"Die Risiken waren nicht ohne"

BITBURG. Mit dem vorläufigen Abschluss der Altlastensanierung sind auf dem Flugplatz Bitburg neue Flächen für Gewerbe- und Industriebetriebe entstanden. Bisher wurden rund 16 Hektar von Kerosin, Öl und Arsen befreit. Kosten: 15 Millionen Euro.

 (Kerosin-)Berge versetzt: Zum Ortstermin am ehemaligen Tanklager auf dem Flugplatz Bitburg trafen sich (von links) Norbert Kraff und Otmar Nikolay von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sowie Zweckverbands-Geschäftsführer Helmut Berscheid. TV-Foto: Manfred Reuter

(Kerosin-)Berge versetzt: Zum Ortstermin am ehemaligen Tanklager auf dem Flugplatz Bitburg trafen sich (von links) Norbert Kraff und Otmar Nikolay von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben sowie Zweckverbands-Geschäftsführer Helmut Berscheid. TV-Foto: Manfred Reuter

"Als es hier los ging, sah es aus wie im Wilden Westen." Helmut Berscheid, Geschäftsführer des Zweckverbands (ZV) Flugplatz Bitburg, weiß, wovon er spricht, wenn er über den Beginn der Altlastensanierung auf der Ex-Air-Base nachdenkt. Auch Norbert Kraff, früher im Bundesvermögensamt, heute in der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, war von Anfang an dabei. "Es gab drei bis vier problematische Zonen", erinnert sich Kraff. Das waren Zonen, wo es richtig gekracht hat." Damit meint Norbert Kraff zum Beispiel den Pipeline-Riss, der zur Zeit des Flugbetriebs einen Schaden hinterlassen hatte, der vom Tanklager bis zum heutigen Regenrückhaltebecken reichte. Die Pipeline verband damals den Flugplatz Bitburg mit den Raffinerie-Standorten Anderlecht und Marseille. Über die Rohre wurden aber nicht nur die Düsenjäger in Bitburg mit Kerosin versorgt, sondern zum Beispiel auch die deutschen Luftwaffengeschwader in Pferdsfeld und Büchel. Heute noch bezieht zum Beispiel die Air Base Spangdahlem ihren Treibstoff über diese Leitung. Helmut Berscheid: "Auch wir könnten diese Pipeline im Bedarfsfall wieder aktivieren." Inzwischen sind die Altlasten weitestgehend entsorgt. Bis in sechs Meter Tiefe wurde ein kompletter Bodenaustausch vorgenommen, nicht nur im ehemaligen Tanklager, sonder auch im so genannten B-Shelter-Bereich. Die Sanierung dieser insgesamt rund 16 Hektar kostete den Bund 15 Millionen Euro. Seit 1994 wurden 100 000 Kubikmeter Erdreich ausgebaggert, was einer Last von 50 000 Tonnen beziehungsweise 10 000 Lastwagen-Füllungen entspricht. Der größte Teil des kontaminierten Erdreichs wurde zur biologischen Reinigung nach Morbach und Saarburg gekarrt. "Die schlimmen Fälle kamen zur Verbrennung in eine spezielle Anlage nach Nordrhein-Westfalen", sagt Norbert Kraff. Dabei habe es sich um Arsen gehandelt, welches in von den Amerikanern benutzten Unkrautvernichtungsmitteln enthalten gewesen sei. Laut Norbert Kraff wird das Wasser aus den ehemals kontaminierten Flugplatz-Arealen künftig über Drainagen aufgefangen und zwei Reinigungsanlagen zugeführt. Kraff und sein Kollege Otmar Nikolay rechnen damit, dass diese Anlagen noch sechs bis zehn Jahre in Betrieb sein müssen. Kosten pro Jahr: 60 000 Euro. Nach den Worten von Helmut Berscheid sind die Amerikaner bei der Finanzierung indes "nicht ungeschoren davongekommen". Für die Gebäude und sonstigen Anlagen hätten sie seinerzeit 18 Millionen Mark gefordert, allerdings nur sechs Millionen Mark erhalten. Insofern habe man die Kosten ein Stück weit kompensieren können. Die Altlastensanierung hatte die deutschen Behörden Anfang der 90er-Jahre vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Die ursprüngliche Idee, für die Reinigung des teilweise stark zerklüfteten Bodens Tenside einzusetzen, ließ man sehr schnell fallen. Norbert Kraff: "Die wären ins Grundwasser eingedrungen und hätten so eine große Gefahr für das Wasser der Brauerei bedeuten können." Deshalb habe man dieses Vorhaben schnell ad acta gelegt, weil der mögliche Schaden "unermessliche Auswirkungen" verursacht hätte. Kraff: "Die Risiken waren also nicht ohne."Neue Gewerbeflächen entstehen

Was nun noch bleibt, ist die Sanierung des Geländes um die 30 noch abzureißenden Shelter. Dafür sind insgesamt 500 000 Euro vorgesehen, eine Summe, die bereits in die 15 Millionen Euro Geamtkosten eingerechnet ist. Auf dem acht Hektar großen Gelände des früheren Tanklagers entstehen derweil nun neue Gewerbe- und Industrieflächen. Dort kostet der erschlossene Quadratmeter 17 Euro. Diese Fläche wird vom Bund im Einvernehmen mit dem Zweckverband vermarktet, ein rechtskräftiger Bebauungsplan existiert bereits. In Kürze soll die Ausschreibung erfolgen. Helmut Berscheid: "Anfragen nehmen wir aber auch schon jetzt gerne entgegen."

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