Der Schandfleck im Herzen der Stadt Bitburg (Fotos)

Bitburg · Vor vier Jahren hat Edeka seine Filiale in der Neuerburger Straße aufgegeben. Seitdem verwahrlost der Platz, ist zum Treffpunkt für Jugendliche geworden. Wir haben nachgefragt, was mit dem alten Gebäude passieren soll.

Der Schandfleck im Herzen der Stadt Bitburg (Fotos)
Foto: Christian Altmayer

An einem Freitagnachmittag im Juni fällt Louisa Pohlmann das bewusstlose Mädchen auf. Umringt von Freunden, liegt die Jugendliche einfach da, auf dem Parkplatz des alten Edeka in Bitburg. Den hat Pohlmann direkt im Blick. Denn sie arbeitet bei einem Hörgerätehersteller, der seine Filiale im zweiten Stock eines Nachbargebäudes hat.

Die junge Frau greift zum Telefon, wählt die Nummer des Rettungsdienstes. Die Sanitäter bringen das Mädchen ins Krankenhaus. Minuten später fährt auch die Polizei in der Neuerburger Straße vor. Die Beamten befragen die Jugendlichen, lassen sich Ausweise zeigen. "Seitdem habe ich die Gruppe nicht mehr gesehen", sagt Pohlmann. Dafür aber andere.

Vor dem ehemaligen Lebensmittelladen feiern die Jugendlichen - nicht nur am Wochenende. Sie trinken, grölen, werfen Flaschen und räumen die Scherben nicht weg. Die knirschen unter den Schuhsohlen.

Der Wind wirbelt Plastiktüten umher. Verpackungen von Dönerbuden und Pizzakartons türmen sich auf. Sogar eine alte Kaffeemaschine liegt auf dem Parkplatz, als hätte sie jemand aus dem Fenster geworfen. Die Wände sind beschmiert mit Graffiti - aber nicht von der künstlerischen Sorte: "Crack" hat einer mit blauer Farbe an ein Fenster gesprüht, daneben ein Smiley und ein Hakenkreuz.

Über den Schmierereien prangt wie zum Hohn der Schriftzug: "Herzlich Willkommen." Wer hier durchläuft, könnte meinen, über einen Hinterhof in den schlechteren Vierteln von Los Angeles zu spazieren - nicht über das Gelände eines ehemaligen Supermarktes im Herzen Bitburgs.

"Das ist eine Müllhalde", sagt auch Holger Mennicke, Inhaber des Kopierladens um die Ecke. Seit der Edeka vor vier Jahren dichtgemacht hat, verwahrlose der Platz Zusehens.

Der Markt zog damals direkt gegenüber, am Rautenberg, ein - bessere Lage, bessere Expansionsmöglichkeiten. Das alte Geschäft geriet in Vergessenheit. "Eine Schande", nennt Mennicke das, "ist ja alles da - ein schönes Ladenlokal, ein Unterstand für die Einkaufswagen." Da sollte es doch eigentlich kein Problem sein, einen Mieter zu finden, oder?

An der Vermarktung kann es jedenfalls nicht liegen: Auf Immobilienportalen im Internet wird ein anderes Bild von dem Gebäude in der Neuerburger Straße präsentiert. Es zeigt den Markt zu Zeiten, als hier noch Kunden ein- und ausgingen, ihre Wagen auf dem Parkplatz abstellten. Vor der Tür stehen Palletten mit Blumen und Kartoffeln. Der Boden ist sauber, die Fassade frei von Schmierereien.

Ob der Anbieter überhaupt weiß, wie es hier mittlerweile aussieht? Wir fragen nach, bei der Edeka Handelsgesellschaft Südwest:

"Wie lang steht das jetzt leer? Ein Jahr?", fragt der zuständige Mitarbeiter am Telefon. Er weiß nur: "Im März 2018 läuft unser Mietvertrag aus." Um die Suche nach einem Nachmieter könne sich dann der Eigentümer kümmern. "Wir haben damit dann nichts mehr zu tun", sagt der Angestellte. Und es scheint, als sei er froh darüber.

Seit drei Monaten herrsche nämlich Funkstille zwischen der Kette und dem Inhaber der Ladenzeile, der Firma "Mewo Immobilien" aus Mertesdorf. Bei den Vermietern hebt niemand ab, E-Mails bleiben unbeantwortet. Auch wir starten einen Versuch. Im Internet finden sich drei Nummern.

Wir rufen in Mertesdorf, Trier und Illingen im Saarland an, mehrmals. Doch niemand geht ran. Auf eine E-Mail erhalten wir von der Geschäftsführung keine Rückmeldung. Die Firma: wie vom Erdboden verschluckt. Und der alte Supermarkt verfällt, verfällt, verfällt. Kommentar

Aus großer Immobilie folgt große Verantwortung

Ein verlassenes Gebäude, ein verschwundener Besitzer - so könnte ein Krimi anfangen. Nur wäre es ein Krimi in dem nicht viel passiert.

Seit vier Jahren verfällt der alte Edeka. Zum Leidwesen der Bitburger, die sich an der Ruine und dem Müll stören.

Der Inhaber muss verkaufen, vermieten oder abreißen - ganz egal, aber etwas muss geschehen. Ein erster Schritt wäre es ans Telefon zu gehen. Wer eine Immobilie mitten in der Stadt besitzt, hat auch eine Verantwortung.

Sie sind anderer Meinung, dann schreiben Sie mir doch eine E-Mail unter: c.altmayer@volksfreund.de

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