Die Suche geht weiter

SCHÖNECKEN. Medizinischer Medienwirbel: Nach dem TV-Bericht über den Landarzt Erdal Dogan (29. März) und seine Suche nach einem Nachfolger ist die Praxis des Schönecker Doktors bundesweit bekannt geworden. Trotzdem muss er vorerst weiter praktizieren.

Jawohl, Anrufe von Interessenten habe es gegeben, berichtet Erdal Dogan, eine Reihe von Kollegen hätten sich seit Anfang April bei ihm gemeldet. Ob jemand davon aber seine Arztpraxis tatsächlich übernimmt, steht noch nicht fest.Dogan erzählt von kuriosen Anfragen: Ob denn die Praxis Bestandteil eines Bauernhofs sei, habe einer wissen wollen. "Ich habe ihm geantwortet, dass wir hier in der Eifel sind, aber nicht in der Pampa."

Noch keine Erfolgsmeldung also. Dafür immerhin sind der drohende Mediziner-Mangel in der Eifel - und die Praxis des gebürtigen Zyprioten - jetzt im ganzen Land bekannt.

"Ich muss mich bedanken, der Artikel hat wirklich eine Lawine ausgelöst", sagt er, gerade aus dem Urlaub auf seiner Heimatinsel zurückgekehrt, im Gespräch mit dem TV.

Ein Thema auch beim Ärztetag

"Das hat schon sehr viel bewirkt", ergänzt Dogan und berichtet vom Ansturm der Anstalten: Südwest 3, die ARD-Monitor-Redaktion, das ZDF-Heute Journal, alle haben wegen eines Berichts angefragt (SWR und ZDF kamen zum Zuge - "Da habe ich mich nicht wehren können, die waren schon unterwegs.").

Viel wichtiger aber sei der Umstand, dass das Thema deshalb auf der Tagesordnung des jüngsten Deutschen Ärztetags in Berlin gelandet sei, obwohl es überhaupt nicht vorgesehen war: "Und da mussten alle zugeben, dass sie das Problem unterschätzt haben. Allen voran Gesundheitsministerin Ulla Schmidt."

Man wolle, heißt es aus Berlin, jetzt 100 Millionen Euro ausgeben, um die Situation zu verbessern. Ein Teilerfolg, findet Dogan, auch wenn niemand wissen kann, ob die Zusage über die absehbaren Neuwahlen hinaus Bestand haben wird.

Bis dahin freut er sich über die vielen Rückmeldungen aus dem Kollegenkreis: Sogar aus Wien und von Mallorca hätten alte Bekannte angerufen - "das war wirklich toll."

Nicht ganz so toll: Ein Schreiben von der Mainzer SPD-Fraktion. "Da heißt es, dass man sich auch im Landtag des Themas angenommen habe." Ergebnis: Die Eifel sei "praktisch überversorgt".

Von solchen Fehldiagnosen abgesehen steht für Dogan aber fest: "Wir haben damit sehr viel bewegt. Und alle haben gemerkt, dass wir die ganzen Jahre lang Mist gebaut haben. Das macht sich jetzt bemerkbar: Der Osten ist total leer, im Westen droht der Verlust fast der Hälfte der Landärzte."

Zudem werde immer wieder missachtet, dass ein Arzt auch ein Wirtschaftsfaktor sei: Wo keine medizinische Versorgung, da auch weniger Häuslebau und Gewerbe-Ansiedlung, sagt Erdal Dogan.

Dogans scheidender Schönecker Kollege Ivo Kubes hat unterdessen jemanden gefunden, der an seiner Stelle weitermacht: Heinz Ess aus Daleiden. Mitte Juni werde er im Burgflecken antreten, bestätigt der 51-Jährige auf TV-Anfrage.

Zusammen mit seinem Kollegen Klaus Spies in Waxweiler habe er überlegt, wie man den Notstand in Schönecken zumindest lindern könne. Zudem seien mittlerweile in Daleiden, seltsames Geschick, zwei Ärzte angesiedelt. Im mehr als doppelt so großen "Flecken" ist die Not größer - Ess führt deshalb seine Praxis dort weiter, zumal er ja in Daleiden "offensichtlich nicht mehr gebraucht" werde.

Auch Erdal Dogan zieht derweil wieder jeden Morgen in Schönecken seinen Kittel an: "Ich habe ja schon gesagt, dass ich das weiter machen werde, bis ein Neuer gefunden ist." Und so lange er fit bleibt: "Ich stehe auf der Abschussliste", sagt der 65-Jährige frank und frei. "Aber ich bleibe mit Leib und Seele Landarzt."

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