Der letzte Belgier zieht den Stöpsel

BIERSDORF. Mit der Fertigstellung des Zwischenlagers endet in den kommenden Wochen der erste Bauabschnitt am Stausee Biersdorf. Ab Mitte Oktober sollen dann die geschätzten 60 000 Kubikmeter Schlamm im See entfernt werden.

Wenn die letzten Belgier am Ende der Herbstferien zu Hause ihre Koffer wieder auspacken, könnte der Grund, weshalb sie eben noch in der Eifel Urlaub gemacht haben, schon verschwunden sein. Denn mit dem letzten großen Strom der Urlauber Richtung Heimat soll auch das Wasser im Stausee Biersdorf abfließen, und zwar so lange, bis der See leer ist. Das heißt, so wirklich leer wird das Becken dann nicht sein. Denn zum einen verläuft die Prüm nach wie vor durch das Areal. Zum anderen werden im Umfeld dieses Prümabschnitts rund 60 000 Kubikmeter Schlamm vermutet, die sich in den vergangenen Jahren im See abgelagert haben. "Wir sind bisher gut voran gekommen", sagt Fritz Brüders, Leiter der VG-Werke Bitburg-Land, auch wenn man das dem See bisher nicht ansieht. Bevor nämlich mit der eigentlichen Entschlammung begonnen werden kann, muss erst das Zwischenlager fertig werden, das derzeit wenige Meter vom gegenüber liegenden Ufer des Dorint-Hotels entsteht. Rund 40 000 Kubikmeter Erdreich werden dafür entfernt und abtransportiert. Das meiste davon ist bereits weg, wurde in den vergangenen Wochen im Minutentakt abtransportiert und dient jetzt größtenteils zur späteren Rekultivierung des Nattenheimer Steinbruchs. Derzeit seien die Arbeiter dabei, einen sechs Meter hohen Damm zu bauen, damit der Schlamm und das Wasser darin vom oberhalb des Sees gelegenen Zwischenlagers nicht wieder zum Gewässer zurück fließt, sagt der Werkleiter. Bis Mitte August soll das Schlammlager fertig und damit der erste Bauabschnitt abgeschlossen sein. Einen Monat später will dann der Stausee-Zweckverband, dem die VG Bitburg-Land angehört, die zweite Bauphase ausschreiben. Damit soll ab 15. Oktober begonnen werden. In diesem Zeitraum enden auch in Belgien die Herbstferien, die den Hotels in Biersdorf neben der Hauptsaison im Sommer die meisten Urlauber bringen.Schwimmbagger wäre zu teuer gewesen

Von einer "sauberen Sache" spricht Claudia Arens, stellvertretende Direktorin des Dorint-Hotels, auch wenn sie ab Mitte Oktober täglich auf ein großes Schlammloch blicken muss. Sauber deshalb, weil der Zweckverband den Zeitpunkt der Entschlammung so gelegt habe, dass der Fremdenverkehr davon so wenig wie möglich beeinträchtigt werde. Zwar hätte sich Hoteldirektor Ernst Miebach lieber die im Vorfeld ebenfalls diskutierte Entschlammungsvariante gewünscht, bei der mittels Schwimmbagger der See gereinigt wird, ohne das Wasser ablassen zu müssen. Doch dieses Verfahren wäre nach Aussage des VG-Bürgermeisters Jürgen Backes zu teuer (der TV berichtete). Ganz billig wird es dennoch nicht: 1,9 Millionen Euro soll die Entschlammung inklusive Zwischenlager kosten. 740 000 Euro davon übernimmt der Stausee-Zweckverband. Der Rest wird hauptsächlich über den Kreis Bitburg-Prüm und Förderungen des Landes finanziert. Der Leiter der VG-Werke rechnet damit, dass das Vorhaben bis März 2006 abgeschlossen sein wird, vorausgesetzt das Wetter ist halbwegs trocken. Was das Zwischenlager betrifft, so soll das See-Sediment dort so lange liegen bleiben, bis die nächste Entschlammung ansteht. Blieben dann nur noch die Erholung suchenden Urlauber, deren Urlaubserinnerungen möglicherweise stärker von Lastwagen und Baggern als von Tretbooten geprägt sein dürften. Nach Aussage von Claudia Arens vom Dorint-Hotel nehmen ihre Gäste das allerdings sehr gelassen: "Beschwerden gab es deshalb bisher in keiner Weise."

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