Die Erholung nach der Pleite: Was aus den aus den Schlecker-Filialen im Süden der Eifel geworden ist

Bitburg/euerburg/Irrel/Speicher · Der Prozess gegen Anton Schlecker hat begonnen - fünf Jahre nach der Insolvenz seiner Drogeriekette. Doch was wurde aus den Filialen im Süden der Eifel? Eine Spurensuche.

 Ballons zur Feier, Ballons zur Räumung: Mrs. Sporty in Bitburg hat neue Öffnungszeiten (links), der Schuhladen in Neuerburg öffnet bald garnicht mehr (rechts). In der Mitte: Das Schreibwarengeschäft in der Saarstraße. In diesen Gebäuden waren früher mal Schleckermärkte. TV-Fotos(3): Christian Altmayer

Ballons zur Feier, Ballons zur Räumung: Mrs. Sporty in Bitburg hat neue Öffnungszeiten (links), der Schuhladen in Neuerburg öffnet bald garnicht mehr (rechts). In der Mitte: Das Schreibwarengeschäft in der Saarstraße. In diesen Gebäuden waren früher mal Schleckermärkte. TV-Fotos(3): Christian Altmayer

Foto: (e_bit )

Bitburg/Neuerburg/Irrel/Speicher Auf und ab, auf und ab. Die junge Frau im neongelben Top hebt die Hantel im Takt der Musik. Einatmen, ausatmen, linkes Bein hoch, rechtes Bein hoch. Diskopop pumpt aus den Boxen, an den Wänden hängen die Silhouetten schlanker Frauenkörper: Ein Ideal, das hier alle anstreben.
Vor neun Jahren hat das Fitnessstudio Mrs. Sporty in der Dauner Straße aufgemacht. Monate zuvor hatte es hier noch einen Schlecker gegeben. Shampoo und Haarspray, Duschgel und Makeup stapelten sich in den Regalen. Es war eine von drei Filialen in der Bierbrauerstadt. Schon 2008 hat sie zugemacht, vier Jahre vor der Schließungswelle, die rund 25 000 Menschen den Job kostete. Doch schon damals kämpfte die seinerzeit größte deutsche Drogeriekette mit sinkenden Umsätzen.
Dass es auch in der Saarstraße mal einen Schlecker gab, hat so mancher Bitburger wohl schon vergessen. Ist ja auch eine Weile her: Vor rund zwölf Jahren eröffnete in dem Haus mit der Nummer 32 das Schreibwarengeschäft "Paper & Trend". Die Schlecker-Filiale hatte damals schon längst geschlossen. Drei Filialen waren für die kleine Stadt wohl einer zu viel. Damals war vom Niedergang des Konzerns aber noch nicht die Rede.
Der dritte Schlecker stand in der Trierer Straße. Er hielt am längsten durch: Erst ab 2011 öffneten sich die Schiebetüren nicht mehr. Auch diese Filiale schloss noch vor der großen Krise. Die kam erst ein Jahr später. Aber schon damals gab Lars Schlecker, der Sohn des Unternehmers Anton Schlecker, bekannt, dass die Kette zehn Prozent der rund 8000 Läden aufgeben müsse. Eines dieser Geschäfte war jenes in der Trierer Straße.Danach stand das Gebäude fast zwei Jahre leer. Bis am 5. Dezember 2013, Geschäftsführerin Andrea-Lorse-Schleder erinnert sich genau, ihr Bioladen "Igel" einzog. Jetzt gibt es dort weißen Quinoa statt Weißen Riesen. Das ist alles andere als ungewöhnlich, denn mit der Schließungswelle der Drogeriekette begann auch der Öko- Hype. Bioläden öffneten allerorts, zogen in die Leerstände, die Schlecker zurückließ. So manchen verwirrt das noch heute: Die Geschäftsführerin bekommt regelmäßig Post für eine gewisse Frau Lorse-Schlecker. Ob sie selbst mal den Laden in der Trierer Straße besucht hat? "Nein, die haben dort ja ewig nicht renoviert", sagt sie. Kosmetika habe sie lieber in der Innenstadt gekauft. Und damit steht sie nicht alleine da. Am Ende wollten die Kunden nicht mehr zu Schlecker. Im Vergleich zur Konkurrenz wirkten die Läden schmuddelig. Kunden bestellten lieber im Internet oder gingen zu dm und Rossmann. Diese beiden Ketten betreiben auch Filialen in Bitburg, kleinere Läden verkaufen, was man sonst so braucht. Die Schließung der Schleckermärkte hat hier also keine Versorgungslücke geschaffen. Anders sieht es auf dem Land aus.
"Räumungsverkauf" steht auf dem Schild vor dem Schuhladen am Neuerburger Markt. Im Sommer wird das Geschäft schließen, wie so viele in dem 1500-Seelen-Ort: Im Dönerladen nebenan dreht sich längst kein Spieß mehr, bei der Papeterie an der Ecke bleiben die Vorhänge das ganze Jahr über unten. Dort wo jetzt noch der Schuhladen ist, war vor etwa fünf Jahren noch ein Schlecker. Als der 2012 schloss, ging es in Neuerburg bergab, sagt Mitarbeiterin Dagmar Schumacher: "Drogerie zieht immer." Jetzt zieht nichts mehr. Neuerburg wirkt wie eine Geisterstadt. Wer Kosmetikartikel kaufen will, muss mindestens 20 Minuten lang im Auto sitzen.
Lange sah die Situation in Speicher und Irrel nicht besser aus: Doch schon bald soll in der Stadt ein Rossmann eröffnen, in dem Dorf ein dm. Lange genug hat es gedauert, bis sich die Orte von der Pleite des Branchenriesen erholten. Doch inzwischen ist sogar in den Immobilien wieder Leben. Lange standen sie leer. Am Speicherer Markt sitzt jetzt die Post, in Irrel ein Wollgeschäft.Extra: DER PROZESS

 Ballons zur Feier, Ballons zur Räumung: Mrs. Sporty in Bitburg hat neue Öffnungszeiten (links), der Schuhladen in Neuerburg öffnet bald garnicht mehr (rechts). In der Mitte: Das Schreibwarengeschäft in der Saarstraße. In diesen Gebäuden waren früher mal Schleckermärkte. TV-Fotos(3): Christian Altmayer

Ballons zur Feier, Ballons zur Räumung: Mrs. Sporty in Bitburg hat neue Öffnungszeiten (links), der Schuhladen in Neuerburg öffnet bald garnicht mehr (rechts). In der Mitte: Das Schreibwarengeschäft in der Saarstraße. In diesen Gebäuden waren früher mal Schleckermärkte. TV-Fotos(3): Christian Altmayer

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 Ballons zur Feier, Ballons zur Räumung: Mrs. Sporty in Bitburg hat neue Öffnungszeiten (links), der Schuhladen in Neuerburg öffnet bald garnicht mehr (rechts). In der Mitte: Das Schreibwarengeschäft in der Saarstraße. In diesen Gebäuden waren früher mal Schleckermärkte. TV-Fotos(3): Christian Altmayer

Ballons zur Feier, Ballons zur Räumung: Mrs. Sporty in Bitburg hat neue Öffnungszeiten (links), der Schuhladen in Neuerburg öffnet bald garnicht mehr (rechts). In der Mitte: Das Schreibwarengeschäft in der Saarstraße. In diesen Gebäuden waren früher mal Schleckermärkte. TV-Fotos(3): Christian Altmayer

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Vor fünf Jahren ging Schlecker bankrott. Jetzt müssen die Gründer sich vor dem Stuttgarter Landgericht verantworten. Der Vorwurf: Die Familie soll, vor der Insolvenz, Millionen beiseitegeschafft haben. 40 Straftaten sind in der Anklage aufgelistet, die Anton Schlecker, seine Frau und seine Kinder begangen haben sollen: von Insolvenzverschleppung bis hin zur Veruntreuung von Firmengeld.

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