Die AG hat zugeschlagen

BITBURG. Annähernd 400 Ermittlungsverfahren, mehr als 50 Durchsuchungsbeschlüsse und viele Haftstrafen im Zusammenhang mit Drogenkriminalität im Bereich Bitburg - das ist die Bilanz der "AG Eifel" der Polizei. Die Beamten kümmern sich derzeit um das Thema Beschaffungskriminalität in den Regionen Prüm und Daun.

Mehr als 100 Autoaufbrüche in kurzer Zeit verunsicherten im Sommer 2002 die Menschen in Bitburg. Gleich serienweise wurden Autoradios und Wertgegenstände aus Fahrzeugen gestohlen. Hintergrund: fast ausnahmslos die so genannte indirekte Beschaffungkriminaliät. Unter diesem Begriff werden die Delikte verbucht, bei denen Drogenabhängige mit dem Erlös des Diebesguts den Drogenkonsum finanzieren.Die Polizeidirektion Wittlich gründete daraufhin die "AG Eifel", die nach einem Jahr Arbeit Bilanz gezogen hat: Annähernd 400 Ermittlungsverfahren im Bereich Bitburg, 43 Menschen, überwiegend Drogen-Dealer, in Untersuchungshaft, 50 Durchsuchungsbeschlüsse und zahlreiche Anklagen, die teilweise noch nicht verhandelt sind. Ein Bitburger Dealer wurde zu vier Jahren Haft verurteilt, ein anderer zu drei Jahren und neun Monaten. Andere erhielten Haftstrafen zwischen einem und zwei Jahren. Da das Drogen-Milieu in Bitburg von jungen Menschen aus Übersiedlerfamilien beherrscht wird, entfiel auf diese Gruppe auch ein großer Teil der Ermittlungsverfahren. Die Aufklärungsquote der AG liegt bei 96 Prozent.Die Fälle zeigten, dass die Täter im Drogenmilieu zu suchen waren, erklären der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos und Paul Wehner, Chef der Kriminalinspektion Wittlich. Durchschnittlich 25 Euro erhielten die Diebe von den Hehlern auch für hochwertige Autoradios und Wertgegenstände. Diese Summe reicht aus für den Kauf von 0,25 bis 0,5 Gramm Heroin, was einer Tagesration eines Heroinabhängigen entspricht. Dies bedeutet, dass ein mittelloser Junkie jeden Tag eine Straftat begehen muss, um seine Sucht zu finanzieren.Als Reaktion auf die Delikt-Serie konstituierte sich am 4. November 2002 die "AG Eifel" in Bitburg, die von Kriminalhauptkommissar Josef Junk geleitet wird. Ziel der AG ist, die Straftaten nicht Delikt, sondern Täter orientiert zu bewerten und aufzuklären. "So werden in der ,AG Eifel' alle Straftaten eines im Milieu bekannt gewordenen Tatverdächtigen von einem Beamten bearbeitet", erklären Roos und Wehner.Rund die Hälfte Ermittlungsverfahren beschäftigte sich mit Rauschgiftdelikten wie Einfuhrschmuggel, Besitz und Erwerb von Heroin und Ecstasy. Die andere Hälfte hatte Delikte aus dem Bereich der indirekten Beschaffungskriminalität zum Thema.Fortbestand "dringendst erforderlich"

Bitburg war der erste Schwerpunkt der Arbeit der Polizisten, da sich die Stadt zu einem Anlaufpunkt für Drogenabhängige aus der Region entwickelt hatte. Damit einher ging, dass die Beschaffungskriminalität in Bitburg immer größere Ausmaße annahm.Die Straffverfolgung führte dazu, dass das Drogen-Angebot in Bitburg stark zurückging. Dadurch sank auch die Zahl der Delikte aus dem Bereich der Beschaffungskriminalität. So ging die Zahl der Autoaufbrüche nach der Inhaftierung eines Hauptverdächtigen auf ein Minimum zurück. Auch die Zahl der Ladendiebstähle sank deutlich. Weiterer Effekt: "Viele Heroinabhängige begaben sich aus Furcht vor Strafverfolgern, aber auch wegen des Umstands, dass es keine Drogen mehr gab, freiwillig in Therapie", erklären Roos und Wehner.Die Beamten der "AG Eifel" bearbeiten nun vorrangig Fälle von Beschaffungskriminalität in den Bereichen Prüm und Daun. Staatsanwaltschaft und Polizei sind zuversichtlich, in diesen Bereichen ähnliche Erfolge wie in Bitburg zu erzielen.Im zuständigen Bitburger Amtsgericht ist man mit der Arbeit der AG zufrieden. "Die AG Eifel ist ausgesprochen effektiv", lobt Richter Udo May. Die Gruppe habe maßgeblich dazu beigetragen, die Drogenszene in der Stadt in den Griff zu bekommen. Amtsgerichtdirektor Werner von Schichau: "Die Hälfte der Strafsachen in diesem Bereich hätte es ohne die AG nicht gegeben." Er hält es für notwendig, dass die Gruppe ihre Arbeit fortsetzt. "Es ist dringendst erforderlich, dass die ,AG Eifel' erhalten bleibt."

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