Die Kunst, um die Dinge herum zu reden

PRÜM. Bleibt Kurt Beck Ministerpräsident in Rheinland-Pfalz oder wird er von Christoph Böhr abgelöst? Diese Frage interessiert auch die Schülerinnen und Schüler des Regino-Gymnasiums Prüm. Der TV startete am Montag eine Probewahl. Eindeutiger Sieger: der Amtsinhaber.

Die rheinland-pfälzische Landtagswahl am 26. März wirft ihre Schatten bis in die Schulen. 40 junge Leute aus den Leistungskursen Geschichte und Sozialkunde am Regino-Gymnasium Prüm haben sich mit dem Thema in den vergangenen Wochen besonders intensiv beschäftigt. Zusammen mit ihren Lehrern Maria Dawen und Edwin Morsch arbeiteten sie sich in die Materie ein und zeigten sich beim TV-Besuch am Montag gut informiert. Demnach war den meisten Schülern auch klar, dass der Kaschenbacher CDU-Politiker Michael Billen die besten Chancen besitzt, das Direktmandat zu gewinnen. Isabell Leuwer: "Er wird voraussichtlich der Sieger sein." Das sieht auch Martin Ballmann so. Auf die Frage, wer von den Direktkandidaten der etablierten Parteien eine Chance auf höhere Weihen besitze, sieht er Michael Billen vorne. Als ehemaliger Landwirt bringe der CDU-Mann viele Merkmale mit, die Interessen der Eifel in Mainz zu vertreten. Doch nicht nur Michael Billen ist für die jungen Leute ein Begriff. Auch Monika Fink (SPD), Hermann Marx (FDP) und Georg Högner (Bündnis 90/Die Grünen) sind ihnen bekannt. Selbst über die inhaltliche Stoßrichtung wissen viele Gymnasiasten in Prüm Bescheid. Anne Neukirch: "Thema bei der SPD ist zum Beispiel das Schaffen von Ganztagsschulen, und die CDU möchte die Polizeipräsenz erhöhen." Und Katharina Sohns ergänzt: "Die Grünen belegen Themen wie Gentechnik und alternative Energien." Erfreulich, dass sich viele Schülerinnen und Schüler nicht nur in den Nachrichtensendungen der Fernsehanstalten informieren, sondern auch in der lokalen Tageszeitung. Deshalb kennen sie sich auch in der Bundespolitik gut aus, die in Deutschland seit einigen Monaten von der großen Koalition mit Angela Merkel (CDU) an der Spitze gestaltet wird. Mächtig Eindruck gemacht hat die Kanzlerin besonders auf Anne Neukirch: "Auf ihren Auslandsreisen hat sie nicht die Klappe gehalten, sondern gesagt, was sie denkt und nicht herum geschleimt." Damit spielte die Schülerin auf die USA-Visite Merkels an, in deren Verlauf sie sich gegenüber George W. Bush offen zu den Zuständen im Gefangenenlager in Kuba geäußert hat. Überhaupt: Für Iris Enterlein ist Angela Merkel "eine intelligente Frau, die sich wegen ihres Aussehens nicht von den Medien heruntermachen lässt". Im Übrigen gebe es genügend Männer in der Politik, die alles andere als gut aussähen. Und was stört die Schülerinnen und Schüler an den Politikern? Waldemar Welsch: "Die meisten beherrschen die Kunst, um die Dinge herum zu reden." Man merke, dass sie den Rückhalt der Partei bräuchten, und hätten deshalb oft Angst, ihre wahre Meinung offen zu vertreten. Adrian Salomon geht an der Stelle noch einen Schritt weiter. Ihn ärgern Korruption und Filz. Besonders heftig kritisiert er zudem den Einstieg von Ex-Kanzler Gerhard Schröder ins Gasgeschäft. Bei der Testwahl hatte Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) die Nase deutlich vorn. 31 von 44 Schülern gaben dem Amtsinhaber ihre Stimme, während Christoph Böhr mit acht Kreuzen abgeschlagen auf dem zweiten Platz landete. Auf Hans-Artur Bauckhage (FDP) entfielen drei Stimmen, auf Ise Thomas (Bündnis 90/Die Grünen und Norbert Kepp (WASG) eine.

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