Der Rohrschwingel und das liebe Vieh

Rotklee, Rohrschwingel und Wiesenrispe: Auf einem Feld bei Kyllburgweiler testet das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Pflanzensorten für Futterbau und Grünflächen. Der TV hat sich dort umgesehen.

Bitburg/Kyllburgweiler. Saftig grün auf der einen Seite, rot-orange auf der anderen. Hier gesund, da krank. Auch für den Laien wird das auf den ersten Blick klar. "Dieses Gras ist mit Rost befallen, das ist an der Farbe deutlich zu erkennen", bestätigt Johann Junk, Leiter der Gruppe "Grünland und Futterbau" des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) in Bitburg. Er und sein Team beraten Landwirte, Pferdebesitzer und auch Privatmenschen bei der Auswahl der richtigen Pflanzen - sei es für Grünflächen oder für Futteranbau. Zu diesem Zweck unterhält der DLR ein rund neun Hektar großes Versuchsfeld in Kyllburgweiler. Für das Bundessortenamt mit Sitz in Hannover prüft der DLR die verschiedensten Pflanzenarten: Gräser und Klee zum Beispiel. Der Ablauf ist immer der gleiche: Ist eine Saatgutfirma davon überzeugt, eine gute Neuzüchtung entwickelt zu haben, wird dieses Saatgut drei Jahre lang auf Versuchsfeldern in ganz Deutschland getestet - unter anderem auch in der Eifel. Ist diese Neuzüchtung auch nur in einer Eigenschaft besser als andere, bereits auf dem Markt erhältliche Sorten, wird sie zugelassen und darf ab sofort "Sorte" genannt und vertrieben werden. Eigenschaften, auf die die Neuzüchtungen getestet werden, sind Krankheitsresistenz, Ertrag, Winterhärte, Ausdauer und Qualität.Kein Feld wie jedes andere

Mit Rost befallen - diese Graszüchtung würde die Tests des DLR nicht bestehen. "Ab einer bestimmten Menge ist das toxisch und somit nicht gut für die Verfütterung", sagt Raimund Fisch vom DLR. Gelegentlich, "aber nicht so oft, wie es wünschenswert wäre" (Fisch), fahren Junk und er nach Kyllburgweiler, um sich die Versuche vor Ort anzuschauen. Stünde dort nicht das Schild mit der Aufschrift "Versuchsfeld" - auf den ersten Blick wäre nicht erkennbar, dass das kein Feld ist wie jedes andere. Beim genauen Hinsehen aber, da fällt es dann schon auf. In einzelnen Parzellen stehen lange neben kurzen, dicke neben dünnen und matte neben glänzenden Gräsern. Besonders auf die Winterhärte wird in Kyllburgweiler getestet. Denn auch wenn die Winter milder werden: Auf einem Feld in einer Höhe von 500 Metern können die Neuzüchtungen unter extremeren Bedingungen getestet werden als beispielsweise in Schleswig-Holstein. Junk: "Es ist gut, dass wir das Versuchsfeld in der Nähe von Bitburg haben." Schließlich gebe es viel Grünland in der Region: "In und um Trier, Bitburg, Daun und Wittlich herum werden 60 Prozent der Tiere in Rheinland-Pfalz gehalten. Und die Futtergrundlage dafür ist nun mal Grünfläche."Rund 100 Neuzüchtungen werden pro Jahr getestet. 2006 wurden von 40 neuen Züchtungen des Deutschen Weidelgrases nur zwölf für gut befunden - rund drei Viertel der Züchtungen wurden also anschließend nicht zu Sorten. "Manchmal liegt die Durchfallquote sogar bei 90 Prozent", sagt Junk. Aber auch bei ihren Empfehlungen wollen sie keine Kompromisse eingehen: "80 Prozent der auf dem Markt erhältlichen Sorten empfehlen wir nicht."Bei den Versuchen und der Beratung arbeitet das DLR eng zusammen mit den anderen deutschen Mittelgebirgsregionen (Saarland, Hessen, Thüringen und Nordrhein-Westfalen). Dazu kommen der wallonische Teil Belgiens und Luxemburg, "also ein Gebiet südlich von Brüssel bis zur polnischen Grenze", sagt Fisch. Für ihn hat das Versuchsfeld neben den optimalen Testbedingungen noch einen anderen Reiz: "Wenn klares Wetter ist, sieht man von hier oben bis ins Neuerburger Land, die Mosel und in den Hunsrück. Dann können wir uns schon glücklich schätzen, hier zu arbeiten."

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