Des Sprudels Kern

STEFFELN. Die Bohrungen gehen weiter: Wissenschaftler von der Frankfurter Goethe-Universität haben vorige Woche im Eichholzmaar erneut nach Ablagerungen gesucht. Derweil nehmen die Pläne zur Renaturierung (der TV berichtete) Gestalt an.

Das Eichholzmaar bei Steffeln: Noch weiden Eifelkühe auf dem flachen, trockenen Boden. Aber in absehbarer Zeit soll sich der Trichter wieder mit Wasser füllen (der TV berichtete). Die Vierbeiner haben vorige Woche akademische Gesellschaft bekommen - Dozenten und Studenten von der Goethe-Universität Frankfurt. Denn: "Bevor das Wasser drin ist, kann jetzt noch einmal ein Bohrkern gezogen werden", sagt Andreas Wisniewski, Chef des Verkehrsvereins Oberes Kylltal: "Nachher ist das nicht mehr so gut möglich." Diesmal suchen die Wissenschaftler zusammen mit acht Studenten nach Sedimenten (Ablagerungen), die Aufschluss über die geologische Geschichte der Region und den Einfluss des Menschen auf die Natur in den vergangenen Jahrtausenden geben sollen. "Wir sind schon bei zehn Metern", sagt Peter Houben vom geophysikalischen Institut der Universität und zeigt ein Bohr-Element: "Da steckt jetzt Eichholzmaar drin." Im Maar selbst steckt sogar noch mehr drin: 2004 sei man in zwölf Metern Tiefe auf Vulkanasche gestoßen, die von der Explosion des Laacher Sees stammt. Und die ereignete sich vor 12 900 Jahren. "Jetzt sind wir hier, um die Entwicklung in diesen 12 900 Jahren zu erforschen", sagt Houben. In diese Zeit falle zum Beispiel der Wechsel von der letzten Kalt- zur Warmzeit. Und die Einflussnahme des Menschen, der irgendwann während dieser Phase dort aufgetaucht ist. Untersucht werden unter anderem Blätter, Pollen und die Reste von Früchten. "Aus den Pollen", berichtet Houbens Kollege Rainer Dambeck, "lassen sich Vegetationsveränderungen erkennen. Die können klimatische Gründe haben oder vom Menschen verursacht worden sein." Im benachbarten Duppacher Weiher sei unterdessen die Römerzeit bereits belegt. Das Eichholzmaar biete nun die Möglichkeit, auch die rund 3000 Menschen-Jahre davor zu erforschen. Und das, ergänzt Houben, "ist wissenschaftlich die Kernfrage". Auch die finanzielle Kernfrage - wer bezahlt wie viel für die Maar-Renaturierung und den Ankauf der Grundstücke - nähert sich mittlerweile einer Antwort. Karl Müller, Leiter der Bauabteilung bei der Verbandsgemeinde Obere Kyll: "Der eigentliche Maarbereich ist eine Maßnahme, die das Land fördert. Das sind Ausgleichsbeträge, die im Rahmen der Windkraft anfallen." Antragsteller ist der Kreis Daun, Adressat das Mainzer Umweltministerium. Die Anträge auf eine Förderung von rund 145 000 Euro liegen dort bereits zur Entscheidung vor. Karl Müller: "Wir warten nur noch auf den Startschuss aus Mainz." Die Renaturierung ist aber nur ein Teil dessen, was Andreas Wisniweski insgesamt als touristisch verwertbare "Landschafts-Inszenierung" bezeichnet: "Das Eichholzmaar wird in ein Konzept eingebunden", sagt Müller, "zur touristischen Erschließung der Ortsgemeinden Steffeln und Duppach." Vorgesehen sind ein Wanderweg, Beschilderungen, ein Tier-Beobachtungsposten und Parkflächen. Am Ende werden dadurch der Vulkangarten, die Steffeler Mineralquelle ("Drees"), das Maar, der Duppacher und der Aueler Weiher miteinander verbunden sein. Der Naturpark Nordeifel wiederum fördert diese Arbeiten mit 80 Prozent der entstehenden Kosten. Bei insgesamt 40 000 Euro steuert der Naturpark also 32 000 Euro bei, für den ersten Bauabschnitt 2005 ist das Geld bereits bewilligt.

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