"Die Sprache steht an erster Stelle"

BITBURG. Unter dem Titel "Integration und Kultur" feierten Ausländer und Einheimische gemeinsam im Haus der Jugend. Vor einer großen Kulisse wurde diskutiert, getanzt und musiziert.

"Die Stadt Bitburg ist multikulturell." Mit dieser Aussage eröffnete TV-Redakteur Marcus Hormes die Gesprächsrunde zum Thema "Integration und Kultur" vor über 200 Besuchern im Bitburger Haus der Jugend. Wie fühlen sich Ausländer in Bitburg und wie lässt sich die Integration verbessern? Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit, die Schul-Sozialarbeiterin Carmen Wellenberg, die Integrationsbeauftragte der Stadt Bitburg, Swetlana Kuhfeld, und Jörg Scholtes vom Berufsbildungszentrum standen in der vom TV moderierten Diskussionsrunde Rede und Antwort. Für Bürgermeister Joachim Streit bedeutet Integration, dass jeder Mensch sich willkommen fühlen soll, unabhängig davon, wie lange er in der Stadt lebt. Deshalb sei auch ein solcher Abend wichtig, um sich kennen zu lernen. Die beste Integration: Je früher, desto besser

Auf die Frage, inwieweit die Stadt Bitburg dazu beiträgt, dass sich Ausländer wohler fühlen, sagte Streit: "Die Stadt legt großen Wert darauf, dass die Kinder aller Neubürger Deutsch lernen." Wichtig sei aber, dass schon Kinder unter drei Jahren die Möglichkeit haben, einen Platz in einer Kinderkrippe zu bekommen, wo sie schon früh Kontakt zu anderen Kindern finden. Streit macht deutlich: Wenn eine Integration im Kindesalter verpasst wird, wird sie meist ein ganzes Leben lang nicht nachgeholt werden können. Und die Stadt trägt dazu bei, die Integration zu fördern. So gibt sie beispielsweise 60 000 Euro für die Einrichtung einer integrativen Gruppe aus, in der Eltern mit ihren Kindern gemeinsam Deutsch lernen sollen. Auch für Schul-Sozialarbeiterin Carmen Wellenberg, die an der Edith-Stein-Schule beschäftigt ist, spielt Integration eine große Rolle. Sie versucht den Jugendlichen vor allem klar zu machen, dass es nicht wichtig ist, welche Nationalität ein Mensch hat. Um die Integration zu fördern, gibt es an zwei Tagen pro Woche an der Edith-Stein-Schule eine Nachmittagsbetreuung, während der die Jugendlichen unter anderem gemeinsam Sport treiben. Wellenberg wünscht sich, dass die Kinder Vereinen beitreten, denn dort werde die Integration gestärkt und die Kinder fänden Anschluss. Seit vier Jahren engagiert sich Swetlana Kuhfeld ehrenamtlich als Integrationsbeauftragte der Stadt Bitburg. Sie hilft unter anderem beim Umgang mit Behörden und gibt seit zehn Jahren Deutschkurse für Aussiedler aus Osteuropa. Sie kam mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern nach Deutschland - ohne jegliche Sprachkenntnisse. "Die Sprache steht an erster Stelle. Man muss miteinander kommunizieren können. Ohne Sprache geht es nicht", macht Kuhfeld deutlich. Seit 1994 leitet sie an der Volkshochschule (VHS) Sprachkurse und trägt so zur Integration bei. Zur Freude Kuhfelds nutzen besonders junge Leute das Angebot. Ihre Erfahrungen zeigten, dass sich alle Teilnehmer große Mühe gaben und fast alle anschließend einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz fanden. Jörg Scholtes vom Berufsbildungszentrum hebt ebenfalls die Bedeutung der Sprache hervor: "Sie ist ein elementarer Bestandteil der Integration - vor allem im Arbeitsleben." Zudem sei die Kommunikation wichtig, um Gruppenbildung zu verhindern beziehungsweise bestehende Gruppen auseinander zu bekommen. Im Anschluss an die Diskussionsrunde gab es zahlreiche Darbietungen von Menschen aus verschiedenen Ländern. Unter anderem führte Jale Kirchhoff einen aserbaidschanischen Tanz auf, der erst achtjährige Lorenz Schütz spielte ein russisches Lied auf der Gitarre, und Renate Meiers und Maria Wolf führten einen Sketch auf. Auch kulinarisch stand die Veranstaltung im Zeichen von Multi-Kulti: Die Besucher konnte zwischen chinesischer, türkischer und russischer Küche wählen. Moderator Joachim Kandels von der Kulturgemeinschaft Bitburg war mit der Resonanz sehr zufrieden. "Wir waren sehr begeistert - vom Publikum, der Diskussion und den Aufführungen." Gerechnet hatte man mit 100 Besuchern. Dass es doppelt so viele waren, zeige, wie wichtig den Menschen das Thema Integration ist.

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