Die Nacht der Stimmzettel

BITBURG. Schelte für den politischen Gegner, mehr Basisarbeit und Wahlen, Wahlen, Wahlen. Die Bitburger CDU hat auf ihrer Mitgliederversammlung Parteichef Lothar Weis im Amt bestätigt.

Im Gasthaus "Eifelbräu" in Bitburgs Innenstadt sind Wasser und Bier bestellt, auf dem Tisch liegen Formulare aus, Einverständniserklärungen für Zusendung von Partei-Informationen per E-Mail. Man kennt sich, Schulterklopfen hier und da. Es ist 19.40 Uhr, als Lothar Weis, Vorsitzender des Bitburger CDU-Stadtverbands, ans Rednerpult tritt und die 30 Anwesenden im Festsaal des Gasthauses begrüßt. Üblich sind 60 bis 90 Teilnehmer. "Wahlparteitage sind immer etwas eintönige Veranstaltungen", wird der Chef der Bitburger CDU später am Ende der Sitzung sagen.Wagner: "Galoppierende Verschuldung"

Ein wenig irrte der Parteichef. Denn Peter Wagner, Fraktionschef der Christdemokraten im Bitburger Stadtrat, stellt die Arbeit der Fraktion hinsichtlich aktueller Stadtthemen dar, und lässt nicht die Gelegenheit verstreichen, den politischen Gegner zu attackieren. So sei der städtische Haushalt 2007, der auf der Tagesordnung der heutigen Stadtratssitzung steht, "auf Kante gestrickt", sagte Wagner nach der Nennung eines Millionendefizits. Die "galoppierende" Verschuldung seit 1996/98 decke sich ein bisschen mit der Amtszeit des Bürgermeisters, sagt Wagner - ohne näher darauf eingehen zu wollen. Und der Stadtchef selbst verdiene zwar "vollen Respekt" für sein Engagement hinsichtlich Fusion der Kreissparkasse, Feuerwehrstiftung oder Jugendtaxi. Aber "dieser Einsatz binde Kräfte, die Streit auch im Rathaus einsetzen könnte", sagt Wagner. Streit habe etwa beim "unsäglichen Prozedere" um die Besetzung des Sessels des Stadtwerke-Werksleiters "der politische Instinkt gefehlt". Eine dreiviertel Stunde Redezeit später macht Wagner Platz für den Bericht des 2005 gewählten Verbands-Vorstands von Weis und dessen Stellvertretern Michael Schmitz und Herbert Theisen. Weis erinnert an Bundes- und Landtagswahl. Die Erkenntnis, dass es zunehmend schwerer falle, die Wähler im "Straßenwahlkampf" zu erreichen, nimmt Weis zum Anlass, der Politikverdrossenheit den Kampf anzusagen. "Politik ist für viele Menschen zu kompliziert geworden." Daher will die CDU mit gutem Beispiel vorangehen und mit mehr Offenheit die Bürger erreichen - die Premiere liefert die erstmals öffentliche Mitgliederversammlung. Künftig soll dies Standard sein. Auch Vorstandssitzungen werden künftig einen öffentlichen und nichtöffentlichen Teil haben, zudem werden sie öffentlich in Stadtteilen abgehalten. Die anwesenden Parteimitglieder ruft Weis auf, sich zu engagieren. "Es geht nicht um Pöstchenverteilung", fordert Stellvertreter Theisen Gegenkandidaturen ein, als schließlich die Neuwahl von Vorstand und Beisitzern ansteht. "Plakatkleben ist Schnee von vorgestern"

Als alle Stimmzettel ausgefüllt, eingesammelt und ausgewertet sind, ist es 21.42 Uhr. Gegenkandidaten hat es doch nicht gegeben, fast einstimmig werden Weis und seine Stellvertreter für zwei weitere Jahre im Amt bestätigt. Unter den Beisitzern manch neues Gesicht. "Ich will mich engagieren, gegen Politikverdrossenheit", erklärt etwa Thomas Quendt. Das wird Bitburgs Ex-Gewerbevereinschef Heinz Hubrig freuen. Hubrig, auf der Versammlung für 60 Jahre Mitgliedschaft geehrt, lockerte den Wahlabend mit Wortmeldungen, unter anderem einem Dankeschön für die Aufnahme in Bitburg vor 20 Jahren, auf. Sein Rat an die Neuen: "Sprechen Sie den Bürger direkt an. Plakatkleben ist Schnee von vorgestern."

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