Der Teller auf dem Dach

ZEMMER/KAISERSLAUTERN. Nach dem zweiten Windkanal für das Formel-1-Team von Toyota (der TV berichtete) hat Stahlbau Steka in Zemmer den nächsten sportlichen Großauftrag an Land gezogen. Steka hat den Hubschrauber-Landeplatz auf dem Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern gebaut – eine Forderung im WM-Sicherheitsplan der Fifa.

Den Kopf im Nacken, den Blick nach oben gerichtet. Alles dreht sich. Eins, zwei, drei... acht Stockwerke. Ganz oben auf dem Dach des Westpfalz-Klinikums in Kaiserslautern befindet sich etwas Kreisrundes. Die Stahlkonstruktion des Hubschrauber-Landeplatzes sieht abenteuerlich aus. Der "Landeteller" steht zum Großteil über und wirkt, als würde er schweben. Hergestellt und montiert wurde die ungewöhnliche Konstruktion von der Firma Steka in Zemmer (Kreis Trier-Saarburg). "Hierbei handelt es sich nicht um gewöhnlichen Stahlbau. Diese Konstruktion hat höchste Ansprüche an Planung und Ausführung gestellt", erklärt Steka-Geschäftsführer Rainer Steffen. Der Auftrag war heiß begehrt. Mehrere Firmen buhlten, alle wollten rauf aufs Dach des Westpfalz-Klinikums. Der Zuschlag ging in die Eifel. Die Konstruktion forderte jedoch ihren Tribut. Die statischen Berechnungen waren komplizierter und dauerten länger als gewöhnlich. "Von der Vergabe bis zum Fertigungsbeginn wurden unzählige Berechnungen gemacht, die nochmals durch einen Statiker überprüft wurden. Nach diesen Berechnungen wurden die Stahlbauzeichnungen gemacht, die dann noch einmal überarbeitet wurden", erklärt Steffen die langwierige Vorbereitungszeit. Die ursprüngliche Fertigstellung des Stahlbaus war für Ende des Jahres 2005 geplant. "Zu diesem Zeitpunkt standen wir noch in der Planungsphase des Toyota-Windkanals. Alles hätte zeitlich prima gepasst", sagt der Stahlbaumeister. Der Termin verschob sich - die Fußball-WM lässt sich dagegen nicht nach hinten schieben. Am 15. Mai muss der erste Hubschrauber auf dem Dach des Krankenhauses aufsetzen können. Also genau 28 Tage vor dem ersten WM-Spiel in der Pfalz. Der Landeplatz wertet nicht nur das Krankenhaus auf, sondern er war auch Voraussetzung, dass Kaiserslautern den Zuschlag als WM-Spielort bekommen hat. Im Katastrophenfall muss alles schnell gehen. Der direkte Weg vom Betzenberg ins Westpfalz-Klinikum führt nur über den Luftweg. Die komplette Steka-Belegschaft stürzte sich in diesen neuen Auftrag. Und das, obwohl die Mitarbeiter bereits mit dem Bau des Windkanals für das Toyota-Formel-1-Team ausgelastet waren. "Mit Toyota haben wir eine Regelung gefunden, dass wir den Windkanalbau kurzzeitig aussetzen, um den Termin des Landeplatzes einzuhalten", sagt der Firmenchef. Nachdem alle Stahl-Einzelteile in Zemmer gefertigt waren, die für den Bau des Landeplatzes benötigt wurden, standen "Trockenübungen" auf dem Plan. Ähnlich wie beim Zusammensetzen eines Puzzles - nur größer und schwerer - wurde die 180 Tonnen schwere Stahlkonstruktion in Zemmer probeweise vormontiert. Und danach wieder auseinander genommen und verschweißt. Anschließend wurden die teils sperrigen Einzelteile mit zehn LKW zum Verzinken in die Nähe von Mannheim transportiert. Von dort ging die Reise weiter nach Kaiserslautern. Stahlbaumonteure montierten die Konstruktion (Durchmesser 28 Meter) in 36 Metern Höhe auf einen Betonkern von vier mal vier Metern. Drei Wochen lang wurde bei Wind und Wetter über den Dächern von Kaiserslautern gearbeitet. Auf die Zemmerer Stahlkonstruktion wird zurzeit noch eine Betondecke aufgetragen. Und wie schätzt der Firmenchef die deutsche Elf bei der WM ein? "Wenn unsere Nationalmannschaft bei der WM mit so viel Einsatz spielt wie ihn unser Team bei diesem Projekt gezeigt hat, kommen sie weit."

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