Die Angst schwingt mit

PRÜM. Es gibt zurzeit viele interessante Baustellen im Prümer Land. Die mit Abstand spektakulärste ist die der St. Salvator Basilika im Herzen der Abteistadt. Dort verrichten die Gerüstbauer in diesen Tagen einen atemberaubenden Job – inzwischen in 63 Metern Höhe.

Wie jedes Gebäude kommt auch eine Kirche in die Jahre. Der Zahn der Zeit nagt unaufhaltsam. Auch an der Prümer Basilika St. Salvator hat er inzwischen ganze Arbeit geleistet. Das gilt besonders für die Turmspitzen, deren Renovierung seit ein paar Wochen vorbereitet wird (der TV berichtete). Besondere Aufmerksamkeit erregen zur Zeit die Gerüstbauer. Meter für Meter wächst die Konstruktion aus Stangen, Bohlen und Streben; am Nordturm ist der Hahn schon zum Greifen nahe. Ein wahres Meisterwerk ist den Männern der Trierer Firma Trappen gelungen - eine Arbeit, die die Basis bildet für Zimmerleute und Schieferdecker, die demnächst marodes Gebälk auswechseln und den Helm neu eindecken werden. Und während unten auf der Erde Respekt und Bewunderung für die Trierer Stangenkünstler mit jedem Meter wachsen, räumt Gerüstbauer Hans ein: "Es ist eine schwierige Arbeit. Aber wir haben so etwas ja schon so oft gemacht." Und trotzdem: Die Angst schwinge immer mit. "Einen Gerüstbauer ohne Angst gibt es nicht", sagt Hans auf der Fahrt mit dem Aufzug in die Höhe, vorbei an den Statuen von Jesus Christus, Benedikt und Scholastika. Die Angst sei eben eine Vorsichtsmaßnahme des Körpers; denn erst, wenn man unvorsichtig sei, passiere was, stellt der 57-Jährige klar. Das weiß auch Architekt Peter Berdi. Er spricht von "sehr gefährlicher Arbeit", deshalb werde das Einhalten der Sicherheitsmaßnahmen auch "extrem groß geschrieben". Peter Berdi hat derweil bereits Ende vergangener Woche einen Teil des Schiefers entfernen lassen, um so Einblick in die Schadstellen zu erhalten. Das Ergebnis war ernüchternd - faules und ausgefranstes Gebälk gibt es an der Turmkonstruktion en masse. Nun stellt sich laut Berdi die spannende Frage, was dort oben noch alles zu rekonstruieren sei. Denn: Am Turmgebälk seien Zapfenlöcher gefunden worden, die darauf hindeuteten, dass es einmal eine andere Bauweise gegeben habe. Berdi: "Wir recherchieren jetzt anhand von alten Fotos, wie es im Barock war und wie es damals repariert wurde." Und: "Das wahre Ausmaß werden wir ohnehin erst erkennen, wenn der Schiefer weg ist." Im Notfall, überlegt der Experte, müsse man die Helme komplett abheben und am Boden erneuern. Doch dieses Verfahren möchte der Architekt vermeiden, "denn das ist doch ziemlich aufwändig". Abwarten ist also noch angesagt an der Großbaustelle Basilika. Sicher ist derweil nur, dass der Fassadenanstrich in Teilen überarbeitet werden muss, und zwar wieder im inzwischen vertrauten Rot. Peter Berdi: "Die Prümer Basilika ist in der Tat eine spannende Baustelle. Wir werden die Sanierung so schonend wie möglich vornehmen." Einen warmen Geldsegen hat unterdessen die Mainzer Staatskanzlei Richtung Prüm entsandt. Wie Ministerpräsident Kurt Beck und Kulturminister Jürgen Zöllner mitteilen, macht die Stiftung "Rheinland-Pfalz für Kultur" 50 000 Euro locker. Beck: "Wir haben in Rheinland-Pfalz eine sehr bunte und vielfältige Kulturlandschaft. Diese wollen wir weiter entfalten." Was die Prümer Basilika-Sanierung insgesamt kosten wird, steht indes noch in den Sternen. Die Experten gehen derzeit von rund 750 000 Euro aus.

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