Die Kluft zwischen Hartz IV und Paradies

Im Rahmen einer Jugendkonferenz mit Podiumsdiskussion, veranstaltet von der "Arbeitsgemeinschaft der Agentur für Arbeit Trier und des Eifelkreises Bitburg-Prüm" (Arge), haben sich Fachleute aus Bildung, Wirtschaft und dem Sozialbereich am Montagabend im Europäischen Berufsbildungswerks (Euro-BBW) mit der schwierigen Vermittlung arbeitsloser Jugendlicher beschäftigt.

Bitburg. Die Bezeichnung wird an diesem Abend oft verwendet, auch wenn sie keinem so wirklich gefällt: "Hartz-IV-Familien". "Für einige junge Menschen ist es wirklich schwer", sagt Hans Dieter Kaeswurm, Direktor der Arbeitsagentur Trier. "sie sind die einzigen in der Familie, die morgens aufstehen."Sie stehen auf, um zu arbeiten, vorausgesetzt sie haben eine Arbeit. Und weil das bei immerhin 2500 jungen Menschen im Eifelkreis nicht der Fall ist, gibt es Handlungsbedarf - auch wenn im Bitburg-Prümer Raum, verglichen mit anderen Regionen, "paradiesische Zustände" herrschen, wie Rainer Uhlendorf, Rektor der Berufsbildenden Schule Prüm erklärt. Uhlendorf hat täglich mit Jugendlichen und Heranwachsenden zu tun, die es nicht schaffen, in diesem Paradies Fuß zu fassen. Um auch diesen Menschen zu helfen, haben sich am Montag im Konferenzraum Euro-BBW in Bitburg Vertreter aus Wirtschaft, Arbeitsvermittlung, Schule und dem Sozialbereich getroffen, um im Rahmen einer Podiumsdiskussion, moderiert von TV-Redakteur Marcus Hormes, eine gemeinsame Lösung für das vielschichtige Problem zu finden.Verschiedene Meinungen: Ursache im Elternhaus?

Teilnehmer ist auch der Unternehmer Leonhard Kockelmann. Er habe die Erfahrung gemacht, dass die schulischen Leistungen seiner Ausbildungsplatz-Bewerber immer schlechter würden. "Das größte Problem liegt im Elternhaus", sagt Kockelmann, "und die Lehrer müssen sich dann damit rumschlagen."Als eine Entwicklung, die alle mitzuverantworten haben, sieht es Petra Hockelmann-Hettinger vom Caritas-Verband Westeifel. Und es gehe hier nicht nur um "finanzielle Armut, sondern auch um das geistige Angebot zu Hause". Viele Eltern seien schlichtweg erziehungsinkompetent. "Ohne schulische Sozialarbeit ginge es doch heute gar nicht mehr", sagt Berufsschullehrer Uhlendorf. Allerdings sei es "ein gesamtgesellschaftliches Problem", dass es vor 20, 30 Jahren auch schon gegeben habe. "Wir können es uns nicht leisten, so zu tun, als wäre es ein Produkt des Elternhauses." Nicht die Schüler hätten sich verschlechtert, sondern die Anforderungen an Berufsanfänger seien gestiegen. "Jugendliche haben andere Schwerpunkte und Kompetenzen", meint dazu Kaeswurm, der mehrfach betont, dass die Berufsberatung der "wichtigste Partner für alle Jugendlichen in der Abgangs- und Vorabgangsstufe" sei. "Die Fälle müssen individuell gelöst werden" sagt der Chef der Trierer Arbeitsagentur, "und es wird uns nie gelingen, alle zu vermitteln."Einig sind sich alle Diskussionsteilnehmer, dass die Zusammenarbeit zwischen den Beteiligten zwar noch nicht optimal, aber zumindest gut ist. Auch Arge-Geschäftsführer Carl Diederich ist mit dem Verlauf der Gesprächsrunde zufrieden. Sein Fazit: "Es ist für uns nicht neu, aber eine Bestätigung darin, dass wir als Arge allein nichts anrichten können."

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