Der verlässliche Partner von Wind und Sonne

Üttfeld · Egal ob aus Sonne oder Windkraft: Der Strom, der über regenerative Anlagen ins Netz eingespeist wird, unterliegt starken Schwankungen und stellt die Netzbetreiber vor große Herausforderungen. Beim Energiekonzern RWE setzt man deshalb unter anderem auf ein Pilotprojekt in Üttfeld, wo mit Hilfe eines Biogasspeichers die Schwankungen im Stromnetz ausgeglichen werden. Gestern zogen die Beteiligten eine Zwischenblanz.

 Letzte Anweisungen, bevor es gleich Klick macht: RWE-Pressesprecher David Kryszons (Dritter von rechts) erklärt Landrat Joachim Streit (Zweiter von rechts) und Smart-Country-Projektleiter Torsten Hammerschmidt, wo sie sich für das gemeinsame Pressefoto genau hinstellen sollen. TV-Foto: Uwe Hentschel

Letzte Anweisungen, bevor es gleich Klick macht: RWE-Pressesprecher David Kryszons (Dritter von rechts) erklärt Landrat Joachim Streit (Zweiter von rechts) und Smart-Country-Projektleiter Torsten Hammerschmidt, wo sie sich für das gemeinsame Pressefoto genau hinstellen sollen. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Üttfeld. Bevor Joachim Streit das Podium betritt, zieht er noch seine Jacke aus und krempelt die Hemdsärmel etwas hoch. Möglicherweise ist dem Landrat etwas warm. Schließlich bilden übereinander gestapelte Strohballen den Hintergrund des Podiums auf dem Hof des Biogaslandwirts, wo das Thema in moderierter Gesprächsrunde erörtert wird.

Flexibler Biogasspeicher


In Üttfeld haben sich die Beteiligten einem Forschungsprojekt gestellt und eine Lösung gefunden. Ob diese auch die Lösung für andere Regionen sein wird, muss sich zeigen. Doch Tatsache ist: Im Eifelkreis hat es funktioniert. Seit gut vier Jahren läuft in Üttfeld das Projekt Smart Country, das in dieser Form bislang einmalig ist (der TV berichtete).
Früher war es so, dass der Strom überwiegend in den Ballungszentren produziert und dann dort sowie im Umland verbraucht wurde. Heute fließt ein Großteil des Stroms in die andere Richtung. Von den Wind- und Solarparks im dünn besiedelten ländlichen Raum wie der Eifel zu den Orten, wo sich die Verbraucher konzentrieren. Und das hat nicht nur Einfluss auf die Richtung des Stroms, sondern auch auf die Spannung in den Stromnetzen. Denn die Wind- und Solaranlagen sind extrem wetterabhängig und produzieren deshalb mal mehr und mal weniger Strom.
Das Problem seien nicht die überlasteten Netze, sondern vor allem die extremen Spannungsschwankungen, sagt Joachim Schneider, Vorstandsmitglied von RWE Deutschland, der gemeinsam mit weiteren Vertretern des Stromkonzerns und Forschungsakteuren nach Üttfeld gekommen ist, auf den Hof der Familie Hoffmann, wo seit vier Jahren gemeinsam an der Lösung des Problems gearbeitet wird. Und zwar mit Hilfe eines sogenannten Biogasspeichers.
Während herkömmliche Biogasanlagen rund um die Uhr laufen und somit durchgehend Strom ins Netz einspeisen, wurde die Einrichtung der Familie Hoffmann mit Hilfe des Speichers sowie eines intelligenten Steuerungssystems so umgerüstet, dass die Anlage nur dann Strom erzeugt, wenn die umliegenden Windkraft- und Solaranlagen weniger oder gar keine Leistung bringen. So wird gewährleistet, dass die Spannung im Verteilnetz immer weitgehend konstant bleibt.
"Das ist nicht nur ein Meilenstein, sondern die Blaupause für viele andere Regionen", ist Landrat Streit überzeugt. Dieser Meinung ist auch Staatssekretär Uwe Hüser. Das Land sei offen für neue Energiekonzepte, sagt er. Und: "Wir brauchen solche Beispiele, um zu zeigen, dass es geht."
Beitrag zum Stand der Technik


Dass es geht, wurde in Üttfeld mit dem sieben Millionen Euro teuren Forschungsprojekt unter Beweis gestellt. Die Frage ist allerdings, wie man mit dieser Erkenntnis nun weiter umgeht. "Die Praxis hat uns nicht enttäuscht", sagt Projektleiter Torsten Hammerschmidt und verweist auf gewonnene Erkenntnisse, die inzwischen Stand der Technik seien.
Allerdings sei Smart Country auch nur eines von mehreren Forschungsprojekten in dieser Richtung, fügt er hinzu. Welche Lösungen sich durchsetzten, hänge von der Wirtschaftlichkeit und den politischen Rahmenbedingungen ab.

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