Die Nacht, als der Phönix tanzte

BITBURG. 300 Zauberfans im Harry-Potter-Fieber verbreiteten eine Nacht lang magische Internats-Atmosphäre im Bitburger Haus Beda.

So muss es auch in Joanne K. Rowlings Zauberinternat Hogwarts zugehen: Hunderte von Kindern in Internats-Uniformen, die Mädchen mit langem Engelshaar wie die kluge Hermine, die Jungs mit kreisrunder Brille und einem Zeichen auf der Stirn wie Harry Potter oder rot gefärbtem Haar wie die Sprösse der Weasley-Familie übten sich dreieinhalb Stunden in Zauberkünsten wie Kräuterkunde, Zaubersprüchen, Arithmantik Quidditch oder magischen Geschichten im Haus Beda. Denn ihre Aufgabe war es, mit Wissen, Geschick und der nötigen Portion Magie um Mitternacht den Phönix zum Tanzen und Singen zu bringen, damit er den begehrten fünften Harry-Potter-Band unter den Schülern verteilt. Doch bis die 300 Zauberschüler das schafften, galt es, eine Vielzahl mysteriöser Aufgaben zu bewältigen. Dazu hatte sich das sonst oft schmucklose Gebäude unter Leitung von Bernadette Pflipps für eine Nacht in ein gruseliges Zauber- und Hexen-Internat verwandelt. Tarnnetze mit Spinnweben, die sich hartnäckig an Hemdsärmel und Hosenbeine kletteten, Fledermäuse an den Wänden und magische Beleuchtung ließen die Atmosphäre von Hogwarts lebendig werden. Dafür, dass auch Leben in das gruselige Internat kam, sorgten die 50 Hogwarts-Lehrer und 300 Zauberschüler, die fast ausnahmslos in die Rollen der zahlreichen Harry-Potter-Akteure geschlüpft waren und mit Detailwissen über den Jungen, der bei den Muggels aufgewachsen ist, beeindruckten. So war es den meisten Schülern ein Leichtes, die von Professor Marx und Engels zitierten Textstellen genau einzuordnen in die bisherigen Erlebnisse von Harry Potter und seiner Freunde. Denn die meisten hatten die vier Bände schon verschlungen und warteten sehnsüchtig auf neues "Lesefutter". So auch der neunjährige Alexander Laub aus Bitburg: "Ich bin besessen von den Büchern, weil sie so spannend sind", gesteht er. "1191 Seiten habe ich schon gelesen, und seitdem klappt das Lesen bei mir viel besser."Goldener Schnatz in glibberiger Nudelmasse

Die neunjährige Sandra Gaal aus Sülm, die in Uniform und gelb-roter Krawatte unverkennbar als Rons kleine Schwester Ginne Weasley verkleidet war, ist noch mit dem dritten Band beschäftigt. Aber auch sie kennt sich bestens aus mit den Internatsfarben und -gepflogenheiten. Und auch die neunjährige Anastasia von Volxem und ihre achtjährige Freundin Anna-Lena Notzon aus Trier kennen noch nicht alle Erlebnisse von Hogwarts. Dennoch waren sie, mit Engelshaar wie Harrys Freundin Hermine geschmückt, begeistert von den Zauberklassen, in denen sie Zaubertränke brauten, Schleim-Kröten, Einhorn-Schuppen, Mäuse-Dreck und Schrumpf-Vampire auf Muffins klebten, Spinnen aus Pfeifenputzern bastelten und den goldenen Schnatz aus einem Trog mit glibberigen Nudeln und undefinierbaren Zutaten fischten. Bis eine Stunde vor Mitternacht hatten die Zauberschüler genügend Wissen und Spaß erarbeitet, um den Phönix alias Jan Walter tanzen und singen zu lassen. Als dann um Mitternacht der lang ersehnte Verkauf des fünften Bandes begann, war das für viele Schüler nur noch Nebensache. Zu der Zeit stürmten dann zahlreiche Eltern das Haus Beda, um die neue Lektüre über Harry Potter und seine Freunde zu ergattern. Und dass auch Hilfe im Notfall an Ort und Stelle war, dafür sorgten die 15 Sanitäter des Schulsanitätsdienstes der St. Matthias-Schule. Ihre Bilanz: Ein Kind musste (vermutlich wegen Heimwehs) nach Hause gebracht werden, ein anderes hat sich in den Finger geschnitten. "Eine sehr positive Bilanz, zumal die Sanitäter das alles eigenständig gelöst haben", resümiert Heiner Weides, der den Einsatz leitete. Bericht über die Harry-Potter-Nacht in Trier REGION: SEITE 14

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