Der Starke hilft sich selbst

BIERSDORF. Spaß, Kraft, Ehrgeiz und eine gehörige Portion Durchhaltevermögen sind die wesentlichen Zutaten, um beim Drachenbootrennen auf dem Biersdorfer Stausee zu bestehen. Nur ein Team ist ein wenig ausgeschert: das Rettungsteam des DLRG mit einer ungewöhnlichen Auffassung ihrer Aufgabe.

Welche Aufgabe hat ein DLRG-Rettungsteam, das beim Drachenbootrennen auf dem Biersdorfer Stausee die Läufe der Paddelboote patrouilliert? Die Antwort wissen wohl nur die Mitglieder des so genannten Rettungsteams selbst. Leo Hülpes rudert bei drei Teams mit

Denn wer glaubte, dass die Rettungsschwimmer dafür Sorge tragen, dass möglichst keine Paddler ins aromatisch duftende Wasser des Stausees fallen und gebenenfalls zu deren Rettung herbei eilen, wurde beim Drachenbootrennen beim Biersdorfer Stauseefest eines Besseren belehrt: Beim ersten Lauf des Piraten-Teams der Wilden 13 gegen die erstmalig startende Mannschaft des Voba-Dragon-Teams bescherte das DLRG-Motorboot den Paddlern der Wilden 13 eine derartige Welle, dass das Boot kippte und die Trommlerin in die Fluten des Stausees stürzte. Wie nach erfolgreich verrichteter Arbeit drehte das DLRG-Boot daraufhin ab und wollte die Schwimmerin sich selbst und ihrem Schwimmvermögen überlassen. Erst nach lautstarken Beschimpfungen und bissigen Erinnerungen des Steuermanns an den Rettungsauftrag der Lebensretter wendeten sie sich der über Bord gegangenen Schwimmerin zu und brachten sie sicher ans Ufer. Doch dem Spaß der Hobbypaddler an dem inzwischen weit über die Grenzen der Region hinaus bekannten Paddelturnier konnte diese ungewöhnliche Rettungsauffassung keinen Abbruch tun. Da überließen die Mannschaften das Rettungsteam im weiteren Verlauf lieber sich selbst und konzentrierten sich ohne weitere Verluste oder Bordabgänge nur noch auf ihren Spaß und ihre Rennen. Und der Spaß war den Teams nicht mehr zu nehmen. Bei strahlendem Sonnenschein und unter giftigen Anfeuerungsrufen der professionellen Steuermänner paddelten die teils geübten, teils völlig untrainierten Freizeitsportler, was die Arme an Kraft hergaben. Dabei reichte das Spektrum der Paddler wie bereits in den Vorjahren von ehrgeizigen Sportmannschaften, über charmante Feuerwehrmänner bis zur bunten Mischung aus Männern, Frauen und Kindern. Zum Joker bei verschiedenen Mannschaften wurde der Wiersdorfer Ortsbürgermeister Leo Hülpes, der sowohl im Boot der Jungen Union, als auch bei den Feuerwehrleuten und zum Schluss noch in den Reihen der Wilden 13 paddelte und sich am Abend mit Sicherheit die kräftigsten Armmuskeln antrainiert hatte. Doch während in den Vorläufen noch der Spaß und die gute Laune deutlich über die sportliche Leistung dominierte, packte die meisten Mannschaften in den Endläufen der Ehrgeiz, dem die vermeintlich schwächeren Mitgliedern ihres Teams und grenzwertige Auslegungen der Regelwerke Tribut zollten. Doch zum Schluss hatten alle ihren Spaß, die Fußballer der Spielgemeinschaf Biersdorf-Ehlenz paddelten zum dritten Mal in Folge ihren Sieg nach Hause, und alle Teilnehmer fiebern dem nächsten Rennen entgegen. "Dann will ich aber auch wieder mitpaddeln", sagt die mit acht Jahren jüngste Teilnehmerin Anna-Lena aus Trier, die noch im vergangenen Jahr das Team der Wilden 13 paddlend unterstützt hatte, während sie in diesem Jahr mit ihrem Freund Jan zum Maskottchen auf der Rückbank verdonnert war. Und dann wird bestimmt auch wieder ein Team des DLRG - vielleicht mit einer anderen Dienstauffassung - das unterhaltsame Turnier begleiten.

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