Die Mauser der blauen Engel

BITBURG. Mit einer Hand voll Mitglieder und so gut wie keiner Ausrüstung ging das Technische Hilfswerk (THW) vor 50 Jahren in Bitburg an den Start. Mittlererweile zählt das örtliche THW etwa 80 Mitglieder und reichlich Einsatzfahrzeuge.

Als Nachfolgeeinrichtung der Technischen Nothilfe (Teno) wurde 1956 das Technische Hilfswerk (THW) in Bitburg gegründet. In den Anfangsjahren standen die Hilfswerker vor dem Nichts: Für die ehrenamtlichen Mitarbeiter gab es nur ein paar Leinen, einen Flaschenzug, Schaufeln, eine Schubkarre und ein so genanntes Melder-Fahrrad. Mit dem fuhren die "blauen Engel" in Sachen Bergung und Räumung zur Schadensstelle oder zwischen weit verstreuten Einsatzorten hin und her. Noch heute arbeitet das THW mit einem solchen Melderfahrzeug. Nur ein paar mehr Pferdestärken bringt es mit: Das Fahrrad musste dem Motorrad weichen. Da anfangs noch keine Räume vorhanden waren, lagerte die spärliche THW-Ausrüstung auf dem Dachboden der Südschule hinter einem Bretterverschlag. Als Übungsraum diente eine Schlosserwerkstatt.Endstation ehemalige Futtermittelfabrik

1962 zog die Truppe in die Kellerräume der Villa Limbourg (Stadtwerke). Außerdem erhielt sie ihr erstes Fahrzeug: einen Mannschaftskraftwagen . Inzwischen gehörten dem THW-Ortsverband Bitburg etwa 30 Helfer an. Die ersten größeren Einsätze in der Region waren die Beseitigung von Windbruchschäden und Eissprengen unter anderem auf der Nims bei Stahl und der Prüm in Bettingen. Mitte der 1970er-Jahre sollte das ewige Nomaden-Dasein für das THW ein Ende haben: Das Anwesen der ehemaligen Futtermittelfabrik in der Wittlicher Straße ist seitdem die vorerst letzte Unterkunft des Ortsverbands Bitburg. "Seit den Anfängen haben wir uns beträchtlich gemausert", sagt Helmut Ernst, THW-Ortsbeauftragter in Bitburg. "Wir sind zu einer technisch gut ausgerüsteten Truppe geworden." Deren Kerngebiet erstreckt sich im "Nicht-Katastrophenfall" über den südlichen Teil des Landkreises Bitburg-Prüm. Dort hilft das THW bei der Stromversorgung, beim Räumen, Bergen und Sprengen sowie beim Brückenbau. Als Profis bewiesen haben sich die THW-Mitglieder bei Einsätzen in Überschwemmungsgebieten, beispielsweise im Jahr 2003 in Frankreich (der TV berichtete). Die Stadt Arles an der Rhône war besonders schwer von den Überflutungen betroffen. "Wir haben das Wasser aus der Stadt in die Kanäle gepumpt", erklärt Klaus Weich die Arbeit des THW am Einsatzort. Mittendrin in der Jahrhundertflut

Weich ist seit 48 Jahren THW-Mitglied und erhielt aufgrund seiner herausragenden Leistungen das goldene Ehrenzeichen. Er erinnert sich noch gut an einen Einsatz in Herforst in den 60er-Jahren. Aus dem Wald kam Wasser in den Ort geschossen. "Damals wurde noch viel mit den Händen gearbeitet. Das THW hat die Haustüren mit Mist und Scheitholz abgedichtet", erzählt Weich. Unvergessen bleibt für ihn auch der Hochwasser-Einsatz 2002 in Dresden. Das THW war mit drei Einsatzfahrzeugen vor Ort. Sie öffneten durch Sprengungen Elb-Deiche, um das Wasser abzuleiten. Außerdem schleppten sie bis zur Erschöpfung Sandsäcke. Dabei befanden sie sich in ständiger Lebensgefahr. Weich: "Wenn der Deich gebrochen wäre, wären wir weggeschwemmt worden." Anlässlich des 50-jährigen Bestehens will das THW Bitburg auch entsprechend feiern. Deshalb lädt der THW-Ortsverband Bitburg am Freitag, 21. April, 22 Uhr (Einlass ab 21 Uhr), in die Halle 300 auf dem Flugplatz Bitburg ein. Geplant ist ein großes Feuerwerk und eine Party mit "Chock-A-Block". Am Sonntag, 23. April, 10 Uhr, wird es einen Tag der offenen Tür in der THW-Unterkunft, Wittlicher Straße 36 in Bitburg geben. Ausgestellt werden Fahrzeuge der Hilfsorganisationen. Es muss mit Verkehrsbehinderungen gerechnet werden.

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