Die Speicherer Herrgottsfabrik

Schon seit mehr als einem Jahrhundert stellt die Speicherer Herrgottsfabrik Christusfiguren aus Porzellan her - ein Unternehmen, das den meisten heutzutage eher wegen seiner mit witzigen Trierer Sprüchen bedruckten Viezporzen bekannt sein dürfte.

 Petra Plein legt vor dem Brennen den letzten Schliff an eine große Christusfigur. TV-Foto: Katharina Hammermann

Petra Plein legt vor dem Brennen den letzten Schliff an eine große Christusfigur. TV-Foto: Katharina Hammermann

Speicher. Es ist schwierig, einen Begriff zu finden, für den die Internetsuchmaschine Google keinen einzigen Treffer ausspuckt. Mit dem Wort "Herrgottsfabrik" jedoch ist genau dies der Fall. Und das, obwohl es sich dabei um ein Wort handelt, das der Speicherer Volksmund bereits seit mehr als 100 Jahren kennt. Die "Ärega Herrgottsfabrik" begann etwa zur Jahrhundertwende Christuskörper herzustellen - und tut dies unter dem Namen "Gebrüder Plein" noch heute.

Auch die fernen Vorfahren der Pleins waren bereits Krugbäcker. Der 1851 geborene Matthias Plein setzte diese Tätigkeit mit der Herstellung von Grabschmuck, Krügen und Rahmschüsseln aus einheimischen Tonen fort.

Krüge und Rahmschüsseln aus einheimischen Tonen



Seine Söhne führten das Unternehmen mit dem Namen "Spezialfabrik für Christuskörper und Figuren Gebrüder Plein-Bleses" weiter und stellten nun auch Porzellanfiguren her. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg stieg die Nachfrage nach solchem Zierporzellan und dem reinweißen Grabschmuck, so dass 15 Menschen in der Herrgottsfabrik Arbeit fanden. Immer wieder wurde das Handwerk vom Vater an den Sohn weitergegeben.

Wer heute in der Bahnhofstraße 67 durch die Produktionsräume des von Walter Plein geführten Betriebs geht, wird ebenso wie vor 100 Jahren auf zahlreiche "Herrgottsfiguren" aus Porzellan stoßen.

Manche sind große freistehende Plastiken, andere sind deutlich kleiner und zeigen Christus am Kreuz. Sie alle werden überwiegend als Grabschmuck verwendet - und zwar in der ganzen Welt: Dänemark, Australien, Frankreich, Norwegen. Und selbst auf brasilianischen Friedhöfen stößt man auf Figuren aus der Speicherer Herrgottsfabrik.

Mit der Zeit sind allerdings auch noch andere Produkte hinzugekommen: Engel, Tauben, betende Hände, aber auch Porzellan-Grabsteinbilder werden in einem großen Ofen bei 1400 Grad gebrannt. Sogar Urnen mit dem Bild des Verstorbenen entstehen in Speicher - allerdings nicht für den deutschen, sondern für den belgischen Markt. In Deutschland ist es nach wie vor nicht gestattet, gefüllte Urnen mit nach Hause zu nehmen.

Hinzu kam die Herstellung von gegossenem und handgetöpfertem Steinzeug: die für Speicher so typischen blau-grauen Krüge, Pokale oder Teller.

Vielen dürfte das Speicherer Traditionsunternehmen jedoch noch wegen eines ganz anderen Produkts bekannt sein: dem typischen Viez-Porz aus weißem Porzellan. Mit Sprüchen wie "Nimmst Du noch oder holst Du schon?" bedruckt, zählen diese Gefäße zu den Rennern der in der Trierer Touristinformation angebotenen Souvenirs (der TV berichtete mehrfach). In langen Reihen stehen die weißen Porzen in der Werkstätte - einmütig Seite an Seite mit Engeln und natürlich den traditionellen Christusfiguren.

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