Die Burg bleibt eine Ruine

BEFORT/LUXEMBURG. Guter Likör und eine Folterkammer: Die Burgruine Befort im Müllerthal zieht jährlich zahlreiche Besucher an. Bis sie für Touristen zugänglich gemacht wurde, hat sie mehr als 300 Jahre lang leer gestanden. Die Burg soll nach Willen der Besitzer nicht restauriert werden, sondern als Ruine erhalten bleiben.

Schön und stark ist sie. Das sagt schon der Name von Schloss Beaufort (Befort). 15 Kilometer nordwestlich von Echternach mitten in der luxemburgischen Schweiz, einer beeindruckenden Wald- und Felsenlandschaft, liegt eine der imposantesten Burgruinen Luxemburgs. Früher auf einer Anhöhe gelegen, befindet sich die Ruine heute wegen Schuttablagerungen und der Höherlegung der Straße in einer leichten Tallage. Dennoch staunt derjenige, der von Diekirch aus kommend die Straße zur Anlage hinab fährt. Verwunschen, von Bäumen umgeben, versprüht die Ruine ihren ganz eigenen Charme und steht ihrer ehemaligen Pracht als Ritterburg und Wasserschloss in nichts nach.Spuren der Geschichte sollen erhalten werden

Die Schlossanlage Befort besteht aus zwei wesentlichen Teilen: die Ruine der mittelalterlichen Ritterburg aus dem Jahr 1150 und das neue Schloss im Renaissancestil von 1646. In dem Renaissanceschloss lebt heute noch Anne-Marie Linckels, die Witwe des letzten privaten Besitzers Edmond Linckels. 1981 hat die heute fast 90-jährige Dame das Schloss dem luxemburgischen Staat überlassen. Die Grundmauern des ältesten Teils der Ruine stehen auf den Resten eines römischen Kastells. Die Vergangenheit der Burg ist von zahlreichen heirats- oder verkaufsbedingten Besitzerwechseln geprägt. Als erster Herr von Beaufort trat Walter von Wiltz und Beaufort im Jahre 1194 urkundlich auf. 1380 wurde das das Schloss vergrößert und zu einem Wasserschloss ausgebaut. Der Wasserturm ist heute noch zu sehen. 1646 bis 1650 baute Johann Baron das neue Schloss in direkter Nachbarschaft zur Burg. Die Großeltern von Edmond Linckels übernahmen das Schloss 1892 vom letzten Feudalbesitzer. Die alte Burg verfiel immer mehr. Fast 300 Jahre lang ist sie unbewohnt, bis Linckels 1925 die Idee hatte, das Gemäuer touristisch zu nutzen. Er befreite die verwilderte Ruine, legte den Schlosshof neu an und baute die Spazierwege um Befort aus. Heute sind das Schloss und der Fremdenverkehrsort Befort ein beliebtes Ausflugsziel. In guten Jahren zieht es jährlich bis zu 100 000 Gäste dort hin. "Im Sommer haben wir hier außerordentlich viel Zulauf von Touristen. Es ist ja auch besonders schön hier", sagt Anne-Marie Linckels und schwärmt von der schönen Lage und den vielen Spazierwegen im Müllerthal. Die Ruine kann von innen besichtigt werden. In den luftigen Räumen zeigen Bilder, wie es früher einmal in der Ritterburg ausgesehen hat. Eine echte Folterkammer in der ehemaligen Wachstube gibt anhand verschiedener rekonstruierter Folterwerkzeuge Aufschluss über die im Mittelalter üblichen Methoden bei Vernehmung und Rechtsprechung. Schloss Befort ist außerdem für seinen guten Likör aus schwarzen Johannisbeeren bekannt. Seit Mitte der 30er Jahre trägt er den geschützten Namen "Cassero". Hat man jemals darüber nachgedacht, die Burg komplett zu restaurieren? Nein! "Wir wollen unsere Burg so erhalten wie sie ist", sagt Linckels. Sie soll kein Dach aufgesetzt bekommen, dass nicht zu ihr gehört. Keine Maskerade. Die Spuren der Geschichte sollen weiterhin erkennbar sein. "Aber auch eine Ruine muss instand gehalten werden", erklärt Linckels. Denn die Sicherheit der Besucher hat Vorrang. Schloss Befort ist von April bis Oktober wieder geöffnet (täglich 9 bis 18 Uhr). Weitere Informationen im Internet unter www.beaufort.lu

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