Die Lamm-Gruppe checkt aus

STADTKYLL. Die Gesellschafter des Hotel am Park haben den Pachtvertrag mit der Lamm-Gruppe fristlos gekündigt. Das Kasseler Unternehmen kam seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nach.

Ab nach Kassel: Das Gastspiel des Hoteliers Michael Lamm in Stadtkyll ist nach nur drei Monaten zu Ende. "Der Vertrag ist wegen der Nichteinhaltung von fälligen Zahlungen gekündigt. Heute morgen haben wir die Fahnen abgehängt", sagte Heinz Fecher am Montagabend im Gespräch mit dem TV . Fecher ist Geschäftsführer der Betreibergesellschaft, die das Hotel erst im Mai an Michael Lamm verpachtet hatte. Der Schaden sei noch nicht zu beziffern, Fecher spricht jedoch von einem "möglichen Verlust im sechsstelligen Bereich".Jetzt ist Schadensbegrenzung angesagt: "Die alte Betreibergesellschaft wird das Hotel weiter führen. Die Leute müssen sich keine Sorgen machen", verspricht Fecher. "Wir brauchen acht Tage, dann ist alles wieder so in Schuss, wie wir das wollen."Notbremse nach nur drei Monaten

Damit ziehen die Verantwortlichen den Schlussstrich unter eine kurze, aber für alle Beteiligten zermürbende Affäre. Die Zeit für den Rauswurf drängte, denn in der vergangenen Woche hatten sich die Ereignisse zugespitzt: Aufgrund weiterhin ausstehender Gehaltszahlungen (der TV berichtete) reichten 31 Mitarbeiter die fristlose Kündigung ein. Das Reinigungspersonal war bereits vorher von der Fahne gegangen. Auch Lamm gab etlichen Mitarbeitern die Papiere, darunter den beiden Hausmeistern des Hotels. Inzwischen haben mehr als 30 (Ex-) Angestellte Klage auf Lohnzahlung erhoben.Dass der Hotelbetrieb - bei derzeit voller Belegung - dennoch weiter laufen konnte, ist den Mitarbeitern zu verdanken: Weil sie "ihr" Haus nicht im Stich lassen wollten, erschienen sie trotz ausstehender Löhne und in einigen Fällen trotz Kündigung zur Arbeit, teilweise an sieben Tagen in der Woche. "Wir haben schließlich Gäste im Haus", sagt eine langjährige Angestellte kurz und knapp.Während Lamm gestern für eine Stellungnahme nicht erreichbar war, kündigt Heinz Fecher an, dass alle, die zurück wollen, neue Verträge erhalten sollen: "Das haben wir den Leuten versprochen, und das halten wir auch."So viel Pflichtgefühl sucht man bei Lamm vergeblich: Zwar flossen die Einnahmen nach Kassel, in Gegenrichtung aber tröpfelte es bestenfalls. Wenn überhaupt Löhne gezahlt wurden, dann nur äußerst spät und spärlich. So erhielt eine Vollzeit-Angestellte erst Ende Juli ihren Juni-"Lohn": ganze 261 Euro. Zugleich zog zwar der Arbeitgeber Versicherungsbeiträge oder Vorsorgeleistungen vom Gehalt ab, überwies das Geld aber nicht an die Vertragspartner. Bei den Eigentümern der 90 Hotel-Apartments stehen Mietzahlungen aus, Lieferanten ließen sich ihr Geld bar in die Hand drücken.Stadtkyll ist nicht das einzige Lamm-Opfer: Ende Juli wurde er auch im Schlosshotel Kassel vor die Tür gesetzt. Begründung: siehe oben. Weitere "Lamm-Privathotels" liefern bundesweit ähnliche Schlagzeilen.Die Lamm-Methodik erinnert fatal an die Centra-Hotelgesellschaft, die vor zwölf Jahren den Stadtkyller Bau errichtete: Damals wurden mit dem Geld, das über den Apartment-Verkauf einging, anderswo Finanzlöcher gestopft. In Stadtkyll ist jetzt sogar die Rede von Hotelgästen, die ihre Rechnungsbeträge nicht an Lamm, sondern an dessen Gläubiger überweisen mussten.Nicht das einzige seltsame Detail: Der Pachtvertrag wurde geschlossen mit der "Lamm Dritte Hotelbetriebgesellschaft mbH". Die ist jedoch im Handelsregister nicht eingetragen. Das heißt: Nicht nur die Hotel-Einnahmen aus drei Monaten sind futsch, sondern aller Voraussicht nach auch der Adressat für Haftungsansprüche.

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