heller die Glocken nie leuchten: Die neuen Motive in den Prümer Straßen lösen Diskussionen aus.Foto: Fritz-Peter Linden

Heller die Glocken nie leuchten: Die neuen Motive in den Prümer Straßen lösen Diskussionen aus.Foto: Fritz-Peter Linden

Es ist das alte Lied: Probiert jemand etwas Neues aus, stehen gleich die Meckerer auf der Matte. Zum Beispiel in Prüm. Anlass: die neue Weihnachts-Beleuchtung. "Zu hoch, zu klein, zu spärlich, zu… irgendwas." So und ähnlich lauten die Reaktionen auf die rund 50 Leuchtmotive in der Stadt. Viele schimpfen regelrecht auf die etwa einen Quadratmeter großen Tannenbäume, Glöckchen und anderen Blink-Bilder, die an den Straßenlaternen aufgehängt und mit deren Einschalt-Zeiten verkoppelt sind. "Die Motive an sich sind schön", sagt ein etwas moderater gestimmter Abteistädter. "Aber irgendwie fehlt mir was.""Egal was passiert, zuerst wird gemault"

"Das ist hier immer so", sagt Norbert Baur vom Baby- und Bettengeschäft in der Hillstraße. "Egal was passiert, erst mal wird es zerredet und gemault." Viele Besucher aus den Dörfern hätten sich zustimmend über die bunten Bilder geäußert. "Aber der Prümer an sich haut sie dir um die Ohren. Ich jedenfalls finde es gut, dass da nochmal was Neues gemacht worden ist." Natürlich könne man immer alles noch besser machen, findet Baur. Die Motive seien zwar schöner als die alten Girlanden, "aber sie hätten vielleicht etwas größer sein können. Da muss man eben draus lernen. Vielleicht können wir das ja im nächsten Jahr verfeinern." Das Prümer City-Marketing (PCM), finanziert von den Geschäftsleuten und über einen jährlichen Zuschuss der Stadt, hat die Beleuchtung beschafft. Die Miete der Motive kostet samt Montage und Reparaturdienst rund 6000 Euro, wie PCM-Sprecher Dirk Kleis berichtet. "Mir ist natürlich auch zu Ohren gekommen, dass man sich darüber mokiert", sagt Kleis. Und gibt zu, selbst auch nicht "100-prozentig" glücklich damit zu sein. Dennoch steht er zu der Entscheidung: "Wir wollten einmal etwas probieren und haben es angeleiert." Der Hintergrund: Die bisherigen Gewerbevereins-Girlanden sind in die Jahre gekommen. "Allein im vergangenen Jahr hatten wir rund 3500 bis 4000 Euro an Reparaturkosten. Das konnten wir nicht mehr mittragen und haben deshalb die neuen Motive gemietet", sagt Kleis. Immerhin belaufen sich die Kosten für die gesamte Weihnachts-Aktion allein beim PCM auf insgesamt 13 000 Euro. Durch die neue Lösung seien aber zusätzliche Reparaturkosten vermieden worden. Kleis zeigt Verständnis für die Kritik, verbindet damit aber einen frommen Wunsch: "Da haben wir ein offenes Ohr, selbstverständlich. Wir sind ja froh, wenn Kritik geübt wird. Aber wir würden uns freuen, wenn sie auch offen ausgesprochen wird und nicht hintenrum kommt." "Sie ist neu, sie ist anders, sie ist moderner", bricht Günther Rolle vom PCM-Weihnachtsausschuss eine Lanze für die Beleuchtung. "Ich hätte auch lieber 100 Stück geholt. Aber das muss man ja auch bezahlen können."Geschäftsleute bisher zufrieden

Erheblich positiver fällt indessen die Zwischenbilanz für den Weihnachtseinkauf aus. Schon am ersten langen Samstag verzeichnete Norbert Baur "überraschend viel" Zuspruch. "Wir hatten bis etwa 15.30 Uhr sehr viel Betrieb. Bisher waren die beiden ersten Samstage immer etwas ruhiger." Auch Andreas Oehms vom Modehaus Kausen hat eine höhere Kundenzahl registriert. Zwar sei das Ergebnis noch nicht "überragend", aber man sei alles andere als unzufrieden. Und zum Thema "Meckern und Maulen" schreibt Oehms den Abteistädtern eine weihnachtliche Botschaft ins Stammbuch: Er stamme immerhin aus Gerolstein und fühle sich seit rund zehn Jahren "sehr wohl" an seinem Prümer Arbeitsplatz. Und auch die neue Beleuchtung findet Gnade vor seinen Augen: "Ich finde sie schön." Mehr zur Zwischenbilanz des Weihnachtsgeschäfts im regionalen Einzelhandel lesen Sie auf

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