Der letzte Überlebende

PRÜM/OCHTRUP. Der letzte noch lebende deutsche Häftling aus dem Priesterblock des ehemaligen Konzentrationslager Dachau, Prälat Hermann Scheipers, lebt in der nordrhein-westfälischen Stadt Ochtrup. Eine Prümer Delegation besuchte Scheipers, der mit dem Prümer Dechant Josef Zilliken sowie den Pfarrern Johannes Ries aus Arzfeld und Johannes Schulz aus Nickenich im Priesterblock 3 K des KZ Dachau inhaftiert war.

Während Hermann Scheipers auf dem Evakuierungsmarsch im April 1945 die Flucht gelang, sind die drei Eifelpriester, mit denen er im KZ Dachau im Priesterblock 3 K inhaftiert war, ums Leben gekommen. Vor 60 Jahren im April 1945 wurde das nationalsozialistische Konzentrationslager Dachau von den Alliierten befreit. Von 200 000 Inhaftierten aus 24 Ländern Europas haben mehr als 34 000 Häftlinge die unmenschliche Lagerhaft nicht überlebt. Auch im hohen Alter erinnert sich der rüstige und geistig aufgeschlossene Prälat Scheipers an die Zeit in Dachau und das Zusammenleben mit den Leidensgenossen. Diese Erinnerungen waren auch Thema, als eine Prümer Delegation Scheipers zum 92. Geburtstag einen Besuch abstattete. Die Kontakte zu Prälat Scheipers knüpften Marlies und Berta Hansen, die auch die Fahrt nach Ochtrup organisierten. Den Fahrer für die Auto-Tour vermittelte Verbandsbürgermeister Aloysius Söhngen. Scheipers berichtete den Besuchern, dass er im zweiten Kriegsjahr Kaplan in Hubertusburg, einer Pfarrei im Bistum Meißen, war. Am 4. Oktober 1940 wurde er von der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) verhaftet, weil er polnische Zivilarbeiter seelsorgerisch betreut hatte. Das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) in Berlin erklärte ihn daraufhin zum Staatsfeind und erließ einen Schutzhaftbefehl. 1941 kam Kaplan Scheipers in das KZ-Lager Dachau. Im Priesterblock 3 K wurde er Zeuge, wie Pfarrer Schulz am 19. August 1942 und sieben Wochen später Dechant Zilliken an den Folgen der unmenschlichen Haftbedingungen und mangelhafter ärztlicher Versorgung starben. Auch an die Todesstunde von Pfarrer Ries am 4. Januar 1945 erinnert sich Prälat Scheipers. Dem damals 31-Jährigen gelang die Flucht, als das Lager beim Herannahen der Amerikaner 1945 evakuiert wurde. Als Scheipers kürzlich vom Tode des Paters Martin Arnold Schiffer aus der Abtei St. Matthias in Trier erfuhr, sagte er: "Jetzt bin ich noch der letzte deutsche Überlebende aus dem Priesterblock Dachau."

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