Der Stein des Anstoßes

BOLLENDORF. Spaziergängern fiel es zuerst auf: Am Maria-Theresien-Grenzstein in Bollendorf fehlt ein großes Stück. Eine Strafanzeige gegen unbekannt läuft.

 Von unschätzbarem Wert: Der Maria-Theresien-Grenzstein im Bollendorfer Gemeindewald. Der Stein mit dem Wappen der österreichischen Kaiserin wurde vermutlich durch ein Fahrzeug gerammt und dabei beschädigt. Foto: Anja Öttl

Von unschätzbarem Wert: Der Maria-Theresien-Grenzstein im Bollendorfer Gemeindewald. Der Stein mit dem Wappen der österreichischen Kaiserin wurde vermutlich durch ein Fahrzeug gerammt und dabei beschädigt. Foto: Anja Öttl

Steine gibt es wie Sand am Meer. Ein Alter von 235 Jahren spielt da keine Rolle. In Bollendorf schon. Dort steht ein ganz Besonderer seiner Sorte: der Maria-Theresien-Grenzstein. Verzeichnet ist er auf vielen Wanderkarten. Der historische Grenzstein von mehr als einem Meter Höhe und 80 Zentimetern Durchmesser ist vermutlich bei Waldarbeiten von einem Fahrzeug beschädigt worden. Ein Stein mit Geschichte

Der Maria-Theresien-Grenzstein in Bollendorf trennte die Liegenschaften der Echternacher Abtei von denen des Grafen von Vianden. Auch heute noch bildet der viereckige Sandstein die Gemarkungsgrenze zwischen Wallendorf und Bollendorf. In der zu Echternach gerichteten Seite ist das Wappen der Kaiserin Maria Theresia mit dem österreichischen Doppeladler und der Jahreszahl der Errichtung 1771 eingemeißelt. Die Gegenseite zeigt das Wappen des Grafen von Vianden. "Über die Kopfseite des Steins verläuft eine Grenzrille ", erklärt der Förster von Bollendorf, Willi Orth, beim Ortstermin mit dem TV. Beschädigt wurde das Wappen der Kaiserin Maria Theresia. Die Untere Denkmalschutzbehörde der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm wurde über den Schaden am 15. Dezember informiert - wenige Tage, nachdem ihn Spaziergänger entdeckten. "Zuerst waren wir sehr optimistisch, den Verursacher zu finden", sagt der Bollendorfer Ortsbürgermeister Hermann Schmitz. Zuerst habe die Polizei sämtliche Transportunternehmer, die zum fraglichen Zeitpunkt im Gemeindewald unterwegs waren, untersucht - bisher ohne Resultat. Falls der Verursacher nicht zu finden ist, muss die Gemeinde Bollendorf die Kosten in Höhe von etwa 1600 Euro selbst tragen. Der immaterielle Schaden am Denkmal sei damit jedoch nicht aufzuwiegen, sagt Schmitz. An der Bruchstelle des Steins sind noch immer Lackspuren zu sehen. Der Förster vermutet, dass nicht eines der Holzrückefahrzeuge der Waldarbeiter-Betriebe den Stein gestreift hat, denn die seien allesamt überprüft worden. Er geht vielmehr davon aus, dass private Holzabfahrer den Schaden verursachten. Der TV-Leser Norbert Meyer aus Mettendorf interessiert sich für die Kulturschätze der Eifel. Ein Mitglied des Eifel-Vereins machte ihn auf den Schaden am Maria-Theresien-Stein aufmerksam. Meyer wandte sich sofort an den TV. Er macht sich Sorgen. Zum einen um den nicht wieder gut zu machenden Schaden an dem historischen Stein. Darüber hinaus geht es ihm um den Deutschen Wandertag 2006 in der Eifel. Dieser soll der Region im Sommer etwa 20 000 Besucher bescheren. Meyer: "Der Maria-Theresien-Stein ist ein attraktives Ziel vieler Touristen." So soll es nach Angaben von Schmitz auch bleiben: "Bis zum Wandertag ist der Schaden behoben."Gefahr der Verwitterung bannen

"Da muss jemand mit einer enormen Wucht dagegen gefahren sein", sagt Elke Wagner, Archäologin der Vor- und Frühgeschichte. Die freie Mitarbeiterin der Naturkundestation Teufelsschlucht bei Ernzen ist geschockt: "Das ist ein Unding." Sie hat die Hoffnung, dass der Schaden schnell und fachgerecht restauriert wird. Falls Wasser an der Bruchstelle des Steins gefriert, könnten Risse entstehen. Der Stein würde allmählich verwittern. Elke Wagner hat bereits beobachtet, wie Baumstämme haarscharf am Fraubillen-Kreuz vorbeigefahren wurden. Sie hofft, durch den Bericht im TV die Waldarbeiter für die Kulturdenkmäler zu sensibilisieren. Die Polizei sucht Zeugen, die Hinweise zur Beschädigung des Maria-Theresien-Steins in Bollendorf geben können. Polizei Bitburg: Telefon 06561/96850.Was brennt Ihnen unter den Nägeln? Mailen Sie uns Ihr Thema an: thema@volksfreund.de. Wir bringen es voran.

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