Die Bombe in der Nachbarschaft

Evakuierung nach Plan: Das Wohngebiet rund um die Weltkriegs-Bombe, die am Dienstagmorgen bei Bauarbeiten in Bitburg entdeckt worden war, ist ohne Zwischenfälle geräumt worden.

Bitburg. 12 Uhr: Der Duft von frischen Bratkartoffeln liegt in der Luft. Ein ganz normaler Mittag in der Bitburger Philipp-Reis-Straße - würde nicht seit mehr als 24 Stunden ein Polizeiwagen in der Sackgasse stehen. Gegenüber eine große Baugrube. In ihr liegt der Grund für die ständige Polizeipräsenz: eine 2,5-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg. Sie lag am Vortag in der Schaufel des Baggerfahrers, als der dabei war, eine Grube auszuheben.Von Panik ist am Tag nach dem Bombenfund nichts zu spüren. "Ach was. Wovor sollte ich denn Angst haben?", entgegnet eine Anwohnerin und winkt ab. Von Evakuierung kann bei ihr keine Rede sein: "Ich war eh zu einem Geburtstag eingeladen."

Von der Bombe in ihrer Nachbarschaft hatte sie am Dienstag von einem der Hilfskräfte erfahren. "Kurz darauf hatte mich eine Freundin angerufen und mich mit den Worten begrüßt: ,Lebst du noch?'"

Nachricht von der Bombe erreicht auch Touristen

15 Uhr: Die Nachricht von der Bombe hat sich mittlerweile auch unter den Touristen, die die Bierstadt besuchen, herumgesprochen. Der achtjährige Jasper aus Luxemburg ist mit seinen Eltern auf dem Weg zum Erlebnisbad Cascade: "Eine Bombe? Wie cool! Können wir da nicht mal hingehen und gucken, Papa?"

Sein Vater dämpft jedoch die Bomben-Euphorie des Sohnes: "Zeig du mir lieber gleich, ob du eine ordentliche Wasserbombe mit deinem Allerwertesten zustande bringst." Damit ist der Ehrgeiz des Jungen geweckt und die Bombe schon längst vergessen.

"Wir müssen die Leute hinter die Linie bringen"

16 Uhr: Während sich viele der Anwohner, die im 300-Meter-Radius um die Bombe herum wohnen, Gedanken um ihre Abendgestaltung machen, laufen die letzten Vorbereitungen der Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei, Stadt und Deutschem Rotem Kreuz.Insgesamt müssen 1500 Menschen ihr Zuhause vorübergehend verlassen. Darunter auch rund 40 im Alten- und Pflegeheim in der Eifelstraße. Der Evakuierungskreis verläuft genau durch das Heim. "Wir müssen die Leute nur hinter die Linie bringen", erklärt Johannes Manns, Leiter des Heims.

17 Uhr: Die Feuerwehr fährt durch das Evakuierungsgebiet und macht Lautsprecherdurchsagen. Mittlerweile gibt es aber niemanden mehr, der noch nichts von der Bombe gehört hat. Nach und nach verlassen alle ihre Häuser - teilweise mit Hilfe des Roten Kreuzes. Um auf Nummer sicher zu gehen, wird an jeder Tür geklingelt.

 Daniel Franzen (links) und Peter Richartz von der Feuerwehr Matzen klingeln an allen Haustüren, um sicher zu gehen, dass alle Anwohner das Sperrgebiet verlassen haben. TV-Foto: Helmut Gassen

Daniel Franzen (links) und Peter Richartz von der Feuerwehr Matzen klingeln an allen Haustüren, um sicher zu gehen, dass alle Anwohner das Sperrgebiet verlassen haben. TV-Foto: Helmut Gassen

1 8 Uhr: Das Wohngebiet rund um die Bombe ist leer. Allmählich macht sich Horst Lenz, Leiter des Kampfmittelräumdienstes Rheinland-Pfalz an die Arbeit. Mit einer Kombination aus Routine und Respekt legt er um 19.10 Uhr Hand an das Überbleibsel aus dem Zweiten Weltkrieg. Zehn Minuten später heißt es: Daumen hoch. Die Bombe ist entschärft. Die frohe Botschaft wird durch Lautsprecher verkündet.

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