Die Aida ist sein Schiff, die Eifel seine Heimat

NEUERBURG. Die Karibik und das Mittelmeer sind die Arbeitsplätze von Randolph Heß aus Neuerburg. Er ist Kapitän des Kreuzfahrtschiffes "Aida". Am heutigen Freitag übernimmt der 44-Jährige in Dubrovnik wieder das Kommando - nach einem Urlaub in der Eifel.

Randolph Heß öffnet die Tür seines Elternhauses in der Ortsmitte von Neuerburg. Nichts an dem sportlich aussehenden Mann erinnert an das Klischee eines Traumschiffkapitäns. Er plaudert drauf los: "Die Passagiere suchen an Bord oft den Kapitän, obwohl sie mich schon gesehen haben." Heß trägt zwar seit zwei Jahren die Kapitänsuniform, macht daran aber keine Verhaltens- oder Persönlichkeitsveränderungen fest. Seine braunen Augen blitzen, als er verrät: "Manchmal frage ich mich sogar, ob das kapitänsmäßig war, was ich gerade getan habe." Beispiel: Spontan setzte er sich bei einem Konzert der Gruppe "Fool's Garden" auf dem Clubschiff ans Schlagzeug und fetzte mit. Und was ist mit dem Kapitäns-Dinner? "Das gibt es bei uns nicht. Wir machen das viel legerer", antwortet der Diplom-Nautiker. Kleider-Etikette gibt es auf der "Aida" auch nicht. Sportliche Freizeitkleidung ist angesagt. Dieser Stil lockt viele Prominente immer wieder an Bord. Galant schweigt der Kapitän über witzige oder peinliche Momente. Nur eines lässt er sich entlocken: "Heidi Klum ist überhaupt nicht abgehoben." Für die Fernsehserie "Traumschiff", die auf dem wesentlich kleineren Clubschiff "MS Deutschland" gedreht wird, hat Heß nicht viel übrig: "Jeder professionelle Seemann hält das für eine Alberei, aber wir wollen den Zuschauern die Illusion um das Klischee nicht nehmen. Es ist wohl eine nette Abendunterhaltung." Ähnlich deutlich fällt sein Urteil über seinen Kollegen Heinz Weis in der Fernsehserie aus: "Er ist ein Schauspieler und kein Kapitän. Ein schauspielernder Kapitän eben." Davon kann im Arbeitsalltag von Randolph Heß keine Rede sein. Er trägt die Verantwortung für die 420-köpfige Besatzung und mindestens 1000 Gäste. Maximal 1500 Passagiere haben Platz auf der "Aida Aura". Heute geht er für die kommenden zwei Monate an Bord der "Aida Cara", die Heß als "Ur-Aida" bezeichnet. Damit schippert er durchs Mittelmeer - wie jeden Sommer. Danach übernimmt er die "Aida Aura" und bringt sie in die Karibik.Ausgleich sucht Heß in der Natur

Heß ist immer da unterwegs, wo die Welt gerade am schönsten ist. Damit hat er sich einen Kindertraum erfüllt. "Unmittelbar nach dem Abitur wollte ich was von der Welt sehen", erinnert er sich. Logische Konsequenz war ein Nautik-Studium in Bremen. Dort lebt er heute mit seiner Frau. Ein Leben ohne Passagierschiff kann sich der 44-Jährige nicht vorstellen: "Ich habe vier Jahre lang versucht, an Land zu arbeiten und mich dann beruflich tot gefühlt." Heß gab den Lotsen-Posten auf und ging wieder auf See. Der Eifeler kennt schon seine nächste Herausforderung. Heß: "Im Sommer 2004 bin ich Kapitän des Olympiaschiffes, das vor Piräus als Hotelschiff ankern wird." Während der olympischen Spieler ist er Gastgeber vieler Prominenter und Sportler. Außerdem sind auf "seinem" Schiff auch die Fernsehstudios aller deutschen Sender. Ausgleich sucht der Kapitän fernab vom Clubschiff - beim Golfspiel. Kraft schöpfen kann Heß nur in der Natur. Deshalb hat er seinen Urlaub zu Hause in der Eifel sehr genossen.

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