Die Qual mit der Wahl

Meine Frau Walburga ist manchmal schon etwas seltsam. Gestern hat sie mich gefragt, ob irgendwo ein Jugendparlament gewählt wird. Auf meine Frage, wie sie denn auf diesen Unsinn kommt, antwortete sie mir frech: "Da sind doch überall so viele Plakate mit jungen, lächelnden Menschen aufgehängt worden." Walburga, Walburga… Das sind doch nur auf jung getrimmte Politiker, die uns in Berlin vertreten wollen, gab ich ihr zur Antwort.

Und die Berliner Luft macht ja so bekanntlich einiges. Beispielsweise lässt sie Fältchen und graue Haare verschwinden. Die Eifeler Luft lässt die Damen und Herren dann wieder zehn Jahre älter aussehen. Irgendwie kann ich Walburga aber dann doch verstehen. Die einen Kandidaten kenne ich nicht, die anderen sehe ich nie und wieder andere sehe ich zwar dauernd. Doch in Verbindung mit Politik bringe ich sie auch nicht. Walburga ist beispielsweise felsenfest davon überzeugt, dass Elke Leonhard die neue Frau Antje der Dachmarke Eifel ist. Die eifelstarke Elke will ja die Eifelstimme haben. Da bleibt vor lauter Eifel die Politik auf der Strecke. Um diese Stimmen zu bekommen, scheint sie sich sogar von der SPD losgesagt zu haben. Denn den Hinweis auf ihre Partei habe ich auf ihren Plakaten oft vergebens gesucht. Und von denen gibt es vermutlich fast mehr als Wähler. Ganz anders gehen da Peter Rauen, Sigrid Thiel und Ulrike Höfken vor. Die verzichten auf nervigen, programmatischen Firlefanz oder auf lästige Aussagen, an denen sie später gemessen werden könnten. Vielleicht ist diese Gemeinsamkeit am Ende noch ein Hinweis auf eine kommende schwarz- gelb-grüne Regierung? Die CDU scheint sich außerdem ihren eigenen Slogan mit der reifen Zeit für den Wechsel wohl wegen der vielen Anrufe zu Herzen genommen zu haben. Ich habe gehört, dass dauernd irgendwelche Leute wissen wollten, welche Frau denn da auf dem Plakat neben Rauen, Schneiders und Billen zu sehen war. Elfriede Meurer soll die Dame heißen, hat mir unser CDU-Bürgermeister gesagt. Der muss es ja wissen. Wissen würde ich auch gerne, welche lichtscheuende Damen und Herren hinter der Plakatüberkleb-Aktion stecken. Irgendein Nationalgedöhns versucht seit Tagen mit entlarvenden Parolen verirrte Seelen und Stimmen einzufangen. Mich kriegen die nicht. Ich stehe nämlich vor einer ganz anderen Wahl. Soll ich für Sonntagabend Stubbis oder Fernseh-Flaschen kaufen?

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